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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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mein Elternhaus sei die Hölle!
    »Seine Mutter ist nett zu mir – sie lässt sich nichts anmerken –, aber ich bin sicher, dass sie mich hasst, darum gehe ich ihr aus dem Weg. Jasper und Sylvie meinen es total gut, aber ich muss mir mit George ein Zimmer teilen, und weil er nicht durchschläft, bin ich immer müde. Jasper bekommt auch zu wenig Schlaf und dann rastet er manchmal aus und brüllt rum. Sylvieheult andauernd, weil ihre Nerven auch schon ganz dünn sind. Dad hat bei ihnen noch einen Schrank voller Kleider aus seinem Laden, die er heimlich verkauft. Wenn das auffliegt, landet er im Knast! Er will, dass du ihm Geld gibst, Lia. Mach das nicht! Du bist deine Millionen schneller los, als du gucken kannst.«
    »Keine Sorge. Dein Vater kriegt von mir kein Geld. Aber jetzt verstehe ich endlich, warum du lieber im Büro über dem Café wohnst.«
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.«
    Ich gab mir einen Ruck. »Aber du würdest doch nicht wieder … du würdest es nicht wieder versuchen, oder?«
    »Was denn?«
    »Na ja … Tabletten und Wodka …«
    Er sah mich groß an. »Wozu? Ich habe grade erst das Schönste erlebt, das mir in meinem ganzen Leben passiert ist.« Dann wandte er den Blick ab. »Entschuldige. Vielleicht würdest du ja lieber vergessen, dass wir … dass wir …«
    »Nein! Es war toll, aber … Ich weiß irgendwie nicht, wie es jetzt weitergehen soll.«
    »Das weiß keiner.«
    »Ich will dir nicht wehtun, aber ich will dir auch nichts versprechen, was ich nicht halten kann.«
    »Schon okay«, sagte er. »Mir geht’s auch sonst viel besser. Mein Leben ist längst nicht mehr so beschissen wie damals.«
    »Aber dein Bruder beutet dich aus!«
    »Jasper glaubt, dass meine Panikattacken nachlassen, wenn ich beschäftigt und abgelenkt bin. Er hatrecht. Er hat mich auch überredet, in die Fußballmannschaft einzutreten. Das hilft mir auch. Und ich freue mich schon total auf den Job in der Bäckerei! Ich habe eine Menge Ideen, wie dein Vater den Laden erweitern könnte. Irgendwann will ich einen eigenen Laden haben, vielleicht mit Antiquitäten oder so, aber erst mal will ich die Grundregeln des Geschäftslebens kennenlernen, damit es mir nicht so ergeht wie Dad.«
    »Aber du magst doch Geschichte und Literatur.«
    »Lesen kann man immer. Heutzutage muss man schon Millionär sein, wenn man sich ausschließlich mit solchen Dingen beschäftigen will. Du kannst das machen – ich nicht.«
    »Ich könnte … ich könnte dich doch unterstützen.«
    »Machst du doch schon. Aber nicht mit Geld. Sondern viel, viel besser.«
    Er zog mich wieder an sich und ich schmeckte seinen warmen, salzigen Mund.
    Schon seltsam, dachte ich unwillkürlich. Da hatten ich und die anderen Mädchen monatelang in Fantasien geschwelgt, dass Raf womöglich ein Vampir oder ein Untoter war … Keine von uns hatte geahnt, wie nahe er dem Tod tatsächlich gewesen war. Er hätte ebenso gut hier auf dem Friedhof liegen können.
    »Denk noch mal drüber nach«, sagte ich. »Ich möchte mein Glück nicht nur für mich behalten. Ich will es mit anderen teilen.«
    Wir gingen noch ein bisschen spazieren, bis Raf schließlich sagte: »Ich muss ins Café. Ich bin sowieso viel zu spät dran. Jasper bringt mich um.«
    Ich schaute auf die Uhr und sagte: »Ich muss auchnach Hause. Meine Mutter fragt sich bestimmt schon, wo ich stecke.«
    Kaum stand ich in der Tür, stürzte Mum sich auf mich.
    »Wo warst du? Ich habe mich zu Tode geängstigt! Wir sind aus dem Krankenhaus gekommen und du warst spurlos verschwunden! Ich habe die ganze Zeit versucht, dich anzurufen, und dir eine SMS nach der anderen geschickt. Ich hätte wirklich gedacht, dass du vernünftiger bist, Lia.«
    Ich hatte keine Kraft mehr, mich zu streiten. Ich fiel ihr einfach um den Hals. »Tut mir echt leid! Ich hatte einen schrecklichen Tag. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    Sie sah mich so erstaunt an, als hätte ich plötzlich zwei Köpfe.
    Dann sagte sie: »Hauptsache, dir ist nichts passiert. Komm rein, Schätzchen, dann mach ich dir Tee. Du siehst ja völlig fertig aus.«
    »Wo ist Natasha? Was haben die Ärzte gesagt?«
    »Sie hatte eine Art allergische Reaktion auf den Alkohol. Das gibt es manchmal. Sie schläft jetzt.«
    »Hat sie was von dem Anruf erzählt? Von dem Erpresseranruf, meine ich?«
    »Davon hat sie nichts mitbekommen. Sie ist auf der Party ihrer Freundin zusammengeklappt und wollte dann allein nach Hause gehen. Die Polizei nimmt an, dass

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