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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an welchem Datum – dem 3. Mai – das betreffende Document von Ole Kamp ins Meer geworfen, und an welchem Datum – dem 5. Juni – sowie in welcher Gegend – etwa zweihundert Seemeilen im Südwesten von Island – es von dem dänischen Capitän aufgefunden worden sei.
    Darauf entspann sich eine ziemlich lange und sehr ernsthaft geführte Verhandlung.
    Unter den wackeren Männern war übrigens keiner, der die in Rechnung zu ziehende allgemeine Richtung der Strömungen in den isländischen und neufundländischen Meeren nicht gekannt hätte, und auf Grund dieser Kenntniß war ja überhaupt nur die vorliegende Aufgabe zu lösen.
    Allgemeine Uebereinstimmung herrschte auch darüber, daß zur Zeit des Schiffbruchs, das heißt in dem Zeitraume zwischen der Abfahrt des »Viken« von Saint Pierre Miquelon und der Wiederauffischung der Flasche durch das dänische Schiff, heftige sturmähnliche Böen den in Frage kommenden Theil des Atlantischen Oceans aufgewühlt hatten, und diesen so plötzlich hereinbrechenden Stürmen war der Unglücksfall offenbar zuzuschreiben. Höchst wahrscheinlich hatte der »Viken« gegen diese Stürme nicht aufkommen können und deshalb vor dem Winde treiben müssen.
    Gerade zur Zeit der Tagundnachtgleichen beginnen außerdem die Polareismassen nach dem Atlantischen Ocean herab zu drängen; das legte die Möglichkeit einer Collision nahe, bei der der »Viken« an einem jener schwimmenden Risse, die oft so schwer zu vermeiden sind, zerschellt wäre.
    Stimmte man aber einer solchen Anschauung des Hergangs zu, warum könnte sich dann nicht die ganze oder ein Theil der Besatzung nach Ueberführung eines gewissen Proviantvorrathes auf ein solches Eisfeld geflüchtet haben? War das der Fall, dann erschien es auch, da die Eisscholle nach Nordwesten zurückgetrieben worden sein mußte, gar nicht unmöglich, daß die Ueberlebenden darauf nach irgend einem Punkte der grönländischen Küste gelangt sein konnten. In dieser Richtung und in diesen Meerestheilen mußten demnach etwaige Nachforschungen unternommen werden.
    So lautete die von den versammelten Seeleuten auf die von Sylvius Hog gestellten Fragen einstimmig abgegebene Antwort. Ohne Zweifel mußte in der hier angedeuteten Weise vorgegangen werden. Und doch konnte man wohl nur darauf rechnen, Wrackstücke des »Viken« aufzufinden, im Falle derselbe wirklich mit einem jener gewaltigen Eisberge zusammengestoßen war, denn es erschien gar so zweifelhaft, Ueberlebende vom Schiffbruche auch jetzt noch zu entdecken. Auf seine den letzten Punkt berührende Frage sah der Professor recht wohl, daß auch die Urtheilsfähigsten nicht antworten konnten oder nicht antworten wollten. Das war freilich kein Grund, nun auch die Hände in den Schooß zu legen, im Gegentheil stimmten Alle dahin überein, ohne Aufschub ans Werk zu gehen.
    In Bergen ankern gewöhnlich einige zur norwegischen Regierungsflotte gehörige Fahrzeuge. Zu diesem Hafen gehören insbesondere drei Avisos, welche, Trondhjem, Finmarken, Hammerfest und das Nordcap anlaufend, den Dienst an der Westküste versehen. Eben jetzt lag einer dieser Avisos im Hafen vor Anker.
    Nach Vollendung eines kurzen Schriftstückes, welches die Ansichten der versammelten Seeschiffer wiedergab, eilte Sylvius Hog sofort an Bord des Aviso »Telegraf«. Hier unterrichtete er dessen Commandanten von der speciellen Mission, mit der die Regierung ihn betraut hatte.
    Der Commandant empfing den Professor mit höflichster Zuvorkommenheit und erklärte sich zur thatkräftigsten Mithilfe bereit. Auch dieser Seeofficier hatte schon wiederholt jene Meere während der langen und oft gefährlichen Züge befahren, welche die Hochseefischer von Bergen, von den Lofoden und von Finmarken bis nach den Fischgründen von Island und Neufundland unternehmen. Er konnte bei dem geplanten Werke der Nächstenliebe also auch persönliche Kenntnisse verwerthen und versprach, sich jenem mit voller Kraft zu widmen.
    Im Betreff des Schriftstückes mit Andeutung über die vermuthliche Oertlichkeit des stattgefundenen Schiffbruchs billigte er vollständig die darin ausgesprochenen Anschauungen. Auch seiner Ansicht nach kam es darauf an, das Meer zwischen Island und Grönland abzusuchen, um etwaige Ueberlebende oder mindestens ein Wrackstück vom »Viken« zu finden. Wenn der Commandant hiermit keinen Erfolg erzielte, wollte er in den benachbarten Gewässern und nöthigenfalls auch im Bassins-Meere an dessen Ostküste seine Nachforschungen

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