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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Document am vergangenen 5. Juni gegen zweihundert Seemeilen südwestlich von Island, etwa einen Monat nach der Abfahrt des »Viken« von Saint Pierre Miquelon nach Europa, aufgefunden worden ist.
    – Und weiter ist Ihnen nichts bekannt?
    – Nein, mein lieber Help; doch wenn wir uns mit den erfahrensten Seeschiffern von Bergen ins Einvernehmen setzen, mit solchen, die jene Meerestheile öfter besucht haben oder noch zu besuchen pflegen, welche die allgemeine Richtung der Winde und vorzüglich der Strömungen kennen, sollten wir da nicht den von der Flasche eingehaltenen Weg festzustellen vermögen? Berücksichtigt man dann schätzungsweise deren Geschwindigkeit und die bis zur Stunde ihrer Auffindung verflossene Zeit, wäre es dann so unmöglich, annähernd zu bestimmen, an welchem Orte sie von Ole Kamp ins Meer geworfen worden sein oder, mit anderen Worten, wo der Schiffbruch stattgefunden haben müsse?«
    Help
junior
schüttelte in wenig zustimmender Weise den Kopf. Eine ganze Reihe von Nachsuchungen auf so unzulängliche Anzeichen hin, bei deren Verwerthung noch so vielerlei Fehler unterlaufen konnten, anzustellen, bedeutete ihm kaum etwas Anderes, als mit großem Aufwande einen Mißerfolg zu erzielen. Der Rheder, ein kalt berechnender, praktischer Mann, glaubte, das Sylvius Hog bemerken zu müssen.
    »Zugegeben, Freund Help! Doch wenn man andere, als so unbestimmte Hindeutungen nicht erlangen kann, ist das doch kein Grund, die ganze Angelegenheit verloren zu geben. Ich bin vielmehr der Meinung, es müsse Alles versucht werden zu Gunsten jener bedauernswerthen Leute, denen ich für meine Lebensrettung verpflichtet bin. Ja, wenn es nöthig wäre, würde ich keinen Augenblick zögern, Alles, was ich mein eigen nenne, zu opfern, um Ole Kamp aufzufinden und ihn seiner Braut Hulda Hansen wieder zuzuführen.«
     

    Sylvius Hog machte sie mit der Sachlage bekannt. (S. 122.)
     
    Sylvius Hog erzählte nun die Einzelheiten seines Abenteuers beim Rjukansos; er schilderte, in welcher Weise der unerschrockene Joël und dessen Schwester ihr Leben auf’s Spiel gesetzt hatten, um ihm Hilfe zu bringen, und wie er ohne deren Dazwischenkunft heute nicht das Vergnüngen haben würde, der Gast seines Freundes Help zu sein.
    Dieser Freund Help war, wie schon bemerkt, gewiß nicht der Mann, der sich von Illusionen gefangen nehmen ließ, doch er widersprach auch nicht, selbst etwas Fruchtloses, ja Unmögliches zu unternehmen, wenn es ein Werk der Menschenliebe galt. So stimmte er schließlich also Dem, was Sylvius Hog versucht wissen wollte, bedingungslos zu.
    »Sylvius, antwortete er, ich werde Ihnen mit allen meinen Kräften zur Seite stehen. Ja, Sie haben Recht! Und wäre nur die schwächste Aussicht gegeben, vom »Viken« irgend welche Ueberlebende und unter diesen vielleicht den braven Ole Kamp aufzufinden, dessen Verlobte Ihnen das Leben gerettet hat, so dürfen wir dieselbe nicht vernachlässigen.
    – Nein. Help, nein, und hätten wir auch nur Aussicht im Verhältniß von eins zu tausend.
    – Noch heute, lieber Sylvius, werd’ ich nach meinem Contor die besten Seeleute von Bergen zusammenrufen, werde eine Aufforderung an alle Diejenigen erlassen, welche gewöhnlich die isländischen oder neufundländischen Meere befahren haben. Da werden wir sehen können, was diese zu thun anrathen…
     

    Nachdem er von seinem Freunde herzlichen Abschied genommen. (S. 125.)
     
    – Und was sie zu thun anrathen, das werden wir ausführen! antwortete Sylvius Hog mit der ihm eigenen, so zu sagen ansteckenden Wärme. Ich erfreue mich der Unterstützung der Regierung und bin ermächtigt, einen staatlichen Aviso bei der Aufsuchung des »Viken« mitwirken zu lassen; außerdem rechne ich darauf, daß Niemand zögern wird, wenn es sich darum handelt, ein solches Werk zu fördern.
    – Ich gehe sogleich nach dem Hafencontor, sagte Help
junior
.
    – Wollen Sie, daß ich Sie begleite?
    – Das ist nicht nöthig. Sie müssen ja ermüdet sein…
    – Ermüdet!… Ich!… In meinem Alter?…
    – Gleichviel; ruhen Sie aus, mein lieber und ewig junger Sylvius, und warten Sie hier meiner Rückkehr.«
    An demselben Tage noch fand im Hause der Gebrüder Help eine Versammlung von Kauffartei-Capitänen, Hochseefischern und Lootsen statt. Hier fanden sich eine große Anzahl Seekundige ein, welche noch jetzt fuhren, und auch einige ältere, welche sich zur Ruhe gesetzt hatten.
    Zunächst machte sie Sylvius Hog mit der Sachlage bekannt. Er berichtete ihnen,

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