Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
sie es mit der Panik zu tun. Besonders weil ihr ein tiefer Einblick gewährt wurde und die Speichelfäden die den Oberkiefer mit der Zunge verbanden, ließen das Ganze noch schrecklicher aussehen. „Bitte, ich will da nicht rein. Ich war nur unterwegs um einen klaren Kopf zu fassen... ich gehe sofort“, sagte sie wimmernd, und sie begann ängstlich zu zittern.
„Ich glaube dir, dass du nicht in böser Absicht zu mir gekommen bist, aber ich spüre, dass du nicht vorhast, einfach so zu verschwinden. Du kannst mich nicht belügen. Ich merke sofort, wenn jemand nicht die Wahrheit sagt. Und ich bin mir sicher, dass du mich irgendwann angreifen würdest. Vielleicht nicht heute und sicher auch nicht allein. Aber du würdest vielleicht mit deinem Partner zurückkommen und gegen zwei Drachen deiner Größe hätte ich es ziemlich schwer. Und da du mein Versteck jetzt kennst, kann ich kein Risiko mehr eingehen. Ich werde dich also beseitigen müssen. Es bleibt mir keine andere Wahl.“ Der Lindwurm wusste, dass die Drachin ein ziemlich großer Brocken sein würde, doch er war fest entschlossen, sie dennoch zu verschlingen. Das war die einzige Lösung, glaubte er.
Die Drachin war tiefst erschüttert. Der Lindwurm, der ihr gerade vorhin noch Hoffnungen gemacht hatte, hatte ihr all jene in diesem Moment wieder geraubt. Verzweifelt versuchte sie, sich nun zu befreien und sah den Lindwurm dabei immer fragend in die Augen. Sie wollte nicht in den Lindwurm hineingepresst werden um dort einem schrecklichen Schicksal entgegensehen zu müssen, sie wollte leben. „Ich bitte dich... du hast bereits meine Jungen. Ich will nicht verschlungen werden“, wimmerte sie mitleidserregend und fühlte sich gerade wie die Beute eines Räubers.
„Ja, die Vorspeise habe ich damit erledigt. Und nun ist der Hauptgang an der Reihe“, erwiderte der Lindwurm fies grinsend. Mitleid hatte er nicht. Die Drachin hatte ihm schon genug Ärger gemacht und er würde froh sein, wenn er sie endlich los war. Und auch das Wolfsrudel würde es sicher gerne hören, wenn er erzählte, dass er die Drachin erledigt hatte. Gierig versuchte er die Drachin Kopf voran in sein Maul zu bekommen.
Die Drachin wehrte sich aus Leibeskräften und mit allen Mitteln, stieß sogar einmal ein Horn in das Zahnfleisch des Lindwurms als dieser versuchte sie Kopf voran zu fressen. Ständig spürte sie den warmen Atem des Lindwurms, wusste ganz genau was er vorhatte und litt sehr unter Angstzuständen. „Du willst es doch nicht, ich weiß es. Mein Partner ist weg, ich hatte nie vor, ihn wieder zu treffen. Ich würde nicht mehr zu zweit kommen können und... ich bin nicht bereit ein Hauptgang zu werden. Du sagtest doch du würdest mich gehen lassen“, flehte sie und neigte den Kopf so weit wie möglich weg vom gierigen, sabbernden Lindwurmmaul.
„Ich habe es mir anders überlegt. Ich habe nur Nachteile, wenn ich dich gehen lasse, und nur Vorteile, wenn ich dich verschlinge. Also werde ich es tun. Und du wirst dich damit abfinden müssen, mein Hauptgang zu sein. Schon viele Drachen vor dir haben sich damit abfinden müssen. Und jetzt hör auf zu jammern. Ich werde versuchen, dir unnötige Schmerzen zu ersparen. Aber mehr kann ich nicht für dich tun. Also halte still und gib auf.“
Die Worte waren wie ein seelischer Schmerz, denn damit wurde ihr gesagt, dass sie kurz davor stand lebendig verschluckt zu werden. Am liebsten würde sie den Lindwurm erklären, dass es nur ein Spaziergang war, doch die Angst und die Furcht vor dem was ihr bevorstand würde, ließen sie immer wieder stottern. „Ich... bitte dich. Ich bin ein junges Weibchen, habe noch alles vor mir. Du hast noch meine Jungen in mir... tu mir das nicht an.“, sagte sie und leistete nach wie vor verzweifelten Widerstand.
„Ja, du bist noch recht jung. Aber das wird mich nicht davon abhalten, dich zu verschlingen. Nicht mal mit deinen Jungen hatte ich Mitleid. Und es ist für dich zwecklos, Widerstand zu leisten. Ich bin auf jeden Fall stärker als du und ich habe schon Übung darin, es mit Drachen deiner Größe aufzunehmen.“ Der Lindwurm schnappte noch mal nach dem Kopf der Drachin und diesmal gelang es ihm, den Kopf in sein Maul zu bekommen.
Sie sah den Lindwurm auf sie zuschnellen, doch bevor sie nur mit den Nüstern zucken konnte, wurde es um sie herum dunkel und warm. Warmer Speichel tropfte ihr auf die Schnauze und befeuchtete ihren Unterkiefer, als der Kopf auf der Zunge lag. Die feuchte Wärme war sehr
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