Ein Magier in Nöten
Ich ging beiseite, um ihn vorbeizulassen, doch er trat neben mich.
»Heiße Würstchen, mein Herr?«
Nur mit großer Anstrengung brachte ich es fertig, nicht zu zittern. Sollte dieser Würstchenverkäufer mir etwas wollen, würde ich ihm den Stab überbraten. Aber nach allem, was ich über Geister gehört hatte, hätte ich genausogut durch ihn hindurchschlagen können.
Mit einer gewissen Verzagtheit fragte ich: »Wo bin ich hier?«
»Dachte mir’s schon« – der Geist nickte weise mit dem Kopf – »du kommst nicht von hier. Ist wohl dein erstes Baseballspiel? Na, jedenfalls hast du dir ein gutes ausgesucht, Junge.«
Ich betrachtete den Rasen. »Baseballspiel«, murmelte ich, ohne zu begreifen, vor mich hin.
»Klar«, erwiderte die Erscheinung. »Das Baseballspiel. Die Leute hatten die Red Sox schon abgeschrieben, aber sie haben sich durchgeboxt. Und jetzt wird Torrez die Yankees in Grund und Boden stampfen! Siebenundachtzig wird unser Jahr werden. Es muß einfach!«
Ich betrachtete den Geist eingehend in der Hoffnung, eine Geste oder eine zufällige Bemerkung möge mir den Sinn seiner dunklen Worte enthüllen. Doch ich sah nur diesen gehetzten Ausdruck in seinen Augen.
»Es muß?« fragte ich.
»Nun ja«, er schwieg einen Augenblick. »Ich meine, die Sox müssen gewinnen, sonst…« Er schauderte. »Hast du eine Ahnung, wie es sein würde, die ganze Ewigkeit lang heiße Würstchen zu verkaufen?«
Er wartete meine Antwort erst gar nicht ab, sondern begab sich zu den Sitzreihen über mir. Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem ›Baseballspiel‹ auf dem Rasen zu. Ich wollte das Spiel so weit verstehen, daß ich begreifen konnte, was den Würstchen-Geist so heiß gemacht hatte. So betrachtete ich das verwirrende Hin und Her auf dem grünen Rasen; früher oder später mußte hier ein großes Geheimnis enthüllt werden, eine frohe Botschaft, die meinem ganzen Leben neuen Sinn verleihen würde!
Doch etwas in meinem Hinterkopf riet mir, mich lieber abzuwenden. Ich erinnerte Tante Maggies Warnung betreffs Tod und Spiele.
Das Baseballspiel verschwand. Statt dessen erschien Tod.
»Da bist du ja«, gab das Wesen in seiner sonoren Stimme von sich. »Ich habe dich schon überall gesucht. Diese Fluchnächte sind manchmal so endlos langweilig, daß ich mich des Zeitvertreibs wegen in ein paar Spielchen stürze. Sag, kannst du ›Rotlicht, Grünlicht‹?«
Tod stand mir nun viel näher als zuvor. Ich starrte auf die pergamentene Hautschicht, die über seinen Schädel gespannt war, und auf die Schattenlöcher dort, wo die Augen hätten sein sollen. Sein Lächeln wirkte einschmeichelnd. Wie einem guten Gebrauchttierhändler auf dem Markt hätte man ihm eigentlich gerne geglaubt.
»Nun?« hakte Tod nach.
»N-nein«, stotterte ich. »Ich kenne die Regeln nicht!«
»Wenn es weiter nichts ist«, Tod griff nach meinem Arm. »Ich erkläre sie dir; ich kenne mich gut mit Regeln aus.«
»Nein! Ich muß meinen Meister finden!« Blindlings rannte ich davon.
Plötzlich gähnte eine Grube vor mir. Eine Grube, die mit geschärften Dornen und einem großen, brüllenden Monster gefüllt war, das nur aus Maul, Zähnen und Klauen zu bestehen schien. Ich versuchte verzweifelt zu stoppen, doch ich kippte über den Rand der Grube und fiel und fiel.
Irgend jemand bellte hinter mir einen Befehl; die Stimme meines Meisters. Ich kam wieder zu mir, ich stand auf festem Boden, direkt neben Ebenezum. Alle Geister waren verschwunden.
Ebenezum schniefte zu wiederholten Malen.
»Ein vorübergehender Exorzismus«, erklärte er. »Das Beste, was ich zur Zeit auf Lager habe.«
Ich vollführte einen kleinen Freudentanz auf der trockenen Erde, während mein Meister zu Atem zu kommen versuchte. Ebenezum hatte sich von den Schlitten-Geistern befreien können! Wieder erfüllte Hoffnung mein Herz. Ich fragte ihn, wie er seine Flucht bewerkstelligt habe.
Der Zauberer zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir den Weg freigeniest. Die Geister waren auf Magie, aber nicht auf extreme nasale Aktivitäten vorbereitet. Unter dem geballten Angriff meiner Nase lösten sie sich buchstäblich in Luft auf.«
»Das ist ja wundervoll!« frohlockte ich. »Wir werden im Handumdrehen dieses verfluchte Tal hinter uns haben!«
Ebenezum schüttelte den Kopf. »Tod macht denselben Fehler nicht zweimal. Die nächsten Erscheinungen werden auf meine Krankheit vorbereitet sein.«
Tante Maggie kam hinter einem der sieben Monolithen hervor. Sie taumelte vor Ebenezums Füße
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