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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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nur Probleme machte.
    »Ich fühle mich von anderen Menschen ausgeschlossen«, jammerte ein unmöglich angezogener Typ, der vor seiner Prachtvilla stand. »Ich habe keine Ziele mehr im Leben.«
    Ich hätte ihn am liebsten zu einem Stylingberater geschickt – dann hätte er sich garantiert besser gefühlt. Aber er jammerte und jammerte, und die verhärmte Frau, die als Nächstes kam, ebenfalls. Der ganze Film unterstellte, dass Wohlstand eine schreckliche Bürde war.
    Also ehrlich, so was konnten auch nur richtig reiche Leute behaupten.
    »Viele Menschen haben Schuldgefühle, weil sie vermögend sind«, sagte Dr. Flint. »Sie verlieren jeden Ehrgeiz,werden teilnahmslos und fühlen sich wertlos und ungeliebt. Affluenza oder ›Überflusskrankheit‹ nennt man diesen Zustand auch, wobei ich persönlich den Begriff ›Geldverstimmung‹ bevorzuge. Allerdings fällt es vielen Betroffenen schwer, sich einzugestehen, dass sie daran leiden. Man will nicht zugeben, dass der Reichtum auch seine Schattenseiten hat.«
    Ich hatte mich die letzten paar Wochen eigentlich ganz gut gefühlt. Na schön, ich machte mir Sorgen wegen meiner Freundschaft mit Jack und weil Shaz sich nicht mehr mit mir verabredete, sondern nur noch lernte … und natürlich grübelte ich die ganze Zeit darüber nach, was mit Raf los war.
    Aber Schuldgefühle? Nein. Seit Alfies Mutter zu den Reportern gesagt hatte, ich sei ein Engel, den ihr Gott geschickt hätte, hatte ich keine Schuldgefühle mehr.
    »Selbstverständlich gibt es gewisse Unterschiede«, räumte Dr. Flint ein. »Manche von euch wussten immer schon, dass sie eines Tages viel Geld erben werden, andere sind ganz unvermutet reich geworden. Erzähl uns doch mal, wie du aufgewachsen bist, Luke. Was für ein Verhältnis hat deine Familie zu Geld?«
    Luke sprach ein hochgestochenes Englisch, wie man es sonst nur von Mitgliedern der königlichen Familie hört (und in Hollywood-Filmen mit Hugh Grant).
    »Ich … keine Ahnung …« Er strich sich die blonde Haartolle aus dem Gesicht.
    »Hattest du schon immer das Gefühl, dass du dein Leben lang genug Geld haben würdest? Wurde jemals über Geldsorgen gesprochen?«
    »Weiß nicht … Ich bin schon mit sieben ins Internatgekommen und in den Ferien habe ich meine Eltern auch nicht oft gesehen. Wir sind in Hotels mit Kinderbetreuung gefahren und die Nanny war immer dabei. Ich weiß nur, dass meine Eltern für mich einen Treuhandfonds eingerichtet haben. Bei meinen Freunden ist es genauso.«
    »Und wie geht es dir damit?«
    Luke schlug verwirrt die großen blauen Augen nieder. »Äh … gut? Ich kenn’s ja nicht anders.«
    Ich wusste nicht genau, was ein Treuhandfonds war, aber ich wollte mich vor den anderen nicht blamieren.
    »Pah!«, machte Said verächtlich. »Mein Vater hat mich schon als ganz kleines Kind in seine Läden mitgenommen, weil ich den Konzern später übernehmen soll. Ich konnte schon Bilanzen lesen, da ging ich noch in die Grundschule. Das ist die einzig wahre Erziehung! Wenn du später an dein Geld rankommst, Luke, schmeißt du bestimmt alles fürs Feiern und irgendwelchen überflüssigen Luxus zum Fenster raus. Du hast ja keine Ahnung, was arbeiten bedeutet. Und ihr drei …«, er zeigte auf die »Neureichen« unter uns: Marcus, Darryl und mich, »... ihr bezieht mit fünfundzwanzig wahrscheinlich Sozialhilfe. Wie gewonnen, so zerronnen.«
    Aua! »Mein Vater hat mich auch schon als kleines Kind in unseren Laden mitgenommen«, sagte ich ärgerlich.
    »Na schön, dann verkaufst du eben Donuts in eurer kleinen Klitsche.« Said rümpfte die Nase. Seinem Vater gehörte eine Baumarkt-Kette. Zusätzlich war er ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Said würde eines TagesMillionen erben, aber er führte sich auf, als wäre er schon achtundfünfzig und hätte sein Vermögen mit eigener Arbeit erworben! Das Seminar dauerte erst eine halbe Stunde und schon war zu spüren, wie sich die Gruppe gegen ihn verbündete.
    »Ich werde nicht mit fünfundzwanzig von Sozialhilfe leben«, widersprach jetzt auch Darryl.
    »Dann eben, wenn du vierzig bist. Oder doch schon vorher, denn du kannst dich ja auch verletzen oder ein Formtief haben. Profifußballer haben kein langes Haltbarkeitsdatum, oder?«
    »Wie gewonnen, so zerronnen … Leck mich! Du hast doch noch nie ’nen Finger krumm gemacht. Die Einzigen hier, die ihr Vermögen ihrem Talent und harter Arbeit verdanken, sind Marcus und ich.«
    Marcus hatte vor ein paar Jahren bei X-Factor gewonnen, aber

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