Ein Magier in Nöten
Zauberer, den Feind meines Auftraggebers, König Urfoos des Rachsüchtigen, zu finden und zu töten.« Beiläufig knackte der Händler mit seinen muskulösen Handgelenken.
König Urfoo? Ein Schauer kroch meine Wirbelsäule herunter, während ein gewisses Verstehen meinen Verstand durchlief. Meine müden Füße fühlten sich plötzlich so an, als könnten sie doch noch etwas weiter laufen. König Urfoo?
»Ah, eine heilige Quest!« Heemat nickte wissend.
»Bzzgllphfll«, fügte Snarks hinzu.
»Ein Zauberer?« fragte ich. Der Schauer schien sich über meinen gesamten Brustkorb ausgebreitet zu haben. Zumindest war ich nun unwiderruflich wach.
»Er heißt Ebenezum«, fügte der Händler unnötigerweise hinzu.
»In der Tat?« Meine Stimme fiel ein paar Oktaven zu hoch aus. Vielleicht tat ich besser daran zu schweigen.
Der Händler des Todes wandte sich an den Eremiten und seinen Gefährten. Während er sprach, traten die Muskeln an seinem Nacken überdeutlich hervor.
»Kennt Ihr jemanden dieses Namens?«
»Wsspklblgg«, bemerkte Snarks.
»Nein, Sir, wir sind mit keinem Herrn dieses Namens bekannt«, fügte Heemat der Deutlichkeit halber hinzu, worauf er sich unter Verbeugungen zurückzog.
»Ach.« Der Händler seufzte. Sein Brustkorb tanzte auf und ab, als seine Bauchmuskeln sich bewegten. »So geht meine Queste also noch weiter.«
Ein besonders lauter Schnarcher ertönte aus dem Wald.
»Was war das?« Der Händler sah sich um, wobei ein grimmiges Lächeln um seine Lippen spielte. »Noch ein Wildschwein, das erdrosselt werden möchte?«
»Nein Sir!« rief ich panisch. »Es war nichts! Nur ein kleines Waldvögelein!«
Ebenezum seufzte wohlig im Schlafe, dann kam wieder lautes Schnarchen.
»Seid Ihr sicher, daß es sich nicht um einen Eber handelt?« fragte der Händler sehnsüchtig. »Klingt zu tief für einen Vogel. Ich würge auch lieber Wildschweine.«
Wir schwiegen einen Augenblick, und nichts war zu hören als die Waldvögel und das Rascheln kleiner Waldtiere. Ebenezum blieb gnädigerweise leise.
»Nun gut, ich muß wieder zur Hauptstraße zurück.« DerHändler fing einen vorüberfliegenden Schmetterling und riß ihn in zwei Hälften. »Macht nicht halb so viel Spaß wie ein Wildschwein zu erledigen«, murmelte er.
Heemat versorgte den großen Mann mit Hinweisen, wie er wieder auf die Hauptstraße kam. Der Händler verließ uns winkend und mit Riesenmeilenschritten. Meine Atmung begann sich langsam zu normalisieren.
»Also Snarks.« Heemat winkte seinen Kumpanen herbei. »Offensichtlich legt niemand auf unsere Gastfreundschaft Wert.«
»Einen Augenblick!« rief ich. »Ich habe es mir überlegt. Wir werden wohl doch Eure Gastfreundschaft annehmen.«
»Hervorragend!« Heemat klatschte in die Hände. »Ihr seid Euch hoffentlich darüber im klaren, daß wir eine kleine Gebühr erheben müssen?«
Ich nickte abwesend. Nun, da ich meine Entscheidung getroffen hatte, würde ich nicht schwankend werden. Ebenezum konnte noch nicht Weiterreisen, und obwohl ich dem Eremiten immer noch nicht ganz über den Weg traute, war seine Hütte immer noch besser als eine neuerliche Begegnung mit dem Händler des Todes.
»Ich glaube nicht, daß wir Euren Freund wachbekommen.« Heemat nickte in Richtung des Gebüsches. »Macht nichts. Wir werden ihn schon fortbringen. Dann kommt natürlich eine kleine Transportgebühr dazu.«
Ich nickte wiederum. Jetzt, wo der Händler des Todes verschwunden war, kehrte meine Müdigkeit rasch zurück.
»Komm, wir tragen ihn.« Heemat und Snarks befreiten den Magier von dem ihn umgebenden Gestrüpp.
Jemand tippte mir auf die Schulter.
»Entschuldigt«, sagte der Händler des Todes, »aber ich scheine mich völlig verlaufen zu haben. Oh! Den Gefährten hier kenne ich ja gar nicht! Trägt er nicht etwa eine Zaubererrobe?«
Ebenezum erwachte und nieste.
Kapitel Zehn
Das gemeine Volk hat viele Sprichworte, wie zum Beispiel, daß es vor Sonnenaufgang am dunkelsten ist oder daß das Wetter sich ändert oder bleibt wie es ist und vieles mehr. Wir aus der Zauberergilde pflegen unsere Ansichten in dieser Hinsicht etwas anders auszudrücken. Ein Leben der Erfahrung wird sogar dem mittelmäßigsten Zauberer gezeigt haben, daß, wie hoffnungslos eine Situation auch aussehen mag, wie gefährlich und schmerzbeladen auch alle Alternativen sein mögen, wie nah er auch einem unbeschreiblich gräßlichen Tod sein mag – nie wird der gute Magier vergessen, daß es immer noch schlimmer
Weitere Kostenlose Bücher