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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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gehütet?
    »Zehn!« schrie die Menge. »Neun! Acht! Sieben! Sechs! Fünf!«
    »Platz da! Platz! Buh! Buh! Buh!« Die ganze Zuschauerschar richtete ihre Blicke auf Tante Maggie, die sich auf den Schultern von Ebenezum zu uns auf die Bühne durchschlug und dabei die Nase des Magiers zuhielt.
    »Batwom Ignatius, Wuntvor!« rief mein Meister. »Batwom Ignatius!«
    »Batwom Ignatius?« antwortete ich.
    »Richtig!« rief Tod aus. »Du hast deine Lebensspanne verdoppelt. Ausgeschlossen Krankheit und Unfall natürlich.«
    Die Menge begann zu rasen, doch Maggie rezitierte ein paar Silben, und Ebenezum wedelte mit seinen Händen. Der Lärm driftete in den Hintergrund.
    Ebenezum nieste einmal laut, als Tante Maggie von seinen Schultern herunterkletterte. Ich fragte ihn, wie er von Ignatius wissen konnte.
    »Ich mußte es für mein Zauberer-Abschlußexamen lernen«, antwortete er. »Es ist enorm, mit was für unnützem Zeug sie dich deinen Kopf vollstopfen lassen.«
    »Was für ein armseliger Spruch«, merkte Tod an. »Sie werden bald wieder da sein.«
    »Ich wollte mit dir allein reden«, gab Ebenezum zur Antwort.
    »Und deine Behinderung wird auch wieder da sein, wenn sie zurückkommen. Hast du davor Angst? Komm mit mir, Ebenezum, und du mußt nie wieder niesen!«
    »Vielleicht werde ich das.« Ebenezum zupfte an seinen Ärmeln. »Ich habe gehört, Tod, daß du Spiele liebst. Möchtest du eins mit mir spielen?«
    Tod schnaubte. »Du machst dich lustig über mich! Niemand macht sich über Tod lustig! Sag schon, was ist es? Parcheesi? Bridge? Zweiundfünfzig-heb-auf?«
    Der Magier bearbeitete eine Zeitlang seinen Bart, dann deklamierte er feierlich:
    »Armdrücken.«
    Tod zuckte die Schulter. »Wenn du darauf bestehst.« Er schnippte mit den Fingern, und ein Tisch und zwei Stühle materialisierten sich zwischen ihnen.
    »Nun zu den Spielregeln.« Ebenezum sah Tod fest in die Augenhöhlen. »Wenn ich gewinne, sind wir drei frei, und Maggie bekommt ihr Königreich zurück. Wenn ich verliere, gehöre ich dir.«
    Tod lächelte. »Für einen von deiner Bedeutung gehe ich jede Bedingung ein. Ich heiße jederzeit mit Vergnügen einen Mann willkommen, über den die Barden singen. Nach dir.« Er wies auf einen der Stühle.
    Ebenezum ließ sich nieder. Mir schien es, als seien die Geräusche der Geistermenge schon wieder näher. Ebenezum würde sich beeilen müssen, oder seine Nase würde ihn im Stich lassen.
    Tod raffte seine schneeweiße Robe zusammen und setzte sich meinem Meister gegenüber hin. Sein Lächeln war womöglich noch breiter als vorher.
    »Sollen wir beginnen, liebster Zauberer?«
    Ebenezum setzte seinen Ellbogen auf den Tisch auf. Tod tat es ihm nach. Ihre Hände klatschten gegeneinander.
    Die Geistermenge kam nun hörbar näher. Über der Lichtung konnte ich blasses Schimmern wahrnehmen.
    »Jetzt!« sagte Tod, und Ebenezums ganzer Körper straffte sich. Außer dem Zittern der beiden gegeneinandergepreßten Hände war keinerlei Bewegung zu sehen.
    Und dann tauchten plötzlich alle Geister wieder um uns herum auf; sie lachten und schrien und redeten durcheinander: »Ich bin getroffen!«, »Du bist draußen!«, »Hab dich!«, »Heiße Würstchen!« und »Kille, kille!«
    »Du schummelst, Tod!« kreischte Maggie. »Mit deinen Geisterkumpanen ist das kein ehrlicher Wettkampf mehr!«
    Tod lachte, und Maggie erwiderte etwas, das ich nicht genau mitbekam.
    Ebenezum nieste.
    Und was für ein Nieser! Die Geister wirbelten davon. Tod stemmte sich gegen den Sog, wurde jedoch mit Tisch und Stuhl in die Böe hereingezogen.
    Es wurde still um uns. Im Osten sah ich das erste Dämmerlicht.
    »Werden sie noch mal zurückkommen?« fragte ich; meine Stimme war nicht lauter als ein Windhauch.
    »Leider, Wuntvor«, sagte der Magier, »leider befürchte ich, daß sie nicht die leiseste Chance dazu haben!« Dann putzte er sich die Nase.
    Ebenezum und Maggie gingen zu einem der großen Steine herüber, den Ebenezums Nieser umgeworfen hatte, während ich voller Erstaunen entdeckte, daß man selbst diesen öden Ort mit einem Niesanfall hatte verwüsten können. Ebenezum war Maggie dabei behilflich, sich auf dem umgekippten Monolithen niederzulassen und tat es ihr dann nach.
    »Wie?« war meine einzige Frage.
    »Ebbie konnte noch nie ein Geheimnis vor mir verbergen«, gackerte Maggie los. »Doch seine Abneigung gegen Zauberei bereitete uns ein kleines Problem, vorausgesetzt, wir wollten die Nacht überleben.«
    Mein Meister zog an seinem Bart.

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