Ein Magier im Monsterland
wollten sie mich nur ablenken, und Ebenezum dann angehen, wenn seine Leibwache verschwunden war.
Die Hände meines Meisters entschlüpften wieder einmal seinem schützenden Schuh. Jetzt sollten sie sich auf ein oder zwei unliebsame Dinge gefaßt machen! Seine Hände woben eine komplexe Serie mystischer Muster in die Luft. Eine dichtgepackte Dämonengruppe heulte grausig auf, als sie sich, begleitet von Sauggeräuschen, in den Erdboden senkte. Bald waren sie komplett verschwunden, nichts blieb zurück als ein Streifen schmutziger Erde. Dann gab es noch einen finalen Blubberer, als sei eine unterirdische Gaswolke an die Erdoberfläche gedrungen. Und schließlich herrschte überall auf dem Schlachtfeld Ruhe.
»Ein ganz einfacher Schmutz-Aktivierungs-Spruch«, bemerkte Ebenezum bescheiden. Diesmal nieste er jedoch schon ein halbes Dutzend Male.
Immer noch ertönte ziemlich viel Lärm über unseren Köpfen. Beim Aufblicken sah ich, daß der immer noch in der Luft befindliche Guxx von dem Greifen, dem Hippogreifen und dem Rok umzingelt wurde.
»Ich werde dich lehren, bei deinen Besuchen kein Gold mitzubringen!« rief der Greif wutentbrannt aus.
»Sei vorsichtig, Papa!« warnte ihn sein Sprößling. »Er ist schließlich ein magieerfahrener Dämon! Wir brauchen irgendeine Strategie!«
»Ich könnte ihn einbuddeln«, schlug der Rok vor. »Warum haltet ihr beiden Kätzchen ihn nicht fest, während ich ihm den Kopf abfetze?«
Guxx schleuderte große Büschel roten Haars auf seine Angreifer.
Kopfabreißen, sagt dieses Huhn!
Vierte Horde, ihr kriegt was zu tun!
Ein gräßlicher Schrei ertönte, und durch eine Wolkenwand warfen sich Hunderte von bis dahin versteckten Dämonen auf uns. Rok, Greif und Hippogreif flüchteten in verschiedene Richtungen.
»Es sind zu viele!« schrie eine panikerfüllte mythologische Kreatur auf. »Wir schaffen es nie!«
»Im Gegenteil«, dröhnte eine tiefe Stimme. »Sie haben die Schlacht bereits verloren.«
Ein Dutzend Kreaturen wandten sich zu der großen, grauen Masse um.
»Was meinst du damit?« fragte einer von ihnen.
»Ganz einfach«, beschied ihn die graue Masse. »Sie haben noch nie einem Sumpfblubberer ins Auge geblickt!«
Und mit diesen Worten begann der Sumpfblubberer zu blubbern. Die Dämonen in der Nähe hatten nicht die geringste Chance.
Doch auch über uns befand sich noch eine dämonische Angriffsabteilung! Hubert reduzierte ihre Anzahl durch wohlplazierte Flammenspeere, während sich Alea in der Nähe seines Schwanzes hielt.
»Jetzt!« schrie sie.
Der Schwanz krachte auf drei Dämonen nieder, die sich zu nah herangewagt hatten.
»Was für eine Aufführung!« rief Alea enthusiastisch aus, als sie die drei Überbleibsel besichtigte. »Könnten unsere Kritiker uns nur jetzt sehen!«
»It takes two to tango!« ließ sich ein dünnes Stimmchen vernehmen.
»Hab’ ich dich!« gellte ein Dämon, der sich auf den Schuhbert warf. »Mzzmflx! Grzzllbllg!« Der Dämon fiel von der Bühne, sein Mund randvoll mit Schuhen gestopft.
Das Einhorn sprang auf die Bühne, spießte mehrere Dämonen mit seinem messerscharfen Horn auf und schleuderte sie übermütig mit einem Schwung seines muskelbepackten Nackens beiseite. Das stark schwitzende Tier stellte sich vor mich.
»Reite mich!« rief es. »Wie wundervoll sehe ich doch aus, wenn ich Feinde zerschmettere! Wie attraktiv wirkt ihr Blut im Gegensatz zu meinem goldenen Horn!«
Das schöne Wesen seufzte, und eine einzelne Träne rann aus seinem Augenwinkel. »Und doch fühle ich mich unvollkommen! Wie wundervoll würde ich erst mit dem richtigen Reiter auf meinem Rücken aussehen!«
Ich teilte ihm mit, daß seine Überlegungen sicher nicht unrichtig seien, daß es aber dennoch nicht der geeignete Zeitpunkt sei, dies nun zu diskutieren.
»Wuntvor?«
Gott sei Dank unterbrach uns an diesem Punkt mein Meister.
Der Zauberer putzte sich die Nase. »Könntest du dich ein wenig bewegen? Ich brauche einen besseren Überblick.«
Während ich noch hastig an der einen Seite des Schuhs heraufkletterte, bewegten sich die beiden Arme meines Meisters wieder aus seinem Schuh heraus. Magische Worte und ebensolche Bewegungen folgten auf dem Fuß.
Die Wolke, durch die die Dämonen gerade drangen, bekam auf einmal Hände. Viele Hände. Sie begannen, alle Dämonen, die sich nah genug an ihnen befanden, zu schlagen. Das Chaos regierte am Himmel.
Der Magier putzte sich noch einmal die Nase. »Das sollte uns ein wenig Zeit
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