Ein Macho auf Abwegen
ihm heraus: „Als ob ich es nicht mehr bringen würde! Ha! Was
denkt sich diese Tante eigentlich dabei, mir so etwas zu unterstellen?“ Sie gab
ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ach, das hat sie doch gar nicht damit
sagen wollen! Soll ich dir mal ’was verraten?“
„Ja, was denn?“
„Du bringst es noch, voll und ganz, würde ich mal sagen. Und
die Frau Doktor würde vor lauter Neid auf mich grün anlaufen, wenn Sie deine
Qualitäten auch nur im Geringsten erahnen könnte.“ Das war genau das, was er
von ihr hören wollte. „Hey, Prinzessin! Du hast es offensichtlich begriffen!“,
lachte er sie an. „Ja, ich bin ja auch ein sehr schlaues und gelehriges
Mädchen, mein Superstar. – Dr. Fuhrmann hat nicht an deiner Manneskraft
gezweifelt, Marc! Sie wollte im Grunde nur etwas Generelles über die Zeugungsfähigkeit
von Männern über Fünfzig andeuten. Und du musst, genau wie ich auch, einsehen,
dass du nun mal kein Grünschnabel mehr bist, y basta!“
Wie du mir, so ich dir!, dachte Christina und verkündete,
ihn auf keinen Fall alleine zum Urologen gehen zu lassen. „Muss das sein?“,
fragte er verhältnismäßig genervt. Sie antwortete mit einem breiten Grinsen
über dem ganzen Gesicht und wiederholte seine Motivation, sie zum Gynäkologen
begleiten zu müssen: „Immerhin muss eine werdende Mutter über alles informiert
sein! – Das geht doch schließlich uns beide ’was an!“
So entschlossen er auch war, sämtliche Eventualitäten für
eine Nicht-Schwangerschaft möglichst auszuschließen, kostete es ihn dennoch
reichlich Überwindung die urologische Untersuchung über sich ergehen zu lassen.
Er wäre am liebsten im Boden versunken, als die hübsche
Sprechstundenhilfe ihm den obligatorischen Becher in die Hand drückte und ihn,
so als ob es das Normalste der Welt wäre, fragte, ob er etwas Stimulierendes
mit in die Kabine nehmen wolle. Marc war augenblicklich sprachlos, und er tat
Christina sofort unheimlich leid, als er sie so elend anschaute. Sie nahm ihn
beiseite und versuchte ihn ein wenig zu beruhigen. „Jetzt mach’ dir da mal
nichts draus! Für die Kleine ist das ganz alltäglich.“
„Ja, aber wenn die jetzt jemandem erzählt, wer ...“
„Die wird sich hüten! Wir werden gleich mit dem Arzt reden.
Die darf überhaupt niemandem erzählen, wer hier in Behandlung ist, und warum!“
„Ja, aber ...“
„Nichts, ja aber! – Du verziehst dich jetzt in dein stilles
Kämmerlein und tust das, was du tun musst!“ Sie nahm eines von diesen
Schmuddelheftchen von dem für diese Zwecke ausgelegten Stapel. „Hier! Nimm das
mit – Für alle Fälle!“
Sie schob ihn in den kleinen Gang, an dem links und rechts
jeweils zwei kleine Räume gelegen waren. „Ich kann ja schlecht hier im Flur
stehen bleiben, aber wenn du alleine nicht klar kommst, brauchst du nur nach
mir zu verlangen, und ich werde dir meinetwegen ein bisschen auf die Sprünge
helfen.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen leichten
Kuss auf die Lippen. „Ich wäre dir sehr gerne dabei behilflich, cariño!“,
flüsterte sie und ließ ihn mit Hochglanzmagazin und Becher alleine zurück.
Nach erfolgreich erledigtem Auftrag, verließ er mit seiner
Spermaprobe bewaffnet die Kabine. Die hübsche Arzthelferin nahm ihm sofort den
Behälter aus der Hand, warf einen prüfenden Blick auf das kleine Gefäß und
schien recht erfreut über dessen Inhalt zu sein. „Na, das ist ja schon mal
was!“, rief sie, für Christinas Geschmack viel zu laut durch die halbe Praxis.
„Blöde Zicke, blöde!“, fauchte Christina für andere kaum hörbar. Marc ballte
die Fäuste in seiner Hosentasche. Am liebsten hätte er sich die kleine
unverschämte Göre geschnappt und ihr mal ordentlich den Hintern versohlt. Er
bezweifelte außerordentlich, ob dieses junge Mädchen ihr dämliches Plappermaul
halten könnte, und sah schon wieder einmal eine fettgedruckte Schlagzeile vor
seinem geistigen Auge:
Marc Stevens beim Sex-Doktor! - Ist er impotent?
Endlich wurden sie aufgerufen und konnten aus dem
Wartezimmer verschwinden. Marc wollte zuerst dieses leidige Thema mit dem
Urologen besprechen. „Herr Doktor, es wäre für mich äußerst wichtig, dass mein
Besuch hier bei Ihnen unter uns bliebe. Sie glauben ja gar nicht, was die
Presse in so etwas hineininterpretieren kann!“ Der Arzt schien großes
Verständnis für Marcs Anliegen zu haben. „Das kann ich mir vorstellen, Herr
Stevens. Sie sind nicht der
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