Ein Magier in Nöten
Dämon den Angst-Eintreibern ja Verstopfung anhexen. Heemat konnte ich nicht sehen, bis Hendrek sich bewegte und dadurch das Versteck des Eremiten preisgab.
Das Heulen steigerte sich in ungeahnte Höhen. Es würde mir noch die Augäpfel zurück ins Gehirn treiben. Die Wesen waren nun beinahe über uns, ihre geifernden Mäuler so breit wie mein Stock lang. Ich machte mich zum Zuschlagen bereit.
Plötzlich waren über dem Heulen Worte zu hören, Worte, die von Niesen unterbrochen wurden.
Das Kreischen der Dämonen nahm einen eher besorgten Tonfall an. Die Köpfe fielen übereinander her, es schnappte und biß und kratzte und tatzte. Eine dunkle, übelriechende Flüssigkeit spritzte durch die Luft. Dämonenblut.
Direkt über unseren Köpfen fand eine Detonation statt. Die Angst-Eintreiber verschwanden.
»Verdammnis«, murmelte Hendrek.
Der Zauberer saß am Ende des Korridors, seine Augen waren geschlossen, sein Atem ging rasselnd. Ebenezum war zwar noch nicht zu voller Form aufgelaufen, aber seine Magie hatte uns wieder einmal gerettet.
Mir fiel dann ein, daß ich ja auch Magie gegen die Angst-Eintreiber hätte anwenden können. Stumpf stierte ich auf meinen massiven Eichenstab. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, Dämonen mit brutaler Gewalt zu bekämpfen, daß der Gedanke an Magie mir nie gekommen war. Sicher, ich hatte kein besonders großes Repertoire, und ein Toter-Fisch-Regen hätte den Angriff der Eintreiber möglicherweise auch nur vorübergehend gestoppt. Und doch gab es ja wohl noch andere Sprüche, die auf alle Fälle wirksamer als dieses Stück Holz gewesen wären, das ich in meinen Händen hielt. Ich mußte langsam damit anfangen, wie ein Zauberer zu denken!
Ebenezum seufzte und sank in sich zusammen.
»Hendrek!« rief ich dem großen Kämpfer zu, der immer noch mit leerem Blick auf die Stelle starrte, wo die Angst-Eintreiber verschwunden waren. »Hilf mir bitte dabei, meinen Meister in sein Zimmer zu bringen. Ich fürchte, er braucht noch ein wenig mehr Ruhe.«
»Entschuldigt«, ließ sich eine Stimme neben mir vernehmen.
Ich wirbelte herum, bevor ich nachdenken konnte. Mein Stab leitete die volle Wucht meiner Bewegung weiter, als er die Schulter des Händlers rammte.
Der Stab zersplitterte in kleine Stücke, als sei er aus Glas gewesen. Die Splitter bedeckten den Boden, doch der Händler schien das nicht zu bemerken.
»Entschuldigt«, fuhr er fort, »aber ich glaube, daß der Zeitpunkt für eine formelle Vorstellung längst überfällig ist. Wenn unsere Freunde hier…« Er lächelte großmütig dem großen Krieger und dem in sich zusammengesunkenen Zauberer zu »… Hendrek und Ebenezum heißen, schließe ich, daß Ihr Wuntvor sein müßt.«
Ich erwiderte nichts. Meine Zunge war ein grober Eisklumpen in meinem Mund.
»Aber, aber«, bemerkte der Händler in leicht tadelndem Ton, »auch wenn wir hier geschäftlich etwas zu erledigen haben, können wir doch Freunde bleiben. Ihr werdet in mir einen überaus vernünftigen Mann finden. Ich werde Euch einen weitaus farbenprächtigeren Tod verschaffen, als Ihr es Euch je habt träumen lassen! Ihr werdet erstaunt sein, wie viele Variationen mir zur Verfügung stehen.«
Irgendwie konnte ich den Versicherungen des Händlers keinen Trost abgewinnen.
»Zunächst gibt es die Normalausfertigungen: Erdrosseln, Enthaupten, Pfählen, Ersticken… Ihr wißt schon, die klassischen Todesarten. Doch mein Kult bietet eine große Zahl von Novitäten auf unserem Spezialgebiet an. Nehmt zum Beispiel ›Troll und Schäferin‹, was zur Zeit sehr populär ist.«
Hendrek ertrug es nicht länger. Sein Gesicht, das normalerweise schon ziemlich gerötet war, nahm nun die Farbe tiefsten Zornpurpurs an, was in auffälligem Kontrast zu der Weiße seiner Knöchel stand, die sich um Schädelbrecher krallten.
Behende ging er auf den Händler los. Schädelbrecher zielte nach dem Haupt des Assassinen, doch der Händler lenkte die Keule mit einem geschickten Fausthieb ab. Als die Faust auf die Keule traf, gab es einen Laut, als stieße Stein gegen Stein.
Der Händler zuckte zurück; er lächelte, während er sich seine Hand blies. »Ah! Ein würdiger Gegner. Also komme ich doch noch zu meinem Vergnügen.«
»Verdammnis«, war Hendreks einzige Erwiderung, während seine Keule durch die Luft zischte. Der Händler wehrte diesmal mit der offenen Hand ab: Das Geräusch glich dem eines kleinen Steines, der auf Pflaster aufschlägt. Der Händler vollführte einen Fußtritt, der
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