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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Urrpphh den geschäftigen Trollen. »Ich möchte, daß unser Gast das hier sieht. Es führt ihn gut in unsere Methoden ein.«
    »Sabber!« Die Trolle stießen mich vorwärts, so daß mein Gesicht gegen die Eisenstäbe eines Fensters gepreßt wurde, das den Blick auf einen großen, hellerleuchteten Raum freigab. Der Raum schien für allgemeine Versammlungen benutzt zu werden, denn Bankreihen liefen ringsum. Im Augenblick jedoch befand sich nur ein Mann im Raum, der mit Dutzenden schwerster Ketten auf eine der Bänke gefesselt war. Sein einstmals wohl prächtiges Gewand war zerrissen und mit getrocknetem Blut besudelt, und sein Antlitz, einst ohne Zweifel das eines Gelehrten, war von einem Kranz verfilzten Haares umgeben. Er saß einer breiten Bühne gegenüber, auf der sich im Augenblick nichts als ein großes gelbes Schild befand, auf dem in großen roten Buchstaben ›Showtime in zwei Minuten‹ zu lesen stand.
    »Nein!« gellte er. »Ich halte es nicht noch einmal aus!«
    »Der Mann, den du vor dir siehst«, flüsterte Urrpphh in mein Ohr, »war einst ein berühmter Dramatiker der Oberflächenwelt, der sowohl heftige Komödien als auch herzergreifende Tragödien zu schreiben verstand. Er beging den kleinen Irrtum, einen Kontrakt mit gewissen Dämonen aus den Niederhöllen zu unterzeichnen. Und jetzt gehört er uns!«
    »Und Ihr zwingt ihn, sich Dramen anzusehen?« fragte ich ziemlich erleichtert. »Das hört sich nicht besonders schlimm an!«
    »Ach was! Auf der Bühne werden keine Dramen aufgeführt!« Urrpphh lachte wieder sein gräßliches Lachen. »Wir zwingen ihn, sich Varietevorführungen anzusehen! Die schlechtesten, die man sich nur vorstellen kann!«
    Ich blinzelte. Auf der Bühne tauchte ein neues Schild auf, größer als das vorhergehende, gelbe Buchstaben auf königsblauem Grund. ›Showtime in einer Minute‹, las ich.
    »Nein!« winselte der Dramatiker. »Bitte! Bitte, ich ertrage es nicht mehr!«
    »Dies hier ist eine besonders erfolgreiche Agonie«, stellte Urrpphh selbstgefällig fest. »Nur wenige Persönlichkeiten sind in der Lage, die große Sorgfalt, die wir auf unsere Agonien anwenden, auch angemessen zu würdigen. Es erfordert ein immenses Geschick, genau das Passende herauszufinden. Bis vor kurzem haben wir nicht nur Dämonenschauspieler und -bühnentechniker, sondern auch einen kompletten Autorenstab beschäftigt, um sich die entsetzlichsten Showvorführungen auszudenken.«
    »Bis vor kurzem?« fragte ich.
    »Genau!« Der Dämon gluckste böswillig. »Wie du sicher weißt, sind wir Manager vom niederhöllischen Zuchthaus-Geschäft immer auf der Suche nach wirkungsvollen Rationalisierungsmaßnahmen. Und unsere Agenten haben auf der Oberflächenwelt ein Showteam ausgemacht, das schlimmer ist als alles, was sich unser dämonischer Autorenstab jemals ausgedacht hatte! Wir imitieren einfach Wort für Wort ihre Nummer, und unser Dramatiker erleidet schlimmere Agonien, als er sie je zuvor erfahren hat!« Urrpphh lachte noch widerwärtiger als zuvor, was wie eine Mischung aus gurgelndem Wasser in einer Kloake und einem sich erbrechenden Tier klang.
    Der Schrei, der nun der gepeinigten Kehle des Dramatikers entwich, war womöglich der grauenhafteste, den ich je in meinem Leben gehört haben mochte. Er schlug wild, doch vergeblich, um sich. Ein noch größeres Bild prangte auf der Bühne, grün mit fetten, schwarzen Buchstaben: ›Showtime!‹
    »Es ist ja so mies«, gluckste Urrpphh in sich hinein.
    Ein Dämonenpaar trottete auf die Bühne. Einer von ihnen trug ein Kleid, der andere schien sich in ein Kostüm aus Eidechsenhaut gezwängt zu haben. Die beiden begannen im Chor zu singen:
     
Wuntvor hatte wenig nur von einem Magier,
wußte seine Füß’ nicht recht zu setzen,
Schade, daß Dämonen nun in ihrer Wut,
ihm das Fleisch von seinen Knochen…
     
    »Du hast genug gesehen!« unterbrach Urrpphh die Darbietung. »Zeit jetzt für deine eigene Agonie!«
    Die wahnsinnigen Schreie des Dramatikers verhallten hinter mir, während die Trolle mich den Gang entlang zerrten.
    »Sabber!« geiferten die Trolle, als sie die Zellentür am Ende des Korridors öffneten.
    »Schlabber!« quiekten sie, als sie mich ins Innere der Zelle stießen.
    »Sabber!« grunzten sie, als sie die Zellentür hinter mir zuknallten und fortschlurften.
    »Viel Spaß bei deiner Agonie!« rief mir der Dämon noch zu, bevor auch er verschwand.
    Es fühlte sich weich an, wo ich gelandet war. Mit nicht geringer Besorgnis erkannte ich

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