Ein Mann für alle Lagen
Golfplatz. Sogar ich habe schon davon gehört. Die Leute zahlen ein Vermögen, um dort zu spielen. Du kannst dir vorstellen, was für Leute dort herumlaufen.“ Schmunzelnd lehnte sie sich zurück. „Ich möchte dort nicht einmal begraben werden, aber dein Traummann müsste dort gleich im Dutzend vorhanden sein. Du kannst die Augen verbinden und blind in die Menge greifen.“
„Tja, es klingt tatsächlich … interessant“, gab Kate nachdenklich zu. Aber ich …“
„Es ist ein Ziel und ein Plan“, erwiderte Jessie. „Du hast bisher alles im Leben erreicht. Also wirst du das jetzt auch schaffen.“
„Wie kommst du darauf, ich hätte alles erreicht?“ Auf Jessies verdutzten Blick hin fuhr sie fort: „Wenn ich schon am Ziel meiner Wünsche wäre, würde ich mich nicht mehr so anstrengen. Ich bin zwar erfolgreich …“
„Ich weiß schon. Du verdienst gut und hast gute Aufstiegsmöglichkeiten.“ Jessie verdrehte die Augen.
„… aber ich bin nicht glücklich. Ich will …“
Kate verstummte, und Jessie blickte sie gespannt an. Sprich es aus, dachte sie. Was willst du?
„Ich möchte eine Beziehung mit einem Mann“, sagte Kate schließlich.
„Beziehung klingt gut“, stimmte Jessie zu. „Dann mal los.“
Kate fand langsam Gefallen an der Vorstellung und sah sich bereits an der Seite eines Mannes, mit dem sie Hand in Hand einen riesigen Konzern aufbaute. „Ich möchte mit meinem Mann zusammenarbeiten, um ein Imperium zu gründen. Ich will …“
„Ein Imperium!“ Jessie konnte ihren Abscheu nicht verbergen. „Vergiss das Geschäft. Denk an dein Privatleben.“
„Das kann ich nicht. Ich kenne mich doch nur im Geschäft aus.“
„Falsch.“ Jessie atmete tief durch. „Du bist warmherzig und fürsorglich. Du kümmerst dich um die Menschen. Wenigstens hast du das früher getan.“ Sie griff über den Tisch hinweg nach Kates Arm. „Heute arbeitest du mit Leuten zusammen, die sich nur im dunklen Anzug wohl fühlen. Und deswegen gehst du immer allein nach Hause. Das ist doch unsinnig, und du hasst es.“ Aufseufzend lehnte sie sich zurück. „Ich kann nicht glauben, dass Geld und Erfolg dir so wichtig geworden sind.“
„Tja, es war nett, mit dir zu frühstücken“, sagte Kate. „Musst du nicht bald gehen?“
Jessie schloss einen Moment die Augen und versuchte es ein letztes Mal. „Kate, bitte hör mir zu. Fahr zu ‚The Cabins’, such dir einen netten Kerl, der alle Forderungen deiner Liste erfüllt und werde glücklich mit ihm. Du kannst es schaffen.“
Der aufrichtig besorgte Tonfall gab Kate zu denken. „Das soll also alles sein“, machte sie sich lustig. „Ich muss mir nur den Richtigen aussuchen.“
Jessie nickte. „Ja.“
Kate blickte wieder in die Anzeige. Der Mann auf dem Bild war zwar sicher ein Fotomodell, aber er sah perfekt aus. Bis zum Ende des Sommers wollte sie ohnehin noch Urlaub machen, und sie hatte seit Jahren kein Golf mehr gespielt.
Und sie war so einsam, dass es manchmal wehtat. „In Ordnung“, sagte sie leise. „Ich werde dort hinfahren.“ „Prima!“ Jessie deutete auf das Telefon. „Dann ruf gleich an.“ „Das mache ich später“, erwiderte Kate. „Lass mich eine Weile darüber nachdenken.“
„Nein.“ Jessie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich gehe nicht, bevor du nicht angerufen hast.“
„Ich habe doch gesagt, dass ich fahre. Vertraust du mir nicht?“
„Nein“, erwiderte Jessie nur. „Diesmal behalte ich dich im Auge, denn du schaffst es immer wieder, deinem Glück davonzulaufen. Ruf an. Jetzt!“
Dreihundert Kilometer von Kate entfernt saß Jack Templeton in einem großen Liegestuhl auf der hinteren Veranda des Anwesens seines Bruders in Kentucky. Er hatte die Füße auf das Geländer gelegt und beobachtete den Sonnenaufgang über dem See. Dabei gab er sich große Mühe, Zufriedenheit zu empfinden. Doch wie so oft in letzter Zeit plagte ihn dieses Gefühl, als fehle ihm irgendetwas.
In seiner Ehe, die lange zurücklag, hatte er das Verdrängen gelernt: Immerhin lebte er in einem schönen Land, ihm ging es gut, und er musste sich um nichts kümmern, als dass das Gras bewachsene Land gewässert und gepflegt wurde. Ansonsten plagten ihn keine echten Sorgen. Natürlich fand er es nicht ideal, dass sein Bruder aus diesem guten Farmland ein Feriengelände gemacht hatte, wo sich die reichen Geschäftsleute erholten und amüsierten, aber diese Leute brachten viel Geld mit, und davon konnte die Dorfbevölkerung leben. Jake
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