Ein Lord entdeckt die Liebe
zurecht. Vater und Connor sind tot. Sie können uns nicht mehr wehtun. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben. Und wenn Schwierigkeiten auftauchen … Wir werden schon damit fertig. Ich bin froh, dass ich auf Ashtons Hilfe vertrauen kann, nun da er mir verziehen hat.“
„Es gab nichts zu verzeihen“, entgegnete ihr Gatte.
Braedon nickte den beiden zu und verließ den Ballsaal. Allerdings teilte er Mairis Meinung nicht. Zwar wünschte er, alles wäre so einfach, aber leider war er davon überzeugt, dass er nach allem, was Connor ihm angetan hatte, nie mehr ohne Angst vor neuen Verletzungen würde leben können.
Deshalb konnte es keine Zukunft für ihn und Chloe geben. Wenn er doch nur vergessen könnte, wie verletzt sie gewirkt hatte, als sie ihm sagte, sie wolle ihre Hilfe denjenigen gewähren, die sie zu schätzen wussten! Er musste unbedingt noch einmal mit ihr sprechen. Sie hatte zumindest eine Erklärung verdient.
Er schlug den Weg zu ihrem Zimmer ein. Ob er sie dort finden würde? Sein Herzschlag beschleunigte sich.
Dann bemerkte er Rob, der einen Feuerhaken in der Hand haltend auf ihn zu rannte. Plötzlich schlug sein Herz noch schneller.
Er fing den Jungen, der nicht rechtzeitig hatte bremsen können, auf und sagte: „Du meine Güte, Rob! Was ist los? Was willst du mit deinem Feuerhaken?“
Rob schnappte nach Luft, zeigte nach oben und stieß hervor: „Er hat sie. Die dunkelhaarige Dame. Ich glaub, sie wollte, dass ich es Ihnen sag. Sie müssn helfen.“
Braedon hätte den Knaben am liebsten geschüttelt. „Wer hat sie?“, fragte er. Doch im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er die Antwort bereits kannte. Denn es war ihm nicht entgangen, wie hasserfüllt Thom Chloe angeschaut hatte.
„Der Mann, mit dem Sie immer kämpfn“, keuchte Rob.
Braedon erschauerte. Eiseskälte breitete sich in ihm aus. War es möglich, dass die schrecklichsten Erlebnisse seiner Kindheit sich noch einmal wiederholten? Musste er mit einem neuen Verrat leben? Hatte Thom, der seit so vielen Jahren sein Freund war, ihn hintergangen?
„Wo sind sie?“
„Im Zimmer der Dame. Sie wolln dort was holen.“ Der Junge runzelte die Stirn. „Bestimmt wird er sie danach nich gehn lassn.“
„Bleib hier.“ Marland wandte sich der Treppe zu. Doch Rob hielt ihn fest. „Hier, nehm Sie das!“ Er hielt ihm den Feuerhaken hin. „Er hat ein Schwert. Es sieht gefährlich aus.“
Beruhigend drückte Braedon Robs Hand. „Bleib hier, aber behalte deine Waffe für den Notfall. Oder nein … Kennst du Lord Ashton, den Mann, dessen Geburtstag heute gefeiert wird?“
„Ja.“
„Du musst ihn finden.“
„Aber …“
„Ich denke, er ist im Ballsaal. Zusammen mit der braunhaarigen Dame. Sag ihm alles, was du mir gerade berichtet hast. Aber nur ihm! Verstehst du? Sprich mit niemandem sonst darüber. Sag Lord Ashton, dass er vorsichtig sein muss.“ Braedon machte einen weiteren Schritt in Richtung der Treppe. „Vielen Dank, Rob!“
Rob schaute Lord Marland nach, der lautlos die Treppe hinaufeilte. Er erreichte das richtige Stockwerk. Doch dort bog er nach links ab statt nach rechts. Schon wollte er etwas rufen, als ihm einfiel, dass der Marquess sich wahrscheinlich eine Waffe holen wollte.
Ein Lakai eilte an Rob vorbei und verschwand im Ballsaal. Von dort erklang Musik, und Menschen drängten sich an der Tür. Mutlos fragte sich Rob, wie er Lord Ashton in diesem Gedränge finden sollte. Und selbst wenn ihm das gelang, würde der Gentleman ihm wahrscheinlich nicht zuhören wollen. Vor allem, wenn die braunhaarige Dame bei ihm war. Er hatte den Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen und wusste sehr gut, was er zu bedeuten hatte. Nein, es war sinnlos, Lord Ashton um Hilfe zu bitten. Er musste selbst etwas unternehmen.
„Sie sind wirklich einfallsreich“, stellte Sir Thomas fest. Er sprach so leise, dass Braedon, der vor Chloes Tür stand, ihn kaum verstehen konnte. „Zwei Mal habe ich dieses Polster schon in der Hand gehabt, ohne auch nur zu ahnen, was sich darin verbirgt. Sie müssen den Saum geöffnet haben, um ihn hineinzuschieben. Und dann haben Sie alles einfach wieder zugenäht.“
Braedon verharrte reglos. Er erkannte die Stimme seines Trainingspartners kaum wieder, so hart und boshaft klang sie. Unwillkürlich umfasste er den Griff seines Kurzschwerts fester.
„Bei Jupiter, wie schön er ist!“ Jetzt hörte Thoms Stimme sich beinahe andächtig an. „Diese Edelsteine unterhalb des
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