Ein Magier in Nöten
überall! Könnte ich nur den wahren Kern ihres höllischen Wesens entdecken! Ich war schließlich in der Magie kein unbeschriebenes Blatt mehr. Bekämpfen würde ich sie, seien es nun zwei oder zweihundert!
Der Neuankömmling war gut zwei Fuß größer als ich und komplett in Schwarz gekleidet. Seine Schulterspanne war unglaublich breit. Zwei normale Männer nebeneinander hätten in ihn hineingepaßt. Sein Gesicht war bleich und nicht besonders humorvoll. Die Stimme, mit der er nun sprach, war die tiefste, die ich je gehört hatte.
»Ich brauche ein wenig Hilfe.«
Mit diesen Worten begann die Erde zu erzittern. Wenn die vorherigen Beben durch das Aufstampfen eines Riesenfußes entstanden sein sollten, dann hielten die Riesen nun ihr jährliches Tanzfest ab. Alle außer dem großen Mann wurden wir von den Füßen gerissen und zu Boden geschleudert.
Einen Augenblick später war es vorüber. Ich schielte zu den Steinen herüber, doch Ebenezum hatte sich offenbar nicht in seinem Nickerchen stören lassen.
Ein lautes Brüllen wie von einer Trompete erscholl aus den Tiefen des Waldes. Der große Mann wirbelte mit einer Eleganz herum, die man von einem Tänzer oder einem professionellen Aalfänger erwarten würde.
Ein gewaltiger wilder Keiler brach aus dem Unterholz. Das Tier war größer als ich und trug große scharfe Hauer, die direkt auf mich gerichtet zu sein schienen. Wieder röhrte es und raste in einer wahnsinnigen Attacke über die Lichtung auf uns zu. Mein stabiler Eichenstab fühlte sich auf einmal ganz zerbrechlich in meinen Händen an.
Der kräftige Mann stellte sich dem Keiler in den Weg. Das Tier hielt direkt auf ihn zu. Der Mann in Schwarz packte die beiden gebogenen Hauer, als böte der riesige Eber sie ihm freiwillig dar und wolle ihn nicht damit durchbohren. Mit großer Ruhe warf er den Keiler auf die Seite. Bevor das Tier wußte, wie ihm geschah, hatte der Mann seine riesigen Hände um den breiten Nacken des Ebers gelegt und hob das Tier in die Höhe, das einmal röhrte, dann jedoch nur noch erstickte Grunzlaute hervorbrachte, da der Mann ihm die Luftröhre zudrückte. Als das Zappeln des Ebers aufhörte, warf der Mann ihn wie beiläufig in die Wälder zurück.
»Es ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, Wildschweine zu erdrosseln«, bemerkte er. Geistesabwesend spannte er seine Muskeln an.
Möglicherweise war es doch keine so gute Idee, mit diesem Herrn eine Keilerei anzufangen. Abhauen konnte ich aber auch nicht, solange Ebenezum im Gebüsch lag und schnarchte.
»In der Tat«, gab ich zu Protokoll.
»Keine Ursache«, erwiderte der Muskelprotz. »Ich scheine mich verlaufen zu haben, und das hält mich von meinen Pflichten ab.«
»Ach, noch ein verirrter Wanderer!« rief Heemat von Mitgefühl ergriffen aus. »Vielleicht können wir helfen?«
»Wer ist das?« fragte der große Mann leise.
»Nur der gute Heemat, Sir.« Heemat streckte unschuldig seine Hände vor dem Schwarzgekleideten aus. »Ein armer Eremit und Pilger, der Plaugg dem Glanzvollen dient. Erst vor kurzem habe ich mein Schweigegelübde gebrochen, um diesen Herren meine Hilfe…«
»Genug.« Der große Mann hob eine große Hand an seinen großen Kopf.
Heemats Lächeln verzog sich.
»Wer ist das?« Der große Mann nickte in Richtung Heemats vermummten Kumpans.
»Wvvxxrrgghh.« Snarks machte einen plötzlichen Schritt zurück.
»Das ist Snarks, Sir«, warf ich schnell ein. »Heemats Reisegefährte.«
»Wartet eine Sekunde«, verlangte der große Mann. »Wie könnt Ihr ein Eremit sein und einen Reisegefährten haben?«
Heemats wohlverhüllte Gestalt versteifte sich. »Ich lasse mir nichts von den engstirnigen Gesetzen der Gesellschaft vorschreiben!« schrie er.
»Nun gut.« Der große Mann zuckte mit seinen unvorstellbar breiten Schultern, während Heemat ein verzeihungheischendes Lächeln aufgesetzt hatte.
»Mich kennt man als« – der große Mann gab einen Laut von sich, der entstehen mochte, wenn eine alte Frau von einer etwas nachlässig arbeitenden Schlange zu Tode gewürgt wird – »obwohl die wenigsten Leute das aussprechen können. Etwas geläufiger ist mein Beiname, der Händler des Todes.«
»In der Tat«, pflichtete ich ihm bei, wobei vor meinem geistigen Auge die Leichtigkeit wiederauflebte, mit der er das angreifende Wildschwein erledigt hatte. »Und was können wir für Euch tun, werter Händler des Todes?«
»Meine Freunde nennen mich einfach den Händler. Ich bin auf einer heiligen Queste, um einen
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