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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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einzige Mann, der hier mit dem gleichen Anliegen
sitzt.“ Er rief seine jugendliche Helferin herein. „Kathrin, Sie wissen, dass
Sie über nichts, was hier in meiner Praxis passiert, mit irgendjemandem reden
dürfen.“ Das unsensible Früchtchen nickte. „Ich sage es Ihnen jetzt noch einmal
ganz ausdrücklich. Niemand, wirklich kein Mensch wird von Herrn Stevens Besuch
hier aus ihrem Mund etwas erfahren!“ Wieder einsichtiges Nicken. „Auch nicht
nur mal so, und unter uns!“
    „Von mir erfährt keiner etwas, Herr Doktor!“, versprach sie
ihm brav und verließ das Sprechzimmer. „Das hätten wir ja nun eindeutig
geklärt. Ich denke, Sie müssen sich keine Sorgen machen, Herr Stevens!“
    Der Arzt nahm Marcs Patientenkarte und studierte das
Untersuchungsergebnis. Christina konnte ihre Ungeduld nicht länger
unterdrücken. „Wie sieht es aus, Herr Doktor? – Kann er noch ...?“
    Marc setzte sich schlagartig kerzengerade hin. Hatte er da
jetzt richtig gehört? – War diese Frage wirklich aus ihrem Mund gekommen?
„Natürlich kann ich noch, Christina! Das weißt du doch!“, entrüstete er sich.
    Christina ließ sich von ihm allerdings nicht aus der Ruhe
bringen und wandte sich erneut an den Arzt. „Herr Doktor, Marc kann wirklich
noch ...“ Sie schickte dem Mediziner einen konspirativen Blick über den
Schreibtisch. „... Sie wissen schon, was ich meine. – Kann er denn auch noch
Kinder bekommen?“ Marc schüttelte verständnislos den Kopf und verdrehte die
Augen gen Zimmerdecke. Erde tu dich auf!, bat er wortlos.
    Der Urologe griente ebenso verschwörerisch zurück. „Also,
junge Frau. Wenn er das,... Sie wissen schon, was ich meine ..., nicht mehr
könnte, müssten wir uns wirklich ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit machen.“
    Marc wurde langsam aber sicher ganz schön brummig. Dieser
Arztbesuch war wirklich nichts anderes als ein einziges Ärgernis. Erst die
peinliche Szene mit der kleinen Sprechstundenhilfe, dann die neugierigen Blicke
der anderen Patienten im Wartezimmer, und jetzt redeten seine Lebensgefährtin
und dieser Arzt so miteinander als ob er gar nicht mit im Zimmer wäre. Als wäre
Christina mit einem Kleinkind, was noch nicht selber sagen konnte, wo es ihm
wehtat, beim Kinderarzt. Die ganze Situation ging ihm tierisch auf die Nerven.
Hatte er so etwas überhaupt nötig? Und was grinsten sich die beiden eigentlich
dauernd so geheimnisvoll an? – So, jetzt ist hier aber mal Schluss mit Lustig!,
sagte er zu sich selber und unterbrach die kleine Plauderei kurz und bündig.
„Herr Doktor. Bin ich gesund, und können meine Frau und ich Kinder bekommen?
Das, und nur das, möchte ich gerne von Ihnen wissen. Über meine Potenz weiß ich
selber bestens Bescheid!“ Er schaute Christina einmal strafend von der Seite
an, und sie konnte sofort lesen, was sein Blick ihr sagen wollte: „Komm du mir
mal nach Hause, Mädel!“
    Der Urologe erkannte offensichtlich erst jetzt die große
Nervosität und aufrichtige Sorge seines prominenten Patienten um dessen
Familienplanung. Er hatte sein Gegenüber erheblich legerer eingeschätzt. Nun,
dann wollte er ihm auch ganz gewissenhaft seine Frage beantworten. Er setzte
eine gewichtige Miene auf. „Ja, Herr Stevens. Das können Sie!“ Marc entkrampfte
sich augenblicklich, nahm seine etwas lässigere Sitzhaltung von vorhin wieder
ein und schmunzelte zufrieden und merklich stolz vor sich hin. „Es gibt da nur
eine kleine Sache, die Sie von jüngeren Männern unterscheidet“, fügte der
Spezialist hinzu.
    Schon saß Marc wieder aufrecht im Patientenstuhl. Was würde
denn jetzt noch kommen?
    „Ihre Spermien sind nicht mehr so schnell wie das früher
einmal war.“ Marc verstand gar nichts mehr und runzelte fragend die Stirn. „Was
hat das zu bedeuten?“
    „Das heißt, dass Ihre Spermien zwar noch voll funktionsfähig
sind, jedoch etwas mehr Zeit bis zum Ziel brauchen.“
    „Aha“, sagte Marc leise, verstand aber eigentlich gar
nichts. „Aber ich kann Sie da beruhigen. Für eine Schwangerschaft benötigen Sie
ja lediglich eine einzige Keimzelle, die rechtzeitig ans Ziel gelangen muss.
Das wird überhaupt kein Problem sein.“
    „Na, dann bin ich ja jetzt komplett beruhigt“, murmelte Marc
schnöde. „Herr Stevens! Das ist keine negative Diagnose. Verstehen Sie mich da
bitte nicht falsch! Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen! Wenn
sich bei Ihnen kein Nachwuchs einstellen sollte, wird es mit hundertprozentiger
Gewissheit nicht an

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