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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vor Ablauf eines Jahres zurückgekehrt wäre, um Hulda nach der Kirche von Moel zu führen, wo der Pastor Andresen es nicht abschlagen wird, uns seinen besten Segen zu ertheilen!«
    Auf diese Weise war also die Heirat Hulda Hansen’s mit Ole Kamp beschlossen worden.
    Acht Tage später sollte der junge Seemann auf seinem Schiffe in Bergen wieder eintreffen. Bevor sie jedoch von einander schieden, sollten die beiden Zukünftigen, nach der wirklich rührenden Sitte der skandinavischen Länder, erst feierlich verlobt werden.
    In dem einfachen, ehrbaren Norwegen herrscht ziemlich allgemein der Gebrauch, sich öffentlich zu verloben, bevor man heiratet. Zuweilen wird die Hochzeit gar erst zwei bis drei Jahre später gefeiert. Erinnert das nicht an die Gepflogenheiten in den ersten Tagen der christlichen Kirche? Man darf aber nicht glauben, daß die Verlobung hier nur auf einen einfachen Austausch von Worten hinauskomme, deren Werth doch nur auf Treue und Glauben der Betheiligten beruht. Nein, das Gelübde wird hier ernster genommen, und wenn dieser Act auch nicht gerade durch das Gesetz anerkannt ist, so steht er als eine Art natürlichen Gesetzes doch überall in höchstem Ansehen.
    Es handelte sich also bezüglich Huldas und Ole Kamp’s um die Anordnung einer Ceremonie, welche der Pastor Andresen leiten sollte. In Dal selbst gab es keinen Geistlichen, ebenso wenig wie in den Gaards der Nachbarschaft Dagegen finden sich in Norwegen gewisse Orte, welche sich »Sonntagsstädte« nennen, wo sich ein Pfarrhof, ein »Praestegjeld« befindet. Dort versammeln sich zum Gottesdienst die bedeutenden Familien der Parochie. Sie haben meist sogar eine Art Absteigequartier, um sich vierundzwanzig Stunden, das heißt so lange Zeit, wie die Erfüllung ihrer religiösen Pflichten in Anspruch nimmt, aufzuhalten. Dann kehrt Alles wie von einem Pilgerzuge heim. Dal besitzt zwar eine Kapelle; dahin kommt der Geistliche aber nur auf besonderes Verlangen und zur Ausübung von Amtsgeschäften, welche nicht öffentlicher, sondern privater Natur sind.
    Moel liegt von hier übrigens nicht weit entfernt, nur etwas über dreiviertel Meilen – d. h. neun Kilometer von Dal bis zum Ende des Tinn-Sees. Der Pastor Andresen aber war ein gefälliger Mann und guter Fußgänger.
    Pastor Andresen wurde also gebeten, der Verlobung in der doppelten Eigenschaft als Kirchendiener und Freund der Familie Hansen zu assistiren. Letztere kannte ihn und er sie schon seit längerer Zeit; er hatte Hulda und Joël aufwachsen sehen und liebte diese ebenso wie den »jungen Seebären« Ole Kamp. Nichts hätte ihm mehr Vergnügen gewähren können, als diese Heirat; das war eine Gelegenheit, die für das ganze Vestfjorddal zur Festlichkeit zu werden versprach.
    Es versteht sich von selbst, daß Pastor Andresen eines schönen Morgens seine weißen Bäffchen anlegte, den Kreppüberwurf über den Arm schlug, der das Gebetbüchlein trug, und bei übrigens ziemlich regnerischem Wetter aufbrach. Er traf in Gesellschaft Joëls ein, der ihm entgegen gegangen war. Der Leser möge sich selbst ausmalen, welch’ freundlichen Empfang er im Hause der Frau Hansen fand, und daß er natürlich das schönste Zimmer im Erdgeschoß angewiesen erhielt, das die ausgestreuten frischen Wachholderzweige wie eine Kapelle durchdufteten.
    Am folgenden Tage, und zwar schon ziemlich zeitig, öffnete sich die kleine Kirche von Dal. Hier schwor vor dem Pfarrer und seinem Gebetbuche, in Gegenwart einiger Freunde und Nachbarn des Gasthauses, Ole, seine Hulda zu heiraten und Hulda schwor, Ole zu heiraten, wenn er von der letzten Fahrt zurückkam, die der junge Seemann eben noch unternehmen wollte. Ein Jahr Erwartung ist zwar lang, aber es vergeht ja auch zwei Liebenden, wenn Beide einander sicher sind.
    Von nun an konnte Ole die, welche seine verlobte Braut geworden war, nur aus schwerwiegenden Gründen wieder verlassen, und Hulda durfte nicht die Treue brechen, die sie Ole geschworen, ja, wenn Ole nicht wenige Tage nachher abgereist wäre, so hätte er das Recht beanspruchen können, welches jene Ceremonie ihm verlieh: er konnte das junge Mädchen besuchen, wann es ihm beliebte, ihr schreiben, so oft er wollte, sie beim Spazierengehen Arm in Arm begleiten, selbst in Abwesenheit ihrer Familie, und bei allen Festlichkeiten und sonstigen Gelegenheiten den Vorzug genießen, allein mit ihr zu tanzen.
    Ole Kamp hatte jedoch nach Bergen zurückkehren müssen. Acht Tage später war der »Viken« nach den

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