Ein Magier in Nöten
der Schulter erwischte. »Alles, was ich verlange, ist doch, daß Ihr einen kleinen Herrscher absetzt oder einen ineffektiven Hohepriester umbringt! Für die erste Rate würde das genügen! Wenn Ihr Euch jedoch weiterhin weigert, werde ich Euch in dieser Angelegenheit nicht mehr helfen können. Ihr zwingt mich, die Angst-Eintreiber einzusetzen!«
Hendrek hielt in seinem Angriff inne.
»Die Angst-Eintreiber?«
Schweigend nickte der Dämon. »Mir sind die Hände gebunden. Ich kann nichts mehr für Euch tun.«
»Ich wußte noch nichts von den Angst-Eintreibern«, flüsterte Hendrek. »Verdammnis.«
Die Stimmen wurden lauter. Ich wandte mich um und erblickte Heemat und Snarks, deren Kutten hinter ihren ganz uneremitenhaft eiligen Besitzern herflatterten.
»Yzzzgghhtt!« schrie Snarks.
»Ihr!« antwortete Brax. Sein Lächeln wurde von einem Ausdruck des tiefsten Hasses abgelöst.
»Verdammnis!« äußerte Hendrek und schwang wieder seine Keule.
»Verzeiht«, hob eine tiefe Grabesstimme neben mir an. Unwillkürlich sprang ich beiseite. Heimlich, still und leise war der Händler des Todes in unsere Mitte getreten. »Ich habe mich in dem Labyrinth der Korridore verlaufen, als ich den Ausgang suchte.« Er bedachte Hendrek mit einem düsteren Blick. »Ah! Ein Kamerad!«
Die Keule immer noch über dem Kopf erhoben, betrachtete Hendrek den Neuankömmling nicht ohne Mißtrauen.
»Und was haben wir hier!« Heemat sprang in unsere Mitte. »Eine große Anzahl meiner lieben Gäste, versammelt zu geselliger Plauderei!« Er lächelte uns an und rieb sich so schnell die Hände, daß genug Hitze entstehen mochte, um ein Stück Papier in Flammen zu setzen. »Ich denke jedoch, daß erst wenige von Euch bereits die wenngleich bescheidenen Vergnügungsmöglichkeiten kennengelernt haben, die unsere kleine Hütte anbietet. Hat einer von Euch heute schon das Souterrain besucht? Nein? Ich kann Ihnen unsere berühmte Casino Taverne wärmstens empfehlen, jede Nacht Unterhaltung mit den Hüttling Stones. Oder unseren beheizten Schwimmteich…«
»Kamerad?« überlegte der Händler des Todes. »Ihr kennt nicht jemand mit dem Namen Hendrek, oder? Soweit ich weiß, müßte er ungefähr Eure Statur haben.«
Mit einem unirdischen Schrei warf sich Brax auf den vermummten Snarks.
»Habe ich schon unser Sonnendach erwähnt?« fuhr Heemat fort.
»Trrf blggllzz!«
»Du hast mich um zu viele Vertragsabschlüsse gebracht, Dämon!« kreischte Brax. »Sie waren zu gnädig, dich einfach nur aus den Niederhöllen zu verbannen! Nun werde ich dich endgültig vom Antlitz dieser Erde tilgen!«
»Entschuldigt«, sagte der Händler zu Hendrek. »Wir sollten uns gleich weiter unterhalten. Mir fällt gerade ein, daß ich schon monatelang keinen Dämonen mehr erdrosselt habe.«
Bevor ich eine Bewegung registrieren konnte, schlossen sich seine Hände auch schon um Braxens Kehle.
»Urracht!« kreischte der auf. »Ihr habt da einen sehr kräftigen Griff, mein Herr.«
Der Händler lächelte versunken. »Mach dich auf deinen Tod bereit, Dämon!«
»Habt Ihr Euch schon überlegt, wieviel mächtiger Ihr mit einer magischen Waffe sein würdet?«
Der Händler griff fester zu.
»Urk! War nur eine Frage! Günstige Konditionen!«
Mit einem leisen Knall verschwand der Dämon.
Der Händler knurrte, als seine Faust sich um nichts schloß.
»Das ist der Ärger mit Dämonen!« grummelte er. »Gerade hat man eine anständige Erdrosselung angefangen, und da lösen sie sich in nichts auf. Keine Manieren die Brüder!«
»Ganz recht, ganz recht«, strahlte Heemat uns an. »Häßliche kleine Kreaturen, diese Dämonen, aber jetzt ist er ja weg. Warum gehen wir nicht in die Hütten-Bar herüber und spielen eine kleine Partie Mensch-Hüttel-dich-nicht?«
Der Händler vollführte Dehnübungen mit seinen Fingern. »Ein schreckliches Gefühl, einen Strangulant mitten in der schönsten Exekution zu verlieren! Am liebsten greift man sich dann den Nächstbesten und macht mit ihm weiter, damit der Drive nicht verlorengeht!«
»Mensch-Hüttel-dich-nicht ist ein faszinierendes Spiel«, setzte Heemat fort. »Und so einfach zu spielen! Jeder Spieler erhält vier Bohnen, die er…«
Er unterbrach sich, als der Händler eine Hand auf seine Schulter legte.
»Es kostet mich enorme Willensanstrengung, jetzt niemanden zu erdrosseln«, flüsterte der Händler. »Ich würde Ruhe jetzt sehr zu schätzen wissen.«
»Aber sicher!« Heemats Hände verschwanden flugs in seiner Kutte.
Weitere Kostenlose Bücher