Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
supertolle PR-Agentin und kannst echt nett und lustig sein. Ich verstehe nicht, warum du nicht mehr Selbstbewusstsein hast.«
Sie schmunzelte, als hätte ich einen Witz gemacht.
»Du bist ein komisches Kind.«
»Wieso?«
»Manchmal bist du schrecklich kratzbürstig und denkst nur an dich – und dann bist du wieder richtig lieb und hilfsbereit.«
Ich war verdutzt. »Äh … das finde ich nicht … ich meine, weder das eine noch das andere. Ich bin’s einfach nicht gewöhnt, dass ich mir jetzt alles leisten kann.«
»Ich weiß nicht, ob es so gut ist, dass du dir nie deinen Lebensunterhalt verdienen musst«, erwiderte sie. »Andererseits mussten dein Vater und ich uns alles furchtbar hart erarbeiten. Ein Glück, dass dir das erspart bleibt.«
»Okay …« Ich witterte Unheil. Die Luft war geladen wie kurz vor einem Gewitter.
Aber sie schmunzelte nur, trank einen Schluck Tee und sagte: »Vielleicht ist der Lottogewinn ja deine große Chance.«
21
Wenn man kein Geld hat, teilt man
die Menschen in zwei Gruppen ein:
in Arme und Reiche. Wenn man viel Geld hat,
stellt man fest, dass jeder Reiche anders ist.
»Ich heiße Lia und mein Geld bewirkt … dass ich glücklich bin. Und durcheinander.«
»Ich heiße Olivia«, sagte die Blonde rechts neben mir. »Mein Geld macht mich auch glücklich. Und es macht mir Sorgen.«
Olivia war von Kopf bis Fuß perfekt: lange, gepflegte, honigblonde Haare mit Strähnchen, endlos lange Beine (die in echten Ugg-Boots steckten). Worüber machte die sich Sorgen, bitte schön? Dass ihr ein Fingernagel abbrach? Ob sie Lippenstift auf den Zähnen hatte?
»Ich heiße Said«, sagte der Nächste in der Runde. »Mein Geld ist für mich ein Ansporn.«
Der blonde Typ neben mir verkniff sich das Lachen. Er hieß Luke und war ein junger Graf – das wusste ich aus der Teilnehmerliste. Sein Geld bewirkte, dass er sich geborgen fühlte.
»Ich heiße Darryl«, stellte sich der nächste Teilnehmer vor. Darryl Cook spielte bei Manchester City und galt als aufsteigender Stern am Fußballhimmel. Wenn Jack gewusst hätte, dass ich ein Wochenende mit Darryl Cook verbrachte, wäre er schwer beeindruckt gewesen.Leider sprachen wir immer noch nicht wieder miteinander.
»Ich empfinde mein Geld als Auszeichnung«, sagte Darryl. »Außerdem sorgt es dafür, dass ich nie mehr arm sein werde. Lach ruhig …«, er funkelte den grinsenden Said vernichtend an, »... aber wenn du in unserer Siedlung aufgewachsen wärst, würdest du mich verstehen.«
»Wunderbar«, sagte Dr. Flint, der bekannte Psychotherapeut, Autor und Experte für seelische Probleme in Zusammenhang mit Reichtum, Verfasser von: Ich bin reich und mir geht’s schlecht und Geld tut weh . Er hatte sich diese Seminare ausgedacht, um plötzlich zu Geld gekommenen jungen Leuten die schlimmsten Fallstricke und Fehler zu ersparen. Mum und Dad hatten das Gesicht verzogen, als sie erfuhren, dass das Seminar in einem der besten Hotels von London stattfand und zwei Übernachtungen einschloss. »Du kannst doch morgens mit der U-Bahn hinfahren«, hatten sie gemeint. »Oder wenn’s sein muss mit dem Taxi. Das ist doch Geldverschwendung.« Aber Dr. Flint bestand darauf, dass wir eine Weile Abstand von allem bekamen, damit wir uns ganz auf unsere emotionalen Erfahrungen konzentrieren konnten. Dad behauptete daraufhin, Dr. Flint erhielte bestimmt eine Provision vom Hotel.
Ich hatte nichts dagegen, hier zu übernachten. Mein luxuriöses Zimmer war in Silber und Dunkelviolett eingerichtet und in der Mitte stand ein Riesenbett. Ich hatte alles mit dem iPhone fotografiert, damit ich die Bilder später dem Innenarchitekten zeigen konnte, der meine neue Wohnung ausstatten sollte.
»Ich fasse zusammen, dass die meisten von euch positive Gefühle im Zusammenhang mit ihrem Geld äußern«, sagte Dr. Flint. Die Vorstellungsrunde gehörte zum Kennenlern-Frühstück am ersten Morgen. Kaum hatten wir uns am Buffet die Teller mit Croissants und Brötchen vollgeladen, mussten wir auch schon über unsere Gefühle sprechen. Ich trank einen Schluck Orangensaft und überlegte, ob ich etwas Dummes gesagt hatte.
»Das ist natürlich erfreulich«, fuhr Dr. Flint fort, »aber wenn ihr älter werdet, stellt ihr vielleicht fest, dass nicht alles so rosig aussieht.« Er drehte seinen Laptop herum, damit wir auf den Bildschirm schauen konnten. »Ich möchte euch einen kleinen Film zeigen.«
Uff! Lauter griesgrämige Erwachsene, die sich darüber beklagten, dass ihr Geld ihnen
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