Ein Mann für alle Fälle
sein.“
„So endet das also“, erwiderte Mae in gespielter Verzweiflung. „Eben haben wir uns noch geliebt wie die wilden Tiere, und in der nächsten Minute diskutiert man schon wieder über Lippenbalsam.“
„Ich bin ein Profi, Madam, mein Jagdinstinkt ist erwacht.“
Mae lächelte viel sagend. „Im Moment würde ich andere Instinkte vorziehen.“
„Ganz, wie du willst.“ Mitch packte sie an den Aufschlägen ihres Morgenmantels, zog sie zu Boden und warf sich über sie.
„Ah, wie herrlich.“ Mae grub die Zähne in seinen Hals.
„Nein, überhaupt nicht“, behauptete er herausfordernd, obwohl sein Blut in höchste Wallung geriet. Wild küsste er sie auf den Mund, doch einen Moment später wurde sein Kuss weicher, zärtlicher.
„Komm, lass uns in mein Zimmer gehen“, flüsterte Mae schließlich atemlos.
„Ganz, wie du willst, Mabel“, sagte Mitch. „Ganz, wie du willst.“
„Guten Morgen“, murmelte Mae schlaftrunken und kuschelte sich eng an ihn.
„Oh, Mabel!“ Mitch gähnte, streckte sich und schlang die Arme fest um sie. „Wenn du wüsstest, wie herrlich es sein kann, morgens neben dir aufzuwachen.“
Plötzlich drang von unten wüstes Geschrei zu ihnen herauf.
Mitch sprang aus dem Bett und rannte zur Tür. „Halt!“, rief Mae ihm hinterher. „Warte! Du bist nackt.“
„Ach ja, richtig.“ Er schnappte sich seine Hose, die auf dem Boden lag, und fuhr hinein. Noch während er mit einer Hand den Reißverschluss zuzog, öffnete er die Tür, um zu hören, was sich unten in der Halle abspielte.
„Das ist Carlo“, flüsterte ihm Mae, die hinter ihn getreten war, zu. „Was will der denn in aller Herrgottsfrühe? Ruhe, Carlo!“, brüllte sie im nächsten Moment nach unten. „Setz dich hin und warte auf mich, ich zieh mir nur rasch was an.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, knallte sie die Tür wieder zu. „Los, du musst verschwinden“, sagte sie zu Mitch.
„Ich denke gar nicht daran. Glaubst du vielleicht, ich renne vor Carlo davon?“ Mitch sah sie finster an.
Mae stützte die Hände in die Hüften. „Es geht doch nicht ums Wegrennen. Ich habe genug Arger am Hals und keine Lust, mir weitere Probleme einzuhandeln. Du kletterst das Spalier runter und damit Schluss. Ich will keine weitere Diskussion.“
Zähneknirschend stimmte Mitch schließlich zu.
Nachdem er sich in Windeseile angezogen hatte, hielt sie ihm den Wagenschlüssel hin. „Nimm den Mercedes. Wir sehen uns heute Abend. Los, mach schon, dass du rauskommst.“
Kaum war er zum Fenster hinausgeklettert, klopfte es auch schon an der Tür, die gleich darauf geöffnet wurde. June steckte den Kopf herein.
„Mae!“, stieß sie hervor, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. „Unten wartet nicht nur Carlo, sondern auch die Polizei. Sie haben einen Haftbefehl gegen dich.“
Die Polizei? Ein Haftbefehl? Maes Gedanken wirbelten wild durcheinander. Was hatte das zu bedeuten? Panik stieg in ihr auf, und ihr Blick irrte zum Fenster. Was Mitch konnte, konnte sie schon lange. „Geh nach unten und sag ihnen, dass ich mich nur noch anziehe“, meinte sie hastig zu June und schob sie hinaus auf den Flur.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich einen Moment lang dagegen und holte tief Luft. Ihr Entschluss stand fest. Sie riss den Schrank auf und griff wahllos nach einem Kleid, wühlte in der Kommode nach Unterwäsche und zog sich in fliegender Hast an. Ein Haftbefehl? Das alles machte überhaupt keinen Sinn. Sie schnappte sich ihre Handtasche und wandte sich zum Fenster.
Wenige Minuten später schon war sie das Spalier an der Hauswand hinuntergeklettert und rannte durch den Hinterhof auf die Straße, wo ihr plötzlich einfiel, dass sie nicht mal ein Auto hatte. Von Mitch war weit und breit nichts mehr zu sehen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu Fuß zu gehen.
Sie hatte keine Ahnung, wo sie hin wollte, das Einzige, was sie wusste, war, dass sie schleunigst verschwinden musste.
Mitch fuhr in Maes Mercedes zu seinem Büro. Er fühlte sich fantastisch. Kein Wunder, wenn man im Begriff war, die tollste Frau der Welt zu heiraten. Zwar hatte er ihr noch keinen Heiratsantrag gemacht, aber das ließ sich ja leicht nachholen …
Doch die nächsten Ereignisse machten seinem Höhenflug rasch ein Ende. Sein Hauswirt teilte ihm kurz und bündig mit, das Mietverhältnis sei ab sofort beendet, und zahlte ihm den Rest der Miete zurück. „Der neue Besitzer des Hauses kann Privatdetektive nicht
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