Ein Magier im Monsterland
Einlegesohle. Wäre der Schuh nicht so exzellent gearbeitet gewesen, hätte ich mich ernsthaft verletzen können.«
Ebenezum zog seinen Arm zurück, während ich versuchte, Stoff von Leder zu trennen.
»Fünf Dämonenhorden!« Ebenezum schüttelte ungläubig sein Haupt. »Nicht vier, sondern fünf. Bei den Niederhöllen kannst du sicher sein, daß sie deine liebgewonnenen Annahmen Lügen strafen.« Er bettete seinen Arm in den Resten seines Ärmels. »Wie verläuft die Schlacht oben?«
Ich informierte ihn darüber, daß es vorüber sei und die Vereinsmitglieder die letzten übriggebliebenen Dämonen verdroschen.
»Dann haben wir Glück gehabt«, schloß der Magier. »Wie mächtig Guxx auch sein mag, seine strategischen Fähigkeiten stehen seinen poetischen in nichts nach.«
Zumindest war der Zauberer nun frei; er reckte sich und nieste.
»Wir müssen hier weg, und zwar schnell. Hier unter der Bühne bin ich ein wenig geschützt, aber oben wird meine Krankheit wieder voll zum Tragen kommen.« Der Zauberer kaute einige Zeit auf seinem Schnurrbart herum und erwog unsere Alternativen. »Wuntvor, du mußt mit dem Drachen sprechen. Wenn ich hier heraustrete, brauche ich Hubert, um mich sofort nach draußen in den Wald zu bringen, während ich versuchen werde, den Atem möglichst lange anzuhalten. Einmal dem Wirkungsbereich dieser mythologischen Kreaturen entronnen, werde ich schon eine Möglichkeit finden, mich zu erholen. Und das wird dir und dem Rest der Gruppe Gelegenheit geben, zu Fuß zu mir aufzuschließen, so daß wir uns dann auf unseren Weg nach Vushta machen können.«
Vushta! Auf diese Bitte meines Meisters hin sprang ich in die Höhe.
»Wuntvor! Paß auf deinen Kopf auf! Es wäre das beste, mit heiler Haut in Vushta anzukommen.«
Meinen schmerzenden Schädel an der Stelle reibend, an der er gegen die Unterseite der Plattform gekracht war, kroch ich wieder durch das Loch in den Sonnenschein hinaus.
»Ich werde Euch Bescheid sagen, sobald alles bereit ist!« rief ich noch meinem Meister zu.
Der Flugdämon, der Guxx als Reittier gedient hatte, lag auf der Bühne. Er mußte sich von Schädelbrechers Schlag erholt haben, denn frisches grünes Blut floß reichlich aus einem halben Dutzend neuer Wunden, worunter sich auch eine befand, die verdammt nach dem Horn eines Einhornsaussah. Er blickte zu mir auf und stöhnte.
»Ich schätze, daß ich beim Abendessen auf dich verzichten muß«, flüsterte er heiser.
»Richtig«, sagte ich. »Schätze ich auch.« Meine Stimme klang irgendwie heiser. Es war eine traurige Angelegenheit, selbst einen Dämon sterben zu sehen. »Guxx hat dich also zurückgelassen?«
»Ja«, gab der Dämon zu. »Und das, nachdem er derGroße Hoohah geworden war!«
»Großer Hoohah?«
»Frag nicht«, bibberte die Kreatur. »Du willst es lieber gar nicht wissen!« Eine Dämonenzunge leckte über trockene Lippen. »Es ist nicht fair! Du siehst so schmackhaft aus. Gerade das richtige Verhältnis von Fett zu Muskeln. Vielleicht – « er winselte kläglich – »als letzter Wunsch eines sterbenden Dämons, könntest du mich nur mal ein oder zwei Fingerchen anknabbern lassen?«
Ich trat schnell zurück, da das Biest Anstalten zu einem letzten mitleiderregenden Aufschnappen machte.
Hubert befand sich in einem ernsten Gespräch mit dem Greifen.
»Natürlich!« sagte der gerade. »Keine feindschaftlichen Gefühle mehr. Ohne eure Hilfe hätten wir schließlich die Dämonen nicht besiegen können.«
»Papa!« warf der Hippogreif ins Gespräch. »Wären sie nicht hiergewesen, hätten wir gar nicht erst gegen die Dämonen kämpfen müssen!«
Der Greif wandte sich seinem Sprößling zu. »Ein Kampf mit Dämonen ist ein Kampf mit Dämonen! Was ist nur mit euch Kindern heutzutage los?« Er wandte sich kopfschüttelnd wieder dem Drachen zu. »Das fehlt den jungen Leuten von heute – eine Perspektive. Wißt Ihr, wenn mein Sohn einem Fremden begegnet, fordert er fast nie Gold von ihm ein. Ich meine, wir ziehen sie von Kindesbeinen an groß, und das ist der Dank, den wir ernten.«
»Entschuldigt«, warf ich schüchtern ein. Doch meine Angst vor der imposanten Figur des Greifen wurde noch von meiner Angst übertroffen, er könne nie aufhören zu reden. »Dürfte ich Hubert einen Augenblick sprechen?«
»Was habe ich gesagt!« setzte der Greif an, beruhigte sich dann jedoch, als der Drache sich mir zuwandte. Ich teilte Hubert in kurzen Worten die Bitte des Magiers mit.
»Nun gut«, sagte Hubert
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