Ein Magier in Nöten
entlang.
»Ich fühle mich besser, wenn ich etwas erdrosselt habe«, erklärte der Händler und folgte dem eingeschüchterten Heemat.
Ebenezum wandte sich mir zu, nachdem sie fort waren. »Schnell, Wunt, du mußt Hendrek finden und ihn beruhigen, bevor er Snarks zerschmettert. Ein Dämon, der sich der Wahrheit verschworen hat, könnte in gefahrvollen Zeiten, die vor uns liegen, recht nützlich sein.«
»Gefahrvolle Zeiten?« fragte ich. »Meint Ihr Vushta?«
Der Magier schüttelte sein Haupt. »Nein. Bevor wir nach Vushta reisen können, müssen wir erst einmal die kommende Nacht überleben.« Er zupfte an seinem Bart. »Wuntvor, ich brauche Schlaf. Wenn die Krankheit mir auch Magieausübung untersagt, so arbeitet meine zauberische Intuition doch noch ungebrochen. Diese Intuition hat uns während unserer bisherigen Reise immer wieder das Leben gerettet. Und dieselbe Intuition sagt mir, daß wir jetzt unsere Vorbereitungen treffen müssen, denn heute nacht werden wir keinen Schlaf finden. Und nun geh und suche Hendrek!«
Ich rannte durch den Korridor, wobei ich eher auf die entfernten Schreie von Hendrek und das gedämpfte Krachen der Keule lauschte als auf Dämonen.
Kapitel Zwölf
Es ist ein gravierender Irrtum, alle Dämonen für gleich zu halten. Einige sind klein, andere groß, manche gelb, manche blau; einige sind bösartig, andere sehr bösartig. Einige der sehr Bösartigen sind überflüssigerweise auch noch schnell. Sollte man einem dieser Letztgenannten begegnen, wäre es ein Fehler, lange nachzudenken; Spontanreaktionen wie wegrennen, kreischen und die hastige Niederlegung eines letzten Willens sind weitaus angemessener.
- aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band IX
Der Lärm war ohrenbetäubend. Drei harte Kracher wie Donnerhall, gefolgt von einem wilden Schrei.
»Verda-Verda-Verda-!«
Ich konnte eine andere Stimme ausmachen, die ruhig in all dem Chaos sprach. Je näher ich dem Handgemenge kam, desto deutlicher ließen sich Satzfetzen zwischen den dumpfen Schlägen und Schreien unterscheiden.
»Wirklich, haltet doch diese Keule etwas…«
»… müßt Euch jetzt ein wenig ausruhen…«
»… richtig effektive Diät, auch wenn sie aus den Niederhöllen stammt…«
Das Getöse und die Schreie verstummten. Wieder war ich klug genug, meine kopflose Flucht zu stoppen und langsam um die Ecke zu linsen.
Hendrek saß in der Eingangshalle, seine massige Gestalt lehnte erschöpft an der gegenüberliegenden Wand. Sein glasiger Blick ging durch mich, ja, er schien ins Nirgendwo zu blicken.
»Dadada«, wimmerte er.
Snarks runzelte besorgt die Stirn über den plötzlich so trägen Krieger.
»Euer Freund ist ein wenig verwirrt«, bemerkte der Dämon mit getragener Stimme. »Hätte er sich nur dazu bequemt, mir einmal in Ruhe zuzuhören, dann hätte er schon gemerkt, daß ich ihm nichts Böses wollte. Aber mit diesen großen starken Kerlen ist es immer dasselbe: druff und noch mal druff! Und dann haben sie sich übernommen! Ist ’ne Schande!«
Hendreks Fleischmassen bebten wie Götterspeise. Mit nachhaltigem Getöse brach er auf dem Boden zusammen. Ich eilte an seine Seite. Glücklicherweise schien er die Besinnung verloren zu haben.
Er begann zu schnarchen.
»Ein hartnäckiger Zeitgenosse, nicht wahr?« Snarks entfernte ein paar Staubkörner von seinen grünbeschuppten Armen. »Könnte er sich doch nur selbst einmal so sehen, wie er auf seine Mitmenschen wirkt!«
Wachsam näherte ich mich dem kleinen Dämonen, meinen dicken Eichenstab dicht an die Brust gepreßt. »Was wollt Ihr?« fragte ich.
Der Dämon tat einen tiefen Seufzer. »Was jeder andere auch will. Jemand zum Liebhaben, den Respekt meiner Mitmenschen, vielleicht etwas Besonderes in meiner kurzen Lebensspanne erreichen. Die ersten beiden Punkte werden sich, wie ich fürchte, für mich nicht mehr erfüllen. Mein extremes Ehrgefühl hat dazu geführt, daß ich von meinen Artgenossen vertrieben wurde. Ihr braucht Euch übrigens nicht so an diesen Stab zu klammern. Ich bin für niemanden eine Bedrohung. Ihr legtet nicht solch übertriebene Vorsicht mir gegenüber an den Tag, als mein Gesicht noch von der Kutte verhüllt war, nicht?«
Der Dämon hatte recht. Ich entkrampfte meine Hände.
»Wenn Ihr Euch nur ein wenig aufrechter halten könntet!« setzte der Dämon fort. »Ich könnte für Eure äußere Erscheinung Wunder vollbringen, wenn Ihr auf mich hörtet!«
Meine Finger schlossen sich wieder fester um den Stab.
»Ach, ich
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