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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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überhaupt noch keinen Gedanken verschwendet. Ihr zukünftiges Leben
mit Marc hatte aus dem Wunsch nach inniger Zweisamkeit bestanden, mehr war in
ihrem Traum nicht vorgekommen. Nur er und sie.
    „Ein eigenes Kind? Du möchtest wirklich Vater werden?“,
versicherte sie sich noch einmal. „Ja, Prinzessin. Das würde ich so gerne sein.
Du bist die erste Frau, die diese Wünsche in mir weckt. Mit dir könnte ich mir
vorstellen, gemeinsamen Nachwuchs zu bekommen. Was denkst du? Könntest du dich
mit dem Gedanken anfreunden, noch einmal Mutter zu werden?“
    „Tja, ich weiß gar nicht recht, was ich dazu sagen soll. Das
kommt für mich jetzt ganz schön plötzlich.“ Er sah sie ganz ernsthaft an. „Dann
denke bitte darüber nach! Ich möchte es von Herzen gerne, und das meine ich
ganz ehrlich.“ Er stand auf, nahm sich einen Whiskey aus der Minibar und ging
auf die Terrasse.
    Christina starrte Löcher in die Luft. Ihr flatterten die
Gedanken nur so durch den Kopf. Ein Baby, ein Kleinkind, ein Schulkind, ein
Teenager. Das alles hatte sie mit ihren eigenen Kindern nicht alles erleben
dürfen. Sie hatte ihre Sprösslinge nur auf kleinen Etappen ihrer Kindheit
begleiten dürfen. Diskussionen mit pubertierenden Kindern, mit ihnen Sorgen und
Nöte teilen und zum Beispiel mit Lehren streiten, kannte sie nicht. Jetzt waren
Manuel und Isabel erwachsen, und mehr als ihr halbes Leben war sie von ihnen
getrennt gewesen. Eigentlich war sie ja gar keine richtige Mutter!
    Ein Kind von Marc würde bestimmt das tollste Wesen auf Erden
werden. Einen Sohn oder eine Tochter mit diesem Mann zu haben, das wäre etwas
ganz Besonderes. Ein Kind mit dem Mann, den das Schicksal für sie
vorherbestimmt hatte, wäre die Krönung ihrer großen und bedingungslosen Liebe.
Sie schloss die Augen und versuchte sich diese kleine Familie bildlich
vorzustellen. Sie sah sich mit einem kleinen Bündel Mensch auf dem Arm und Marc
als liebevollen und stolzen Vater an ihrer Seite. Es war wohltuend dieser Szene
zuzuschauen. Es war verdammt schön, sich das alles vorzustellen!
    Sie stand auf und folgte Marc nach draußen. Er lag auf dem
Liegestuhl und fixierte den Sternenhimmel mit geistesabwesendem Blick. „Hola,
Träumer!“, sagte sie leise, um ihn nicht abrupt seinem Dämmerzustand zu
entreißen. Sie setzte sich zu ihm, und er schaute sie nahezu mutlos an. „Hola.“
    „Sí, Señor“, flüsterte sie ihm leise ins Ohr. „Was soll das
heißen?“, murmelte er unbeschreiblich gedämpft. „Marc Stevens, ich würde gerne
die Mutter deines Kindes sein“, sagte sie mit entschlossener Stimme.
    „So schnell hast du diesen Entschluss gefasst? Du musst dich
nicht hier und heute entscheiden. Nimm dir alle Zeit der Welt zum Nachdenken!
Und Eines sollst du auch noch wissen. Ich liebe dich, mit oder ohne ein Baby.“
    „Ich war so sehr mit uns und mir selber beschäftigt. Da
haben solche Pläne überhaupt keinen Platz gehabt, Marc. Der Freispruch war doch
eigentlich die Grundvoraussetzung für unsere gemeinsamen Aussichten. Jetzt kann
uns keiner mehr angreifen, niemand kann deine Kariere ruinieren, und für uns
fängt nun die Zukunft an. Weißt du, wie oft ich im Gefängnis gedacht habe:
Heute wird Isabel eingeschult, und du darfst sie nicht begleiten. Oder an den
Zeugnistagen: Ob meine Kinder gute Schüler sind? Kommen sie gut mit ihren
Lehrern zurecht? Haben sie viele Freunde? Welche Hobbies haben sie? Sind sie
eher sportlich oder musisch veranlagt? Spielen sie ein Instrument? Sind sie
gesund? Sind sie auch gegen alles geimpft? Und so weiter und so fort. Jeden Tag
habe ich mich solche Dinge gefragt. Wenn es auch bei Manuel und Isabel nicht
möglich war, all ihre Freuden und Leiden mit ihnen zu teilen, sie zu trösten
und aufzufangen, wenn es ihnen nicht gut ging, so würde ich das schrecklich
gerne mit einem Kind von dir erleben.“ Er schaute immer noch recht ungläubig in
die Nacht. Sie zog ihn von seiner Liege. „Komm! Komm mit!“
     
    Sie kramte ihre Packung mit den Anti-Baby-Pillen aus ihrer
Handtasche und lief ins Badezimmer. Dort drückte sie jede einzelne der kleinen
rosa Tabletten in das Waschbecken. Sie standen einträchtig vor dem Becken.
„Venga hombre! Du darfst den Wasserhahn aufdrehen“, sagte sie feierlich. Marc
ließ das Wasser laufen, und sie beobachteten andächtig wie die Pillen, eine
nach der anderen, in den Abfluss gespült wurden.
    Marc rieb sich die Hände. „Na, dann ...“, lachte er und trug
sie zurück ins Schlafzimmer der

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