Ein Lord entdeckt die Liebe
etwas Gischt bis zu ihr hinaufspritzte.
Sie wartete auf Rob und Fitz. Gemeinsam hatten sie während der letzten Wochen verschiedene Fischerdörfer erforscht und sich mehrere Cottages angesehen. Doch nirgends hatte sich das Gefühl einstellen wollen, dorthin zu gehören. Also waren sie weitergezogen, bis sie in der Nähe des Ortes Deal gefunden hatten, wonach sie sich sehnten. Ein einsam gelegenes Häuschen nicht weit vom Strand, der hier sowohl einen felsigen als auch einen sandigen Abschnitt hatte.
Zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise war Rob sehr unsicher gewesen. Er hatte sie genau beobachtet, vermutlich, weil er fürchtete, sie könne ihr Angebot bereuen. Glücklicherweise hatte sein Misstrauen nach ein paar Tagen nachgelassen. Er hatte sich sichtlich entspannt und benahm sich nun, wie man es von einem Jungen seines Alters erwarten konnte. Seit sie das Cottage gemietet hatten, war er täglich mit Fitz auf Entdeckungstour gegangen. Er hatte Muscheln, bunte Kieselsteine sowie seltsam geformte angeschwemmte Holzstücke nach Hause gebracht. Und an den letzten beiden Tagen war er so gut gelaunt gewesen, dass Chloe vermutete, er habe einen gleichaltrigen Freund gefunden.
Suchend sah sie sich nach ihm und dem Hund um – und bemerkte Braedon, der mit großen Schritten auf sie zukam. Sie verschloss die Augen vor der Vision, wandte den Kopf und beschloss, noch ein wenig die Wellen zu beobachten. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Fantasie ihr vorgaukelte, was ihr Herz sich so sehr wünschte.
Allerdings war es das erste Mal, dass sie hörte, wie Braedon ihren Namen rief.
Ihr Herz machte einen Sprung, und sie schaute noch einmal Richtung Strand. Braedon hatte die ersten Felsen erreicht und kletterte hinauf.
Oh Gott! Er ist es wirklich! Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
Schweigend kam Braedon näher, setzte sich zu ihr und schaute aufs Meer hinaus. Auch Chloe blieb stumm. Durfte sie hoffen? Nur ihre Finger, die sich unruhig bewegten, verrieten ihre Nervosität.
„Nie zuvor hat jemand gewagt, mich einen Feigling zu nennen“, sagte Braedon schließlich.
Die Enttäuschung war so groß, dass sie zusammenzuckte. Ihr wurde eiskalt. Hatte Braedon sie gesucht, nur um ihr das zu sagen? Sie straffte die Schultern. Die Zeit, in der sie versucht hatte, ihm den Weg zu ebnen, war vorbei. „Dann war es höchste Zeit, dass jemand Ihnen die Wahrheit sagt“, stellte sie fest.
Zu ihrem Erstaunen begann er zu lachen. „Da hast du allerdings recht.“
„Vermutlich ist es das erste Mal, dass …“ Sie zögerte, entschied sich dann jedoch, ihn zu duzen, so wie auch er sie geduzt hatte. „Dass du dir das eingestanden hast.“
Er beugte sich zu ihr hinüber und lächelte.
Sie hielt den Atem an, so warm, so offen war dieses Lächeln.
„Ohne dich hätte ich das nie gekonnt. Ist dir eigentlich klar, wie viele Dinge ich mit dir zum ersten Mal erlebt habe?“
Sie brachte kein Wort über die Lippen, konnte ihn nur anschauen. Er wirkte so verändert. So entspannt und gesund. So, als habe er aufgehört, sich permanent mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Als müsse er nicht mehr ständig mit dem Schlimmsten rechnen. Als sei er endlich in der Lage, sich auf die Zukunft zu freuen.
Chloe biss sich auf die Lippe. Durfte sie ihrer Wahrnehmung trauen? Durfte sie Braedon trauen? „Ich habe diese Dinge nicht vergessen“, sagte sie. „Aber ich bin ein wenig besorgt wegen all dem, was in jener letzten Nacht in Marland House geschehen ist.“
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Das brauchst du nicht. Ich bin davon überzeugt, dass wir noch vieles zum ersten Mal miteinander tun werden. Aber es wird auch manches geben, was wir zum letzten Mal tun.“ Jetzt nahm er auch ihre andere Hand. „Du bist die erste, aber wohl auch die letzte Frau, die ich durch halb England verfolgt habe.“ Seine Stimme wurde weich. „Wenn ich morgens aufwache, möchte ich als Erstes dein Gesicht sehen. Jeden Abend möchte ich neben dir einschlafen. Und eines weiß ich ganz gewiss: Du bist die erste und letzte Frau, zu der ich jemals sagen werde: Ich liebe dich.“
Sie legte den Kopf an seine Schulter. Es tat so gut, ihm nahe zu sein! „Was ist geschehen?“, flüsterte sie.
„Ich habe dir zugehört“, gab er zurück. „Auch wenn du weit fort warst: Ich habe endlich verstanden, was du mir gesagt hast. Da habe ich die Augen geöffnet und gesehen, wie großzügig und warmherzig und wundervoll du bist. Mir ist klar geworden, dass ich von dir
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