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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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allerdings total entspannend, und ich kam endlich dazu, Rafs Gespräch mit dem älteren Mann in Gedanken noch einmal durchzugehen.
    »Das darfst du nicht!« hatte Raf ihn angefahren und zu Charlie gesagt: »Bitte geben Sie ihm kein Geld!«
    »Was machst du hier, Rafael? Verschwinde!«
    Charlie kümmerte sich nicht um Rafs Bitte. »Ist dasdein Junge, Nick?« Er reichte dem Mann das Bündel Scheine. Nick steckte das Geld ein.
    »Gib das her!«, fauchte Raf.
    »Warum regst du dich so auf? Ich muss auch von irgendwas leben.«
    »Trotzdem … du weißt genau, dass du … du hättest das Zeug gar nicht behalten dürfen!«
    »Das geht dich nichts an, Rafael.«
    »Und ob! Ich rufe Jasper an.«
    Nick erwiderte eisig: »Nur zu. Er hat dich anscheinend völlig unter Kontrolle.«
    Raf schaute auf sein Handy. »Mist. Kein Guthaben mehr drauf.«
    Das war mein Stichwort. »Du kannst meins nehmen.«
    Nicks finstere Miene hellte sich auf. »Hallo – da ist ja das Lottomädchen wieder! Wir wollten uns doch sowieso mal unterhalten.« Er griff blitzschnell nach meiner Hand und gab mir einen Handkuss.
    Raf sah aus, als stünde er kurz vor dem Wutanfall des Jahrhunderts.
    »Lass Lia in Ruhe!« Er packte mich unsanft am Arm und zerrte mich hinter sich her. An der Straße hielt er ein Taxi an, schubste mich hinein und nannte dem Fahrer meine Adresse.
    Erst als das Taxi losfuhr, bekam ich richtig mit, dass er selbst nicht eingestiegen war. Seither hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
    Hm … Leider wurde ich immer noch nicht schlau aus dem Ganzen, aber jetzt stand die Pediküre an. Die Folter ging weiter. Die Frau fiel mit einer Rasierklingeüber meine Füße her und raspelte die Hornhaut weg, dass die Fetzen nur so flogen.
    Aber meine silbernen Fuß- und Fingernägel fand ich hübsch und meine gezupften Augenbrauen auch. Allerdings war ich skeptisch, ob die ganze Prozedur zweihundertfünfzig Pfund pro Person wert war, zuzüglich fünfundsiebzig Pfund für Schlammpackung und Shiatsu.
    »Na, wie fühlst du dich?«, fragte Mum, als wir im Café saßen und grünen Tee tranken. Das Café war enttäuschend: Korbsofas mit weißen Kissen, zerlesene alte Zeitschriften und natürlich wieder Esoterik-Geklimper. Wir bestellten zweimal den Salat »Vitaminbombe«. Pommes gab’s nicht.
    »Geht so«, sagte ich. »Meine Masseurin war die reinste Sadistin.«
    »Ich fand’s herrlich.« Ihr Gesicht war voller roter Flecken und ich sah bestimmt nicht besser aus. Ich spürte die Pickel schon sprießen. »Eigentlich müsste man sich jede Woche behandeln lassen. Das schwemmt die Giftstoffe aus dem Körper.«
    »Echt jetzt?«
    »In Hampstead soll es einen ganz exklusiven Salon geben. Die Inhaberin vollbringt wahre Wunder. Sie macht Darmspülungen und so weiter.«
    »Wie – man bezahlt dafür, dass einem jemand einen Schlauch in den Hintern steckt und die Kacke raussaugt? Igitt!«
    »Von den Darmspülungen abgesehen, bekommt man dort die beste Massage von ganz London. Prinzessin Diana war auch Kundin.«
    »Prinzessin Diana ist schon ewig tot . Du findest einen Salon toll, weil sich eine Tote da hat massieren lassen? Wie pervers ist das denn!«
    »Wir könnten doch einen regelmäßigen Mutter-Tochter-Tag verabreden. Das hätte Prinzessin Diana bestimmt auch gemacht, wenn sie noch am Leben wäre und eine Tochter hätte.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ach, Lia … warum musst du immer so kratzbürstig sein?«
    Wie bitte? Bloß weil ich nicht alles machte, was sie wollte? Bloß weil sie sich in irgendwelche Fantasien über eine Tote verrannte, die sowieso keine Tochter gehabt hatte? Bloß weil ich nicht jeden ihrer Vorschläge super fand und ihr das Geld dafür zu Füßen legte?
    »Ich meine ja nur, dass ich nicht jede Woche zur Massage will«, sagte ich. »Ich habe bald Prüfungen. Ich muss lernen.«
    Dass ich nicht weiter zur Schule gehen wollte, bedeutete nicht unbedingt, dass ich die Prüfungen nicht mitschreiben würde. Im Krieg mit meinen Eltern waren die Prüfungen sozusagen mein Schild, der mich vor dem Kugelhagel schützte. Ich hatte die letzten vierzehn Tage damit verbracht, Stoff nachzuholen. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir erst wieder über meine Pläne reden würden, wenn ich das Reichtums-Seminar besucht und mit dem Finanzberater gesprochen hatte. Außerdem fand ich, dass Mum eine Belohnung für ihre Tätigkeit als meine Pressesprecherin verdient hatte, obwohl sie mich mal eben um achtzehntausend Pfund ärmer gemacht hatte.
    Genau genommen

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