Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
würde überhaupt nichts erzählen.
Molly war im Schlafzimmer ihrer Eltern. Der rosa Teppichboden hatte einen großen Fleck, Flaschen lagen herum und irgendwer hatte mit Lippenstift ein großes Herz auf den Schminkspiegel ihrer Mutter gemalt. Ich hatte schon Schlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres.
Molly hatte lange blonde Haare und ein verschlagenes Fuchsgesicht. Sie grinste mich verlegen an.
»Mein Bruder hatte Geburtstag und jetzt räume ich ein bisschen auf. Meine Eltern sind zum Glück in Croydon bei unserer Granny.«
Ich kam gleich zur Sache.
»War meine Schwester Natasha gestern Abend da?«
»Sie ist mit Sophie und Keira gekommen. Gibt’s ein Problem?«
»Als Nat nach Hause gekommen ist, war sie stockbesoffen.«
Molly zuckte gleichgültig die Achseln. »Da ist sie nicht die Einzige.«
»Sie kann sich an nichts mehr erinnern.«
»Sagt sie.«
»Nein, es stimmt. Du kennst doch Natasha. Sie lügt nicht. Ich will wissen, was hier los war. Ich mache mir Sorgen um meine Schwester.«
»Das Haus war voll. Ich bin doch kein Kindermädchen.«
»Ich will ja nur wissen, ob dir irgendetwas aufgefallen ist. Besser du sagst es mir als der Polizei.«
Ihre Gleichgültigkeit war plötzlich verflogen. »Der Polizei? Wie meinst du das?«
»Es könnte sein, dass jemand Natasha etwas ins Glas geschüttet hat. Und gestern Abend hat uns jemand angerufen – hat mich jemand angerufen – und behauptet, sie wäre entführt worden. Wann ist Natasha hier weggegangen? Hat irgendwer sie mitgenommen?«
»Keine Ahnung. Tschüss dann.« Sie drehte sich weg und nahm einen vollen Aschenbecher von der Frisierkommode.
»Ich lass mich nicht verarschen, Molly.«
Sie wurde knallrot und ließ den Aschenbecher fallen. Mindestens dreißig Kippen landeten auf dem rosa Teppich.
»Das ist deine Schuld!«
»Ich habe dich nach Natasha gefragt. Wer hat mich da gestern angerufen?«
»Woher soll ich das wissen?«
Ich holte mein Handy raus. »Dann rufe ich jetzt die Polizei an.«
»Ich weiß nicht, wer dich angerufen hat, Lia, ehrlich! Ich war selber besoffen. Vielleicht hat sich irgendwer einen schlechten Scherz erlaubt, aber ich habe damit nichts zu tun!«
»Wer?«
»Keine Ahnung!«
»Wer war alles hier?«
»Na … alle. Lauter Leute aus der Schule. Ich könnte mir aber denken, wer dich angerufen hat. Du kennst doch Lindsay und Georgia und ihre Freundinnen, oder? Sie haben über Natasha gelacht, weil sie immer zu Hause Bescheid sagen muss, wo sie ist.«
»Und wo war Natasha da?«
»Weiß ich doch nicht! Hier war alles voller Leute. Wahrscheinlich war deine Schwester bei mir im Zimmer und hat ihren Rausch ausgeschlafen. Das haben ein paar Mädchen gemacht – sich auf mein Bett gelegt und gepennt.«
»Hast du irgendwas von dem Anruf mitbekommen? Von dem Erpresseranruf?«
»Nein. Die Georgia-Clique hat über dich und deineSchwester gelästert, mehr weiß ich nicht.« Molly ließ den Kopf hängen. »Tut mir echt leid, Lia. Du weißt ja, wie das ist. Ich war selber so blau, dass ich nicht mehr viel mitgekriegt habe. Ich weiß nur noch, dass Natasha irgendwann wieder runtergekommen ist und geheult hat. Sie hatte Schiss, dass sie zu Hause Ärger kriegt, weil sie so lange wegbleibt. Dann ist sie gegangen.«
»Wann war das?«, wollte ich wissen, aber Molly konnte es mir nicht sagen. Es hörte sich an, als wäre Nat ziemlich lange auf der Party geblieben.
»Vielen Dank für die Hilfe, Molly«, sagte ich. Ich kochte vor Wut. »Meine kleine Schwester hat bei euch so viel gesoffen, dass sie kaum noch laufen konnte. Ihr hätte sonst was passieren können!«
»Sie hat das absichtlich gemacht. Keiner hat sie dazu gezwungen. Natasha ist so … ich mein das jetzt nicht böse, aber sie ist noch total kindlich. Sie versucht immer krampfhaft, mit uns mitzuhalten. Ich habe sie total gern, aber wir sind einfach schon weiter als sie.«
»Du bist echt eine falsche Schlange«, sagte ich.
»Natasha will wie du sein. Das war schon so, bevor du im Lotto gewonnen hast, und jetzt ist es noch schlimmer. Mit sich selbst ist sie einfach nicht zufrieden.«
»Ich gehe aber nicht auf solche bescheuerten Partys und besaufe mich sinnlos.«
»Seit du berühmt bist, nicht mehr, das stimmt. Natasha will trotzdem wie du sein.«
»Warum zeigst du ihr dann nicht, dass du sie magst,so wie sie ist? Was bist du für eine Freundin? Du hast doch gesagt, du hast sie total gern.«
»Jetzt pass mal auf, Lia! Ich glaub, du hast noch nicht kapiert, wie nett wir sind, dass
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