Ein Mann für alle Lagen
ruhiger sein.“
Neugierig sah Kate sie an. „Ich hätte gedacht, dass Sie lieber im Hotel wohnen.“
„Nein.“ Penny winkte wieder. „Ich will so viele Männer wie möglich treffen, und Sie wissen ja, wie neugierig die Leute in einem Hotel sind.“
„Was meinen Sie mit treffen’?“
„Ach, Sie wissen schon. Tanzen, reden, lachen … So viel Spaß wie möglich“, sagte Penny fröhlich. „Nächsten Monat heirate ich. Das hier ist meine letzte Chance.“
„Ah so“, sagte Kate nach einer Pause. „Na, dann viel Glück.“
„Danke.“ Penny sah sie an. „Wieso sind Sie hier?“
Gute Frage. Und alles Jessies Schuld. „Ach, zum Tanzen, Reden, Lachen.“ Kate musterte düster die ganzen Leute rings umher. „Vielleicht auch, um nackt im Pool zu schwimmen.“
„Ist das erlaubt?“
Kate schloss die Augen. Penny war dumm wie Bohnenstroh. „Nur wenn Sie ganz früh aufstehen“, sagte sie.
„Ich verstehe. Ich dachte schon, Sie schreiben vielleicht für einen Reiseführer oder eine Zeitung.“
„Einen Reiseführer? Wie kommen Sie darauf?“
„Na, wieso sonst sollte jemand, der so sehr nach Geschäftsfrau aussieht wie Sie, hierher kommen?“
„Vielleicht, um Männer zu treffen?“ schlug Kate vor.
„Ja, sicher.“ Penny kicherte.
Als sie endlich den Weg zu dem richtigen Häuschen gefunden hatten, stellte Kate erleichtert fest, dass es tatsächlich sehr abgelegen war. Und von innen gefiel es ihr noch besser. Das Holz getäfelte Schlafzimmer war klein, aber gemütlich. Kate legte ihre Aktentasche weg und sah sich um. Sie brauchte Erholung, und die würde sie hier vielleicht bekommen. Auch wenn sie keinen interessanten Mann aufgabelte … Halt. Natürlich würde sie jemanden kennen lernen, das war schließlich ihr Plan. Entschlossen ging sie, um den Koffer zu holen.
Als sie Pennys Gepäck auslud, kam ein Mann auf sie zugeschlendert. „Brauchen Sie Hilfe?“ erkundigte er sich, und Kate blickte zu ihm auf. Er war groß, breitschultrig, trug ein kariertes Hemd und Jeans und bewegte sich langsam. Sein dichtes schwarzes Haar war etwas zu lang, und unter seiner Nase wucherte ein Schnurrbart. Der Gipfel aber war der große helle Cowboyhut. Schrecklich.
Dann lächelte er sie an, und fast hätte Kate spontan zurückgelächelt. Auf keinen Fall, ermahnte sie sich. Du wirst dich doch nicht mit so einem Kerl einlassen. Denk an deinen Plan. Ein Cowboy passt da wirklich schlecht hinein. Vergiss den Typ.
„Ich schaffe das schon.“ Sie drehte sich um, um ihren Koffer aus dem Wagen zu hieven. „Danke.“
„Hallo!“
Sie drehten sich beide um.
Penny stand auf der obersten Stufe, anscheinend außer sich vor Freude, einen Mann zu sehen.
„Penny, dies ist…“ Kate sah den Mann an.
„Jake.“ Er berührte die Hutkrempe und nickte Penny zu.
„Jake, das ist Penny“, sagte Kate. „Jake hat seine Hilfe beim Koffertragen angeboten.“
„Wie reizend“, hauchte Penny. „Ich nehme Ihre Hilfe liebend gern in Anspruch. Die pinkfarbenen Sachen gehören mir.“
„Kommt sofort.“ Jake nahm alle Koffer von Penny gleichzeitig hoch.
„Sie sind ja unglaublich stark“, staunte Penny strahlend.
„Nein. Ich bin nur zu faul, um zweimal zu gehen.“ Er schlenderte die Stufen hinauf.
Na, da bahnt sich ja eine wunderbare Freundschaft an, dachte Kate und trug ihren Koffer ins Häuschen.
Kurz darauf ging Jake kopfschüttelnd den Weg zurück. Als er die beiden blonden Frauen zuerst gesehen hatte, hatte er Penny und Kate für Schwestern gehalten. Nach dem zweiten Blick hatte er beschlossen, dass die beiden nicht zusammengehörten. Aber jetzt konnte er kaum glauben, dass die beiden auf demselben Planeten lebten.
Penny war die Traumfrau jedes Mannes, nett, freundlich und offen. Es fiel nicht schwer, nett zu ihr zu sein. Allerdings wurde es nach wenigen Minuten anstrengend, ihr zuzuhören. Anderen Männern war es sicher egal, was sie sagte, solange sie sie nur ansehen konnten. Anscheinend wurde er alt. Egal, was er zu Will gesagt hatte, seine Traumfrau war Penny nicht.
Kate war hingegen sein persönlicher Alptraum. Wer fuhr schon im Seidenkostüm in den Urlaub? Und ihr blondes Haar hatte sie so straff zu einem Knoten gebunden, dass ihre Augenwinkel nach hinten gezogen wurden. Mit einem einzigen prüfenden Blick aus diesen eisblauen Augen hatte sie ihn beurteilt und verworfen. „Danke“, hatte sie gesagt und war gegangen. In diesem Moment musste die Temperatur um ein paar Grad gesunken sein.
Sie erinnerte ihn an
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