Ein Magier in Nöten
»Snarks, laß uns gehen und die abendlichen Vergnügungen vorbereiten!«
Eine erstickte Stimme drang aus der Ecke der Halle. Der kleine Eremit hatte sich anscheinend bei seinem Kampf mit Brax vollständig in seinen eigenen Roben verfangen. Selbst Füße und Kopf waren in dem Wust zerfetzten Stoffes nicht mehr auszumachen.
»Llffmm«, winselte Snarks kläglich.
»Verdammnis«, bemerkte Hendrek. »Der Kleine wird uns noch ersticken! Schnell. Helft mir, ihn von seinen Roben zu befreien.«
»Nein, nein!« schrie Heemat auf. »Ihr versteht nicht, seine heiligen Schwüre…«
Doch seine Einsprüche kamen zu spät, denn der fette Krieger und der Händler des Todes waren zu Seiten des kleinen Eremiten geeilt und rissen ihm seine Roben in entgegengesetzte Richtungen vom Leib.
Es gab ein häßliches Geräusch, als der Stoff der Länge nach aufriß. Snarks Kopf fiel aus dem, was einmal seine Kleidung gewesen war; der Kopf war grün und hatte ein Paar Hörner, eins über jedem Ohr.
»Ein Dämon!« rief der Händler aus.
»Verdammnis!« fügte Hendrek hinzu.
»Es ist nicht, was Ihr denkt…«, begann Snarks der Dämon. Hendreks Keule sauste auf den Haufen Kleidung herab. Snarks, nun nackt, war schon durch die halbe Halle geflohen.
Der Dämon räusperte sich höflich. »Es wäre besser, Ihr bezöget die vermutlichen Bewegungen Eures Gegners in Eure Überlegungen bezüglich der Schlagrichtung ein.«
»Verdammnis!« Hendrek brüllte noch lauter. Er wirbelte Schädelbrecher über seinem Kopf, bis die verzauberte Waffe zu singen begann.
»Und ferner«, fuhr Snarks fort, während er rannte, »würde Euch ein kleiner Gewichtsverlust auch nicht schaden.«
»Verdammnis!« Hendrek bellte so laut, daß ich mir die Ohren zuhalten mußte. Sein massiger Körper verfolgte den fliehenden Dämonen.
»Würde es Euch sehr verletzen, wenn ich Euch die Frage stellte, wie lange der Zeitpunkt Eures letzten Bades zurückliegt?«
Hendrek kannte nun kein Halten mehr. Der Dämon verschwand hinter einer Biegung des Korridors, der Krieger ihm nach.
»Unsere Schande ist allgemein geworden!« schrie Heemat und krallte die Hände verzweifelt in seine Kutte. »Snarks ist ein Dämon, aber er ist so anders. Er kann doch nichts dafür! Als er noch ein kleines Dämonenkind war, wurde seine Mutter durch die Versprechen einiger Dämonenpolitiker zu Tode erschreckt. Stellt Euch den Schaden vor, den die kleine Dämonenseele hieran nahm! Er wurde das genaue Gegenteil dieser Dämonenpolitiker. Jawohl, meine Freunde, Snarks wird von dem überwältigenden Drang beherrscht, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen. Die absolute, detailreiche, überlange, bedeutungsschwangere Wahrheit!«
»Es ist kein Wunder, daß Ihr ihn nur vermummt herumlaufen laßt!«
Ich sah auf und erblickte Ebenezum, der an derselben Korridorbiegung auftauchte, hinter der Snarks und Hendrek verschwunden waren.
Der Zauberer schneuzte sich.
»Ja«, seufzte Heemat traurig, »dank sei Plaugg dem Hoheitsvollen, aber manchmal ist Snarks sogar mehr, als so ein einfacher, geduldiger Eremit wie meine Wenigkeit ertragen kann. Wißt Ihr, daß er eines Tages verlangte, ich solle nicht mehr mit meinen Händen herumfuchteln… ganz zu schweigen von seinen Bemerkungen zu meinem freundlichen Lächeln und meiner Haartracht.« Der Eremit hüstelte dezent. »Auf alle Fälle ist eine schwere Kutte einem strangulierten Hals vorzuziehen.«
»Das«, warf der Händler ein, »ist Ansichtssache.«
Ebenezum gähnte. »Da die Aufregung sich nun gelegt hat, kann ich ja zu meinem Nickerchen zurückkehren.« Er schielte zu Heemat herüber, die dichten Augenbrauen vor Besorgnis gefurcht. »Es ist sehr schwer, in diesem Haus in Ruhe zu schlafen. Ich hoffe, diese Unannehmlichkeiten werden sich auf unserer Rechnung bemerkbar machen.«
Traurig schüttelte der Eremit seinen rasierten Kopf. »Ich versichere Euch, das wäre eine höchst unübliche Vorgehensweise. Normalerweise ist meine bescheidene Hütte der ruhigste Platz der Welt, eine Verbindung von den besten Dingen, die uns der Wald zu bieten hat, mit einigen moderneren Ideen, die Snarks aus den Niederhöllen mitgebracht hat. Die Kombination garantiert ein überaus einmaliges Erleben! Wartet nur die Unterhaltungen der heutigen Nacht ab!«
»Ich hätte nichts gegen ein bißchen Unterhaltung jetzt«, flüsterte der Händler. »Könntet Ihr mir den Weg zum Wald weisen?«
»Selbstverständlich! Folgt mir bitte!« Der Eremit wieselte den Korridor
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