Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
San Diego fliegen. Nun, Ihnen ist klar, dass Sie eine Vorführung der Zubereitung von Linguini mit Muschelsoße in der ,„A. M. San Diego‘“-Show geben werden. Die Show fängt um acht Uhr morgens an, das heißt, wir werden um sechs im Studio sein müssen, um alles in die Wege zu leiten.“
Seiner festen Überzeugung nach war das einzig Zivilisierte, das sich um eine solche Uhrzeit zur Vorbereitung anbot, ein Champagnerfrühstück für zwei. „Wieso bestehen die Amerikaner eigentlich darauf, schon im Morgengrauen aufzustehen und Fernsehen zu gucken?“
„Ich werde eine Umfrage starten und es herausfinden“, erwiderte Juliet abwesend. „In der Zwischenzeit bereiten Sie ein Gericht vor, genau wie wir es heute Abend gemacht haben. In der Sendung demonstrieren Sie jede Phase der Vorbereitung, aber natürlich bleibt nicht genügend Zeit, um es zu Ende zu kochen, deshalb brauchen wir ja dann auch das erste Gericht, das Sie schon fertiggestellt haben. Und jetzt noch die guten Nachrichten.“ Sie lächelte der Bedienung kurz zu, die die bestellten Drinks servierte. „Im Studio ist wohl etwas durcheinandergekommen, daher müssen wir die Zutaten selbst mitbringen. Sie müssen eine Zutatenliste für mich aufstellen. Nachdem ich Sie erst einmal im Hotel einquartiert habe, renne ich schnell los und besorge alles Nötige. Irgendwo wird es schon einen Supermarkt geben, der auch spät noch geöffnet hat.“
Im Kopf überschlug er all die Zutaten, die er für seine linguini am vongole bianche benötigte. Sicher, in einem amerikanischen Supermarkt würde alles Erforderliche zu erhalten sein, dennoch war Carlo froh, dass er einige Bestände bei sich hatte, in dem Koffer zu seinen Füßen. Die Muschelsoße war seine Spezialität, keine Sache, die er auf die leichte Schulter nahm.
„Gehört Einkaufen im Supermarkt um Mitternacht zum Job einer PR-Agentin?“
Sie lächelte ihn an. Carlo dachte, dass es nicht nur ein bezauberndes Lächeln war, sondern es war wahrscheinlich das erste Mal, dass sie ihn anlächelte und es auch so meinte. „Auf einer Büchertour ist es der Job einer PR-Agentin, alles zu tun, was nötig ist. Wenn Sie mir also aufzählen, was Sie brauchen, schreibe ich es mir auf.“
„Nicht nötig.“ Er schwenkte den Brandy in seinem Glas. „Ich komme mit Ihnen.“
„Sie brauchen Ihren Schlaf.“ Sie kramte bereits nach einem Stift. „Selbst wenn Sie im Flugzeug ein wenig dösen können, werden Sie heute nicht viel mehr als fünf Stunden Schlaf abbekommen.“
„Sie auch nicht“, stellte er fest. Als sie ihren Mund öffnete, um zu widersprechen, zog er die eine Augenbraue auf jene seltsame Art in die Höhe, die sie vorher schon zum Schweigen gebracht hatte. „Vielleicht traue ich einem Amateur ja nicht zu, meine Muscheln auszusuchen.“
Juliet beobachtete ihn über den Rand ihres Glases hinweg, während sie einen Schluck trank. Oder vielleicht ist er auch ein Gentleman, überlegte sie. Trotz seines Rufs bei Frauen und einer gehörigen Portion Eitelkeit gehörte er zu der seltenen Spezies von Männern, die es verstanden, Frauen zu hofieren, ohne sie gönnerhaft zu behandeln. Juliet beschloss ihm trotz allem für Butch zu vergeben.
„Trinken Sie aus, Carlo.“ Sie prostete ihm zu, vielleicht sogar in Freundschaft. „Wir müssen unser Flugzeug erwischen.“
„Salute.“ Er hob sein Glas.
Sie debattierten nicht mehr, bis sie an Bord der Maschine waren.
Juliet lästerte wirklich nur ein ganz kleines bisschen, während sie Carlo dabei half, den Koffer mit seinen Utensilien unter dem Sitz zu verstauen. „Der Flug geht recht schnell.“ Sie schaute auf ihre Armbanduhr und schätzte, dass das Einkaufen allerdings tatsächlich bis nach Mitternacht dauern würde. Morgen früh hätte sie vermutlich große Probleme, aus dem Bett zu kommen. „Wir sehen uns dann nach der Landung.“
Erstaunt hielt er sie am Handgelenk fest, als sie sich umdrehen wollte. „Wohin gehen Sie?“
„Zu meinem Sitz.“
„Sie sitzen nicht hier?“ Er zeigte auf den Sitz neben seinem.
„Nein, ich fliege Holzklasse“, erklärte sie ungeduldig, weil sie sich halb verrenken musste, um einen anderen Passagier vorbeizulassen.
„Wieso?“
„Carlo, ich blockiere den Gang.“
„Warum fliegen Sie Economy Class?“
Sie seufzte, wie wohl eine Mutter wegen ihres widerspenstigen Kindes seufzen würde. „Weil der Verlag gerne bereit ist, ein Erste-Klasse-Ticket für einen berühmten Bestsellerautoren springen zu lassen. Für
Weitere Kostenlose Bücher