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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen und von niemandem mehr abhängig sein.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Raf war richtig gut in der Schule. Bestimmt war er hochbegabt – ich meine,wenn jemand schon freiwillig Beethoven hörte und sich für Geschichte interessierte … Warum wollte er mit sechzehn von der Schule abgehen? Okay, ein Studium kostete Geld, aber seine Eltern wohnten schließlich in der Melbourne Avenue. Außerdem erzählten uns die Lehrer andauernd, dass ein Studium eine lohnende Investition sei, wenn wir nicht den Rest unseres Lebens Hamburger verkaufen wollten. Raf war total intelligent. Wenn er nicht studierte, wer dann?
    Mir fiel ein, dass ich selbst die Schule so schnell wie möglich hinschmeißen wollte … da hatte ich wohl kein Recht, ihn zu kritisieren. Schuldbewusst griff ich nach seiner Hand.
    »Ich will auch nicht studieren. Ich will auch möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen.«
    Seine Miene war ausdruckslos. »Das musst du selber wissen.«
    Vom Flohmarkt wehten schon Musik und Gerüche zu uns herüber: Falafel, Curry, Bier. Wie immer hellte sich meine Laune auf.
    »Ich muss noch Geld abheben«, sagte ich.
    Die Straßen wurden voller und wir mussten uns zum Geldautomaten durchdrängeln. Raf verzog das Gesicht (er mochte ja keine Menschenansammlungen), aber er beschwerte sich nicht. Wir bleiben höchstens eine halbe Stunde, nahm ich mir vor. Danach gehen wir ins Kino … oder ins Café … oder in Rafs gemütliches Wohnbüro und kuscheln auf der Matratze …
    »Entschuldigung!« Ich steckte gerade mein Portemonnaie wieder in die Tasche, als mich jemand anrempelte. Mein Portemonnaie mit zweihundert Pfundin bar. Meine schwarze Lackledertasche, die tausend Pfund gekostet hatte und plötzlich erstaunlich leicht war … weil sie nämlich nicht mehr da war. Nur noch der Riemen baumelte an meiner Schulter!
    »Hilfe!«, schrie ich. »Jemand hat meine Tasche geklaut!«
    Raf rannte schon hinter dem Typen her. Er packte ihn am Arm. Der Dieb wehrte sich und verpasste Raf einen Faustschlag in den Magen. Raf taumelte rückwärts gegen einen Schmuckstand. Der Stand kippte um und Silberringe und Glasperlen flogen durch die Gegend.
    Der Dieb flüchtete … aber er ließ meine Tasche fallen. Eine Frau hob sie auf und überreichte sie mir.
    »Hast du dir wehgetan?«, rief ich und versuchte gleichzeitig, Raf hochzuhelfen und den Inhalt meiner Tasche zu überprüfen.
    Raf kam auf die Beine. »Autsch … Ich konnte ihn nicht festhalten, Lia … Tut mir leid wegen Ihrem Stand …«
    »Aber ich hab meine Tasche wieder!« Ich konnte Raf nicht umarmen, weil ich beide Hände mit dem rotgrünen Drachen und der riemenlosen Tasche voll hatte – und so was nannte sich Designerhandtasche! Ich konnte ihn nur anstrahlen und er strahlte mich an und beugte sich zu mir runter …
    ... und hielt wie erstarrt inne. Unsere Lippen trafen sich nicht. Er schaute über meine Schulter und machte ein Gesicht, als müsste er sich übergeben.
    Ich drehte mich um und erkannte den Mann sofort. Den Mann mit den saphirblauen Augen, dem ausgezehrtenTotenschädelgesicht, dem stechenden Blick und der grabestiefen Stimme.
    »Verdammt!«, sagte Raf. »Was macht er da?«
    Soweit ich erkennen konnte, sprach der geheimnisvolle Mann mit Charlie, dem Besitzer meines Lieblingsklamottenstandes. Der Mann gab Charlie ein dunkles Bündel und Charlie zählte Geldscheine ab.
    »Kannst du kurz warten?«, fragte Raf. »Ich bin gleich wieder da.« Seine Stimme bebte.
    »Wie wär’s, wenn du mir hilfst?« Der Typ vom Schmuckstand sammelte seine Ware vom Boden auf.
    Aber Raf war schon zu dem Mann gelaufen. Ich folgte ihm durch das Gedränge.

20
    Pediküre lohnt sich mehr
als Maniküre – außer im Winter.
    Die Zeitschriften lügen. Ein Wellnesstag hilft überhaupt nicht gegen Stress. Es ist eher wie ein Tag in einer Folterkammer und obendrein muss man noch dafür bezahlen.
    Massage tut scheißweh. Die Masseurin bohrt einem die Daumen in den Nacken und legt einem glühend heiße Steine auf den Rücken. Und dabei läuft die ganze Zeit irgendwelche Esoterik-Musik. Ich musste die Frau bestechen, damit sie stattdessen Florence and the Machine einlegte.
    Nach der Massage kam das Gesicht an der Reihe. Die Frau scheuerte mir mit einem Peeling die Haut auf, drückte meine Mitesser aus und traktierte meine Augenbrauen mit Heißwachs. Ich war knallrot und fleckig und mindestens so gestresst wie vor der ganzen Behandlung.
    Im Jacuzzi zu liegen war

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