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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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starrte an die Zimmerdecke. –  Doch! Er würde anrufen. Er nahm
den Hörer erneut ab und drückte die Tasten Eins und Null für den Apparat im
Schlafzimmer.
    „Marc? Ist etwas passiert?“, rief Christina hellwach durch
den Hörer. „Nein, alles klar! Aber könntest du bitte mal herunter kommen?“, bat
er sie. „Bleib’ wie du bist, hörst du? – Ich komme sofort!“
    Christina warf den Hörer einfach auf das Bett und rannte
flugs die Treppe hinunter. Was war los? Was hatte er bloß? Seine Stimme hatte
sich zwar sehr ruhig und ausgeglichen angehört, doch er war ein guter
Schauspieler. Beinahe panisch stürmte sie in sein Zimmer.
    Gott sei Dank! Es war wirklich alles in Ordnung. „Was ist
denn, Marc?“
    Sie stand in ihrem dünnen, schwarzen Seidennachthemd vor
seinem Bett. Er betrachtete sie von oben bis unten. Jede einzelne Wölbung ihres
schlanken Körpers war durch den dünnen Stoff zu erkennen. „Ich möchte gerne mit
dir reden, Prinzessin. Komm, setz’ dich her!“ Er klopfte einladend mit der Hand
auf die Matratze. Christina setzte sich bedacht auf die Bettkante. „Schieß los!
Was hast du auf dem Herzen?“ Marc überlegte, wie er das Gespräch beginnen
sollte. „Christina, denkst du eigentlich auch, dass ich gestört bin?“
    „Jetzt sagst du das schon wieder. Wie meinst du das denn
überhaupt immer?“
    „Na ja, dieser ganze Psychoquatsch. Von wegen, ich blockiere
mich selber, und so.“ Christina fröstelte in ihrem knappen Nachthemd und stand
auf, um sich Marcs Morgenmantel aus dem Badezimmer zu holen. „Dir ist kalt,
nicht wahr?“
    „Ja, ein bisschen. Ich hole mir schnell deinen ...“
    „Das musst du nicht.“ Marc hob sein Federbett an. „Komm.
Komm her zu mir. Hier ist es schön warm.“ Christina zögerte. „Findest du das
denn richtig? – Ich meine, du wolltest doch nicht mehr, dass ich ..., dass wir
...“
    „Komm einfach“, unterbrach er sie. Sie legte sich unsicher
und vorsichtig zu ihm und sagte gar nichts. Wie Bruder und Schwester lagen sie
dort nebeneinander. Jetzt fing er auch noch an, ihr ins Ohr zu flüstern. Die
volle Ladung Marc-Stevens-Sexy-Vibrato traf sie wie ein Blitz mitten ins Herz.
Es war so herrlich das wieder einmal zu spüren. „Komm her, ganz nah zu mir“,
hauchte er. 
    Sie schaute ihn ungläubig an. War das der Marc, der sie
gestern noch achtkantig aus seinem Leben befördern wollte? Sie sah ihm tief in
die Augen. Er meinte es absolut ernst. Also schmiegte sie sich in seinen Arm
und legte ihren Kopf auf seine Brust. Es war so anheimelnd und vertraut in
seinem Arm zu liegen. So weich, so warm, und Marc roch so gut!
    „Die haben mich vorgestern noch einmal in die Röhre
gesteckt“, unterbrach er die lauschige Stille im Raum. Christina setzte sich
ruckartig auf und schaute ihn fragend an. „Und?“
    „Ich hatte mir insgeheim gewünscht, sie fänden etwas.
Christina, ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie mir sagten:
„Ihr Rückenmark ist hin. Wir müssen noch einmal operieren.“ Oder: „Wir können
nichts mehr für sie tun. Sie bleiben gelähmt, für immer.“ – Aber nichts. Da war
nichts! Noch nicht einmal die kleinste Schwellung oder so etwas. Also muss es
an mir liegen. Mit mir stimmt ’was nicht.“ Er schlug sich mit der flachen Hand
auf die Stirn. „Denkst du das auch von mir, Christina?“
    „Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll, Marc.
Natürlich bist du nicht gestört.“ Sie lehnte sich wieder bei ihm an, und er
kraulte ihr das Haar. „Ja, wir wissen beide nicht mehr, was los ist. – Ich habe
heute etwas entschieden. Ich muss lernen mit diesem Leben fertig zu werden. Ich
muss meinen Frieden mit dem Schicksal machen, und du auch, Christina! –
Verstehst du das? Wir müssen es irgendwie annehmen. Es gehört ab sofort und
definitiv zu unserem Leben. Ich kann daran nichts ändern. So sehr ich mir das
auch wünsche. Ich bin wirklich der Allerletzte, der nicht gesund sein will. Ich
würde gerne unser altes Leben wieder haben. Das kannst du mir glauben! –
Vielleicht stehe ich mir selber im Weg? Vielleicht grübele ich auch zuviel? –
Ich weiß es einfach nicht, Christina. Sieh’ mal! Ich bin imstande viele Dinge
ganz genauso wie zuvor zu tun. Du glaubst ja gar nicht, wie ich die Stunden
heute im Studio genossen habe! Ich habe ungeheuer viele Texte und Melodien in
meinem Kopf, weißt du?“ Christina nickte. „Ja, du kannst immer noch so Vieles
machen, gerade in deinem Beruf.“
    Marc küsste sie

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