Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
ließe sich bestimmt auch etwas anderes machen. Hehehe“, erwiderte der Lindwurm grinsend und ließ den Kopf der Drachin mal aus seinem Maul heraus. „Weißt du... ich kann dir so etwas Schreckliches nicht antun. Ich kann das einfach nicht. So böse bin ich nicht.“
Sofort schnappte die Drachin nach frischer Luft. Ihre Nüstern öffneten sich weit, die Lungen dehnten sich aufs Maximum aus. Sie genoss das Tageslicht und besonders den Anblick ihres eigenen, unversehrten Körpers. Von ihrem Hals rann der Lindwurmsabber runter, die Schnauze war komplett mit einer Speichelschicht überzogen und es sah ziemlich klebrig aus. „Danke... ich konnte den Schmerz der Verdauung schon innerlich fühlen. Ich würde alles tun. Alles was du willst“, sagte sie und meinte es diesmal auch wirklich Ernst. Ihre Stimme war konstant ruhig.
„Würdest du das? Ich hoffe, du sagst diesmal die Wahrheit. Wenn nicht, dann kann ich dich jederzeit doch noch fressen. Na gut, dann mache ich dir einen Vorschlag. Wenn du ablehnst, wirst du doch noch als mein Hauptgang enden. Wenn nicht, könntest du unverletzt überleben. Da ich dir deine ersten Jungen genommen habe, könnte ich ja der Vater deiner zweiten Jungen werden. Das wären dann zwar Mischlinge, aber das macht nichts. Wärst du denn einverstanden, mich als Partner zu bekommen?“
Die Drachin war sichtlich überrascht, aber nicht entsetzt. Der, der sie beinahe verschlungen hätte, wollte jetzt Spaß mit ihr haben, diese Wendung verstand sie nicht, aber es war das Beste, das ihr passieren konnte. Auch der Wolf im Hintergrund stand mit offener Schnauze da, obwohl er es dem Lindwurm nicht verübeln konnte. Den Vorfall mit Slykur, von dem wusste er ja auch nichts. Nickend stimmte die Drachin zu und war noch immer verwundert über dieses Angebot.
Dem Lindwurm war klar, dass sich Velyne sicher ziemlich darüber wundern musste, doch er versuchte, in diesem Moment nicht an Velyne zu denken. „Du hättest nur Vorteile dadurch. Deine Jungen wären vor mir sicher, denn wir fressen unsere eigenen Jungen nicht. Und wenn du meine Partnerin bist, brauchst auch du dir erst mal keine Sorgen um dein Leben zu machen. Aber ich muss darauf bestehen, dass du Velyne in Ruhe lässt. Er ist mein Freund und wenn du meinem Freund etwas antust, töte ich dich.“
Sie nickte erneut, diese direkte und unverblümte Nachricht ging sofort ins Gedächtnis. Eigentlich hatte sie nie Groll gegen Velyne, auch nicht als er sie in die Höhle gelockt hatte. Sie hatte gedacht, dass der Wolf gequält worden wäre, war aber dann in der Höhle in eine Falle geraten. Sie hatte nie begriffen, wieso sie den Lindwurm erst bemerkt hatte, als sich dieser um sie geschlungen hatte. „Ich tu dem kleinen Wolf nichts“, sagte sie, Velyne ärgerte sich etwas, dass er wieder als kleiner Wolf abgestempelt wurde, freute sich aber für den Lindwurm sehr.
„Dann sollten wir erst mal Frieden schließen. Ich weiß, du magst mich nicht, aber du solltest mich wenigstens so akzeptieren, wie ich bin. Und denke nicht mehr an deine ersten Jungen.“ Der Lindwurm streichelte und kraulte die Drachin jetzt überraschend zärtlich über ihre Schuppen. Er wusste, dass er einiges gutmachen musste. Es war ihm auch nicht peinlich, dass Velyne bei seinen Zärtlichkeiten zusah. Vor Velyne hatte der Lindwurm längst keine Geheimnisse mehr. Und da der Lindwurm schon lange kein Weibchen mehr gehabt hatte, freute er sich über diese Entwicklung.
Die Drachin ließ sich streicheln und murrte sogar etwas, wenn auch noch ziemlich zurückhaltend. Für sie war es noch schwer zu realisieren, welches Angebot sie bekommen hatte und auch Velyne kam nun näher. Als Wolf und Drachenhasser, wollte er zwar damit warten, doch wollte er die Drachin zumindest einmal kurz berühren. „Ja, schließen wir Frieden. Ich versuche das Vergangene zu vergessen, du hast mir ja mein Leben geschenkt und mich momentan in deiner Gewalt. Wer weiß, vielleicht wird es meinerseits auch bald freiwillig werden. Du bist nämlich... schon ein sehr hübsches Männchen“, sagte sie und schleckte dem Lindwurm schüchtern über die Wange.
„Wir werden uns sicher aneinander gewöhnen“, meinte der Lindwurm und winkte Velyne etwas näher zu sich heran. „Ich denke, du brauchst dir auch keine Sorgen mehr zu machen, Velyne. Die Drachin wird dir schon nichts tun. So blöd ist sie nicht. Zumindest war sie intelligent genug, auf mein Angebot einzugehen. Ich hoffe es stört dich nicht, wenn du mich
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