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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ufermauer des Fischmarktes an’s Land und begab sich sofort nach dem Quartier Tyske-Bröderne, wo Help
junior
vom Hause Gebrüder Help wohnte.
    Natürlich regnete es, denn in Bergen fällt im Jahre Regen an dreihundertsechszig Tagen. Um aber unter sicherem Obdach zu sein, hätte man nur schwierig ein besser darauf eingerichtetes Gebäude entdecken können, als das gastfreundliche Haus von Help
junior
.
    Der Empfang, welcher Sylvius Hog zu Theil wurde, hätte nirgends wärmer, herzlicher und unzweideutiger sein können. Sein Freund bemächtigte sich so zu sagen seiner Person, wie eines kostbaren Ballens, den er in Consignation nahm, sorgfältig unterbrachte und den er nur gegen bestimmte, formgerechte Quittung wieder ausliefern würde.
    Sylvius Hog machte Help
junior
sofort mit dem Zwecke seines Hierherkommens bekannt und brachte das Gespräch auf den »Viken«. Er fragte, ob seit seinem letzten Briefe keine weitere Nachricht über das Schiff eingetroffen sei und ob die Seeleute der Stadt dasselbe für mit Mann und Maus verloren ansähen. Auch erkundigte er sich, ob dieser Schiffbruch, der auch mehrere Familien in Bergen in Trauer versetzte, nicht die Seebehörden schon zur Anstellung von Nachforschungen veranlaßt hätte.
    »Wie konnte man das wohl, antwortete Help
junior
, da kein Mensch den Ort des Schiffbruchs kennt?
    – Zugegeben, mein lieber Help, doch eben weil man ihn nicht kennt, mußte man sich darüber Aufklärung zu verschaffen suchen.
    – Wie… darüber?
    – Ja, gewiß! Wenn man die Stelle nicht weiß, wo der »Viken« versunken ist, so weiß man doch, an welcher Stelle das bekannte Document von jenem dänischen Schiffe aufgefunden wurde. Das ist eine sichere Andeutung, deren Nichtbeachtung eine schwere Schuld auf uns wälzen würde.
    – Wo ist die betreffende Stelle?
    – Hören Sie mich an, lieber Help!«
    Sylvius Hog berichtete nun die neueren Mittheilungen, welche ihm das oberste Seeamt hatte zukommen lassen, und erwähnte auch der erhaltenen Vollmacht, diese nach Ermessen zu verwerthen.
    Die Flasche, in der sich das Lotterie-Loos Ole Kamp’s befand, war am 5. Juni von der Brigg-Goëlette »Christian«, Capitän Mosselman aus Helsingör, bei südöstlicher Luftströmung etwa zweihundert Seemeilen südwestlich von Island aufgefischt worden.
    Der Capitän hatte von dem Documente sofort Kenntniß genommen, wie das seine Pflicht erheischte, schon für den denkbaren Fall, daß Ueberlebenden von einem Schiffbruche hätte unmittelbare Hilfe gewährt werden können. Die auf die Rückseite des Lotterie-Looses geschriebenen Zeilen bezeichneten aber in keiner Weise die Unglückstätte, und der »Christian« konnte sich also überhaupt nicht nach derselben begeben.
    Es war ein ehrenwerther Mann, dieser Capitän Mosselman. Ein anderer, minder gewissenhafter Mann hätte das Loos vielleicht für sich selbst behalten; er dagegen hatte nur den einen Gedanken, dasselbe an seine Adresse zu befördern, sobald er nach einem Hafen zurückgekehrt war. »Hulda Hansen in Dal«, das genügte; es war nicht nothwendig, nähere Angaben hinzuzufügen.
    In Copenhagen angekommen, meinte Capitän Mosselman richtiger zu verfahren, wenn er das Document den dänischen Behörden auslieferte, statt es unmittelbar nach seinem Bestimmungsorte zu senden. Das war sicherer und entsprach dem üblichen Gebrauche. Er that es also, und das Seeamt zu Copenhagen gab alsbald dem Seeamte zu Christiania darüber auf officiellem Wege Nachricht.
    Zu dieser Zeit hatte die genannte Behörde schon die ersten Zuschriften von Sylvius Hog empfangen, der wegen eingehender Nachforschungen bezüglich des »Viken« nachsuchte. Das ganz besondere Interesse, welches er für die Familie Hansen empfand, war kein Geheimniß mehr. Man wußte, daß Sylvius Hog noch eine Zeit lang in Dal verweilen werde, und dorthin wurde ihm also das von dem dänischen Capitän aufgefundene Document gesendet, um es in Hulda Hansen’s Hände übermitteln zu lassen.
    Seitdem hatte dieses Vorkommniß nicht aufgehört, die öffentliche Meinung zu erregen, wie wir ja, Dank den ergreifenden Berichten, welche die Tagesblätter beider Welten darüber brachten, schon von früher wissen. Vorstehendes war es, was Sylvius Hog seinem Freunde Help
junior
in kurzem Umrisse mittheilte. Letzterer hörte ihm ohne jede Unterbrechung mit warmer Theilnahme zu, und der Professor schloß seinen Bericht mit den Worten:
    »Eines gibt es also, worüber kein Zweifel aufkommen kann, den Umstand, daß das

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