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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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warten.“
     
    Sie hatte sich auf einen ausgedehnten Fernsehabend
eingerichtet und alles, was sie brauchte im Wohnzimmer hergerichtet. Eine große
Tüte Kartoffelchips, extra scharf, eine Riesentafel Sahne-Schokolade, eine
Flasche Cola, noch nicht einmal light. Wenn schon denn schon!, fand sie. Dieser
Abend war etwas ganz Besonderes, sie wollte jeden Augenblick genießen und dabei
sämtlichen Lastern frönen, die ihr noch erlaubt waren. Am liebsten hätte sie
eine Flasche Champagner geköpft und sie kettenrauchend geleert, doch das war
bekanntlich nicht realisierbar.
     
    Eine Stunde vor der offiziellen Eröffnung der Gala begann
das Fernsehen mit der Übertragung vom roten Teppich. Christina starrte gebannt
auf den Bildschirm. „Wann kommt er denn endlich?“, fragte sie sich. Aber allem
Anschein nach war die Ankunft der prominenten Gäste nach ihrem Bekanntheitsgrad
und ihrer Wichtigkeit geordnet. Die Leute, die sich momentan auf dem Teppich
fotografieren ließen, waren mehr oder weniger prominente Sternchen.
Uninteressant, urteilte Christina, und knackte ihre Chips mit lautem Krachen
zwischen ihren Zähnen.
    Sie hielt inne, als sie eine der Veranstalter-Limousinen
ankommen sah und registrierte, wer dem Straßenkreuzer entstieg.
    Babsie trug ein traumhaftes langes Kleid, mit einem
Ausschnitt, der einem den Atem hätte rauben können und gleichzeitig ihr
Busen-Kunstwerk als den Mittelpunkt ihrer Persönlichkeit herausstellte. Das
Abendkleid glitzerte in allen Farben, als die Blitzlichter der Kameras auf sie
abgeschossen wurden. Babsie sah umwerfend aus, da gab es nichts dran zu
rütteln. Der Schnitt ihres hautengen Kleides betonte jede Rundung ihres
maßgeschneiderten Körpers. „Wenn die wüssten, wie die aussieht, wenn die ihren
Fiffi abends abnimmt“, kommentierte Christina das allgemeine Interesse an
Blondies Auftritt. Babsie stolzierte absolut professionell über den roten
Läufer, hielt jeden halben Meter einmal an und posierte gekonnt für die
Kameras. „Na, das hat sie drauf!“, rief Christina nicht ohne eine Spur von Neid
im Unterton.
    Jemand hielt Babsie ein Mikrofon unter die Nase. Es war
unverkennbar Eickermann. Christina erkannte ihn schon bei seinen ersten Worten.
„Babsie, wie schön Sie nach so langer Zeit wieder einmal in der Öffentlichkeit
zu sehen“, sagte Eickermann, „Wie geht es Ihnen? Und welche Pläne haben Sie in
der nächsten Zukunft?“ Babsie lächelte ihr breitestes Ludergrinsen und zeigte
dem Rest der Welt ihre schneeweißen Keramikzähne. „Ach, da gibt es so Vieles!“,
antwortete sie freudestrahlend, „Womit fange ich denn am besten an?“, fragte
sie die Kamera und kicherte albern drauf los. „Ich werde demnächst eine Platte
aufnehmen. Das habe ich zwar noch nie gemacht, aber die GBM hat einen
wunderbaren Titel für mich. Das Lied ist genau auf meine Persönlichkeit
zugeschnitten. Ich freue mich schon sehr auf diese Aufgabe!“
    Persönlichkeit! – Welche Persönlichkeit denn?, fragte
Christina sich.
    „Da werden sie ihrem Ex ja ganz schön Konkurrenz machen,
Babsie!“, stichelte Eickermann. „Was wird denn Marc Stevens zu ihren Ambitionen
sagen?“
    „Ja, gar nichts! Das interessiert den nicht die Bohne, du
Affe!“, rief Christina lautstark dazwischen, während Babsie auf dem Bildschirm
ihr Gesicht zu einer selbstsüchtigen und albernen Grimasse verzog. „Das wird
ihm ganz bestimmt nicht gut gefallen, aber daran kann ich auch nichts ändern.
Damit wird er leben müssen! Ein bisschen Konkurrenz kann ihm gewiss nicht
schaden ...“
    „Ich lach’ mich schlapp, Babsielein!“, bemerkte Christina.
„Marc wird es verkraften, Kindchen!“
    „... Am besten ist, Sie fragen ihn das persönlich. Außerdem
scheint er ja seine Interessen verlagern zu wollen ...“ Sie gibbelte albern wie
eine Zwölfjährige. „... Er wechselt ja demnächst lieber Windeln als Hits zu
produzieren.“
    „Ja, kaum zu glauben, Marc Stevens als Familienvater. Was
denken Sie, Babsie? Wird er auf Dauer wirklich noch zu einem
Bilderbuch-Familienmenschen?“ Wieder dieses dümmliche Gekicher direkt in die
Kamera. „Wer’s glaubt, wird selig!“, beantwortete sie Eickermanns letzte Frage.
„Marc ist und bleibt ein Genussmensch. Sie wissen sicher, was ich damit meine“,
beendete sie das Gespräch und wandte sich einem anderen Journalisten zu, der
bereits ungeduldig auf ein Interview mit ihr wartete. „Tonta!“ schimpfte
Christina lauthals. „Blödes Perückenschaf, dusseliges! Mach dich

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