Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Presse.
»Jacks Mutter ist in den Laden gekommen und hat mich angebrüllt und beschimpft … und da hab ich einen Windbeutel nach ihr geworfen.«
» Was hast du?«
»Ich war so wütend auf die alte Ziege! Was sie zu mir gesagt hat …« Ich war schon wieder kurz vorm Heulen. »Und jetzt erzählt sie das alles den Reportern.«
»Ach, Lia!« Nat nahm mich in den Arm.
»Und auf Facebook gibt es eine ganz schreckliche Seite …«
Nat machte ein schuldbewusstes Gesicht.
»Du hast es gewusst! Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Weil ich dachte, du weißt Bescheid. Du hast doch das neue iPhone und so. Außerdem wusste ich nicht, dass du dich so darüber aufregen würdest. Molly und Keira sagen, was da steht, ist dummes Zeug und sowieso nicht ernst gemeint.«
»Molly und Keira müssen sich ja auch nicht auf Facebook in den Dreck ziehen lassen.«
»Du bist jetzt eben berühmt. Da gehört so was dazu«, versuchte sie mich zu besänftigen. »Reg dich nicht auf. Wir können dir doch zum Ausgleich eine Fanseite einrichten.«
»Toll! Ich hab ja auch so viele Fans.«
Es klopfte. Natasha schaute aus dem Fenster.
»Ein Reporter«, meldete sie. »Und ein Fotograf. Was willst du jetzt machen?«
»Das weiß ich doch nicht!«
Die Haustür ging auf und Mum kam herein. Ich konnte das Schluchzen kaum noch unterdrücken.
Mum hatte Sportklamotten an und telefonierte. »Was hat sie gemacht? Was hat Donna gesagt? Was hat sie nach Donna geworfen?«
Sie steckte das Handy weg und kam ins Wohnzimmer. Ich machte mich auf das schlimmste Donnerwetter meines Lebens gefasst. Ich hatte mich nicht nur vor aller Welt blamiert, ich hatte auch den Ruf der Bäckerei beschmutzt und so weiter. Gleich würde sie über mich herfallen: drei … zwei … eins …
Aber sie sagte nur: »Na schön, Kinder, Schadensbegrenzung ist angesagt. Ich gehe nach oben und ziehe mich um. Ihr setzt Teewasser auf. Wir veranstalten eine kleine Pressekonferenz.«
17
Ein fähiger Pressesprecher ist das A und O.
Es gibt Zeiten im Leben, da ist eine Mutter, die in einer PR-Agentur arbeitet, äußerst nützlich. Ich hatte mir immer gewünscht, dass Mum einen spannenderen Job hätte. Roos Mutter ist zum Beispiel Marketingleiterin bei Capital Radio und bringt Roo haufenweise coole Werbegeschenke mit. Und Shazias Mutter muss andauernd mitten in der Nacht zu einer schweren Geburt und Drillinge holen, die stecken geblieben sind.
Mit Mums ödem Job konnte man nicht angeben. Aber an diesem Tag war sie mein Star.
Als sie sich umgezogen hatte und wieder herunterkam, warteten bereits fünf Reporter und drei Fotografen vor dem Haus.
»Wie ich Donna kenne, hat sie der Zeitung ein Exklusivinterview gegeben, die ihr am meisten geboten hat«, sagte Mum. »Das kann uns nur recht sein, denn es bedeutet, dass die anderen Zeitungen sie niedermachen werden.«
Sie öffnete die Haustür weit. »Kommen Sie doch herein! Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?«
Die ganze Truppe kam hereingestapft und nahm im Wohnzimmer Platz. Wir drei liefen hin und her und versorgten die Männer mit Tee und einer ganzen Packung Orangengelee-Kekse.
Dann legte Mum los. »Lia ist ja erst sechzehn, eigentlich noch ein Kind. Manchmal wächst ihr die ganze Sache ein bisschen über den Kopf. Dabei sind wir sehr stolz darauf, wie sie damit umgeht. Sie leistet sich selbst kaum etwas von dem Geld, sondern kauft lieber anderen Geschenke. Demnächst nimmt sie sogar an einem Seminar über den verantwortungsvollen Umgang mit Geld teil. Sie fragt mich die ganze Zeit, für welchen guten Zweck sie noch spenden könnte.«
Lady Gaga könnte von Glück sagen, wenn meine Mutter jemals ihre Pressesprecherin würde!
»Lia gibt sich große Mühe, über dem ganzen Rummel um ihre Person die Schule nicht zu vernachlässigen. Sie macht demnächst ihren Mittleren Schulabschluss und lernt fleißig. Sie ist wirklich ein sehr vernünftiges, umsichtiges Mädchen.«
Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich so oft keine Hausaufgaben machte. Außerdem musste ich mich endlich mal an mein längst überfälliges Geschichtsreferat setzen.
»Jedes junge Mädchen hätte die Beherrschung verloren, wenn eine Erwachsene sie grundlos angeschrien und bedroht hätte. Damit will ich keinesfalls gutheißen, was Lia getan hat. Meine Tochter wird sich schriftlich bei Mrs Hargreaves entschuldigen. Es tut ihr auch leid, dass sie Jacks Eltern nicht erst um Erlaubnis gebeten hat, bevor sie ihm das Motorrad gekauft hat. Aber so sind sie nun mal, die
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