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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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gewesen sei.
    Die Erscheinung verschwand wieder.
    »Das war die Eröffnung für uns«, bemerkte Maggie. »Bald geht der Spaß richtig los.«
    Ich war entsetzt. »S-spaß?« stammelte ich. »Wie könnt Ihr wissen, was als nächstes passiert?«
    »Ganz einfach.« Die Vettel bedachte mich mit einem zahnlosen Grinsen. »Ich habe diese Nacht schon einmal durchgemacht.«
    Jetzt, wo Tod verschwunden war, herrschte wieder vollkommene Stille. Mein Meister räusperte sich.
    »Ebenezum!« rief die alte Frau aus. »Natürlich! Dieses nervöse Hüsteln erkenne ich überall wieder! Armer kleiner Ebbie, hatte immer etwas zu hüsteln und zu kratzen und zu zupfen. Er konnte nie stillsitzen.« Sie zwinkerte mir zu. »Weißt du, das ganze erste Jahr, in dem er unter meiner Anleitung studierte, hat er keinen einzigen Spruch anständig rausgebracht. Du hättest die Sachen sehen sollen, die dabei in unserer Küche auftauchten!« Sie lachte herzlich.
    Mein Meister blickte besorgt zu dem Stein herüber, hinter dem Tod verschwunden war. »Bitte, Tante Maggie. Ich denke nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um meine…«
    »Kannst ruhig deinen Hut aufbehalten!« Die Alte klopfte Ebenezum jovial auf die Schulter. »Wir haben noch ein bißchen Zeit. Es dauert immer ein Weilchen, bis sie sich organisiert haben. Wenn man nur alle einhundertsiebenunddreißg Jahre eine Vorstellung gibt, rostet man ein wenig ein.«
    »Aber was passiert überhaupt?« wollte ich wissen. Ich bemerkte, daß meine Hand von dem verkrampften Griff um den Wanderstab schmerzte.
    »Geister, Geister und nochmals Geister.« Die alte Frau spie auf den Boden. »Tod mag Spielchen. Mit jedem lebenden Wesen spielt er ein kleines Spielchen, das er nebenbei bemerkt immer gewinnt. Manche liebt er besonders, und diese großen Kampfspiele bringt er hierher, damit sie immer wieder im Tal von Vral aufgeführt werden.«
    »Die Geister spielen also nur ihre Spielchen?« fragte ich; das klang ja nicht so schlimm.
    »Das ganze Leben ist ein Spiel, vergiß das nicht. Tod führt hier seine populärsten Spiele auf, von ›Nation im Krieg‹ bis zu ›Die zwei Liebenden‹.«
    Sie hüpfte und kreischte auf.
    »Kille, kille«, ertönte eine hohe Stimme aus dem Nichts.
    »Poltergeister! Buh! Buh! Weg hier!« Maggie wedelte wüst mit ihren Armen. »Immer mehr Geister werden heute nacht auftauchen, und Tod wird versuchen, euch trickreich in seine Spielchen zu verwickeln. Hütet euch davor, denn er gewinnt immer!« Sie kreischte und hüpfte erneut.
    »Buh! Buh! Buh!« echote die Stimme aus dem Nichts. »Das ist passe, meine Verehrteste. Heutzutage sind lange, gefühlvolle Seufzer der letzte Schrei in der Geisterwelt.«
    »Es geht los. Tut mir leid, Ebbie, daß du hier reingeraten mußtest!« Sie kreischte und fegte im Steinkreis herum, verfolgt von »Kille, kille« Rufen.
    Ebenezum schnupfte einmal und wischte sich die Nase an dem mit Silber verzierten Ärmel ab. »Nur ein fünftklassiger Geist; beeinträchtigt mich überhaupt nicht.«
    Mir wurde bewußt, daß dies tatsächlich das erste Mal seit unserem Eintritt in dieses verfluchte Tal gewesen war, daß Ebenezum geniest hatte. Vielleicht bewirkte der Ernst unserer Lage eine rapide Besserung.
    Mein Meister schüttelte sein Haupt, als ich ihm meine Theorie darlegte. »Warum sollte ich auch niesen? Tod ist das Natürlichste der Welt!« Er zupfte an seinem Bart. »Und ich fürchte, daß, sollte uns nicht bald ein Plan einfallen, Tod uns beiden nur allzu vertraut werden wird.«
    Ein mächtiger Windstoß erhob sich. Ebenezum mußte brüllen, um sich verständlich zu machen. »Bleib bei mir! Wenn wir getrennt werden…«
    Der Zauberer bekam einen Niesanfall, als drei Geister auf einem Schlitten ihn packten und hoch durch die Luft wirbelten. Geister, Schlitten und der niesende Magier verschwanden hinter den Steinen.
    Es war Nacht geworden, und ich war allein.
    Doch plötzlich befand ich mich mitten in einer Geistermenge; sie saßen wie in einem Amphitheater auf langen umlaufenden Sitzreihen. Die Menge brüllte, und ich sah, daß sie einer Gruppe von uniformierten Männern auf einem grünen Rasen zuschauten, von denen einige rannten und wieder andere, die in der Mehrzahl waren, einfach herumstanden.
    Ein Mann, der einen silbernen Kasten vor sich durch die Reihen schleppte, näherte sich mir. »Heiße Würstchen!« rief er. »Heiße Würstchen!«
    Es gab ihn ja gar nicht, ermahnte ich mich. Dieser ganze Ort ging eindeutig über mein Begriffsvermögen.

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