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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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»Du, Mum, Raf ist meinetwegen hier, stimmt’s, Raf?«
    Er nickte erleichtert.
    »Nicht, dass du dir zu viel zumutest«, sagte Mum. »In deinem Alter schon zwei Jobs … wann machst du denn deine Hausaufgaben?«
    »Na ja … im Café. Da ist meistens nicht so viel los.«
    »Hm … Als mein Mann mir davon erzählt hat, habe ich gleich gesagt: ›Zwei Teilzeitjobs sind einer zu viel.‹ Was sagen deine Eltern dazu? Wann schläfst du überhaupt?«
    Wie konnte ich diese peinliche Fragenflut bloß stoppen?
    Raf zuckte die Achseln. »Ich komme schon klar, Mrs Latimer.«
    »Da hörst du’s!«, mischte ich mich ein. »Los, Raf, wir sind spät dran.«
    »Spät dran wofür?«, wollte Mum wissen, aber ich hatte schon meine gefakten Ugg-Boots angezogen – ich musste mir endlich mal echte kaufen! –, meine neue Lackledertasche umgehängt und mich an ihr vorbeigezwängt.
    »Für das, was wir vorhaben«, rief ich über die Schulter. »Bis später, Paula!«
    »Nenn mich nicht so!«, rief sie mir nach.
    Ein Stück weiter blieb ich stehen. Ich wollte nicht am Schauplatz meines Verbrechens vorbeikommen – und schon gar nicht Jack oder seiner Mutter begegnen.
    »Wo wollen wir eigentlich hin?«, fragte ich.
    Raf machte ein verständnisloses Gesicht. » Du hast doch gesagt, wir sind spät dran.«
    »Das war doch nur, damit Paula Ruhe gibt.«
    »Wer ist Paula?«
    »Meine Mutter.«
    »In der Zeitung steht aber Sarah«, erwiderte er, räusperte sich verlegen – Ähem! – und fügte hinzu: »Ich habe heute Morgen die Zeitung gelesen. Ich fand dich toll.«
    »Echt?«
    »Du bist so selbstbewusst und offen … und du weißt, was du willst … und du scherst dich nicht drum, was die Leute denken …«
    Irgendwie hielt ich plötzlich seine Hand und stand ganz dicht vor ihm. Er beugte sich runter und wir küssten uns … mitten auf der Straße … und küssten uns noch mal und küssten uns noch mal …
    »He ihr zwei – habt ihr kein Zuhause?«, rief jemand. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Alicia.
    Raf hatte offenbar nichts gehört. Er schaute auf mich hinunter und auf seinem Gesicht erschien wieder dieses seltene, wunderschöne Lächeln.
    »Ich hab ein paar Wohnungen für dich rausgesucht. Eine in Hampstead und eine in Belsize Park. Wenn du Lust hast, können wir sie besichtigen.«
    »Unbedingt!« Ich rief ein Taxi. Osman war in fünf Sekunden da, grauhaarig und griesgrämig wie immer.
    »Reza hat gesagt, ich soll mich jederzeit für das Lottomädchen bereithalten«, verkündete er mürrisch. »Aber ich soll dir ausrichten, dass im Wagen nicht gegessenwird. Das gilt auch für dich – Lottogewinn hin oder her. Wo soll’s hingehen?«
    Raf nannte ihm eine Adresse in Hampstead.
    »Heute ist Tag der offenen Tür. Die Wohnungen sind alle frisch renoviert und riesengroß. Ich dachte, wenn du mal ein, zwei besichtigst, kriegst du eine bessere Vorstellung davon, was du suchst.«
    »Hmpf!« , machte Osman. »Mein Chef ist sehr zufrieden, dass er dich als Kundin hat, Miss Lia. Wir sind dagegen, dass du wegziehst.«
    »Ich schaue mich ja bloß nach einer Investition um«, erwiderte ich. »Das ist übrigens eine private Unterhaltung, Osman.« Also ehrlich! Wollte mir denn jeder vorschreiben, wofür ich mein Geld ausgab?
    Erstaunlich, wie viele Leute sich am Sonntagvormittag die Zeit nahmen, eine Wohnung für zwei Millionen Pfund zu besichtigen. Die funkelnagelneue Küche war proppenvoll. Die Leute steckten ihre Nasen überall rein, probierten den Müllschlucker aus und inspizierten die eingebaute Espressomaschine. Dabei hatte ich nicht den Eindruck, dass die meisten genug Geld hatten, um sich die Wohnung überhaupt leisten zu können – im Gegensatz zu mir .
    Der Makler drehte einen Hahn auf. »Kochend heiß rund um die Uhr. Sie brauchen nie mehr Wasser aufzusetzen. Umweltschonend ist es auch. Und mit diesen Knöpfen bedient man das Sound System für alle Zimmer.«
    »Wahnsinn!«, entfuhr es mir, aber Raf war schon weitergegangen. Ich entdeckte ihn auf dem Balkon, wo er auf den Park hinunterschaute.
    »Ich mag keine Menschenansammlungen«, sagte er entschuldigend.
    Er sah blass und müde aus. »Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch. Jetzt schon.« Er lächelte. »Gefällt dir die Wohnung? Mir wäre sie zu perfekt.«
    »Wie meinst du das?« Ich fand es schön, dass alles neu war.
    »Man braucht nichts mehr dran zu machen. Mir würde es besser gefallen, eine Bruchbude zu renovieren. Schlüsselfertig einziehen ist mir zu einfach. Da käme ich mir ja

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