Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Mitarbeiter der Werbeabteilung existiert ein anderer Stil. Und der heißt Holzklasse.“
Jemand stieß die Ecke eines Aktenkoffers in ihre Seite. Das gab garantiert einen blauen Fleck. „Wenn Sie mich jetzt bitte gehen lassen würden, dann würde ich nicht mehr zusammengeschlagen und könnte mich endlich setzen.“
„Die erste Klasse ist nahezu leer“, entgegnete er. „Es ist eine simple Angelegenheit, Ihr Ticket aufzustocken.“
Es gelang ihr immerhin, ihren Arm freizubekommen. „Gehen Sie nicht gegen das System an, Franconi.“
„Ich gehe immer gegen das System an“, ließ er sie wissen, während er ihr nachsah, wie sie auf ihren Sitz zusteuerte. Ja, eindeutig, er mochte ihren Gang.
„Mr Franconi.“ Die Stewardess strahlte ihn an. „Darf ich Ihnen nach dem Start einen Drink bringen?“
„Was haben Sie an Weißwein da?“
Während sie ihm die verschiedenen Sorten aufzählte, machte er es sich in seinem Sitz bequem. Durchschnittlich, dachte er, aber nicht völlig ungenießbar. „Sie haben doch sicher die junge Frau gesehen, mit der ich gerade geredet habe? Die mit dem honigfarbenen Haar und dem sturen Gesichtsausdruck.“
Das Lächeln der Stewardess blieb gleichmäßig strahlend, auch wenn sie insgeheim dachte, wie schade es doch sei, dass er bereits eine andere im Auge hatte. „Natürlich, Mr Franconi.“
„Bringen Sie ihr ebenfalls ein Glas von dem Wein, mit den besten Grüßen von mir.“
Juliet wäre vollkommen zufrieden mit ihrem Sitzplatz am Gang gewesen, hätte sich der Mann neben ihr nicht bereits laut schnarchend breitgemacht. Reisen ist ja so aufregend, dachte sie voll bissiger Ironie und zog sich als Erstes die Schuhe aus, sobald sie saß. Und schon morgen Abend begann der nächste Flug, auf den sie sich freuen konnte.
Beschwer dich nicht, Juliet, ermahnte sie sich. Wenn du deine eigene Agentur hast, kannst du delegieren und anderen die Knochenarbeit überlassen.
Der Mann neben ihr schnarchte während des gesamten Starts, während die Frau auf der anderen Gangseite die Armlehne krampfhaft umklammert hielt, bis das Flugzeug ruhig schwebte. Juliet nahm ihr Notizbuch hervor und begann zu arbeiten.
„Miss?“
Juliet sah zu der Stewardess hoch. „Tut mir leid, aber ich habe nichts zu trinken bestellt.“
„Mit den besten Grüßen von Mr Franconi.“
Juliet nahm den Wein und sah zur ersten Klasse hinüber. Der Mann ist listig, dachte sie. Er wollte ihre Abwehr unterlaufen, indem er nett zu ihr war. Mit einem Seufzer klappte sie ihre Kladde zu und lehnte sich zurück.
Und es funktionierte auch noch.
Als die Maschine zur Landung ansetzte, hatte sie das Glas Wein noch nicht ganz ausgetrunken, aber es hatte sie auf jeden Fall entspannt. So sehr, dass sie sich jetzt nur noch ein dunkles Zimmer mit einem bequemen Bett wünschte. In einer Stunde, höchstens zwei, versprach sie sich, während sie Reisetasche und Aktenkoffer zur Hand nahm.
Carlo wartete auf sie in der ersten Klasse. Er stand mit einer sehr jungen, sehr attraktiven Stewardess zusammen. Keiner von beiden schien auch nur im Geringsten von der Reise mitgenommen.
„Ah, Juliet. Deborah hat mir einen großartigen Supermarkt verraten, der rund um die Uhr geöffnet hat und wo wir alles finden werden, was wir brauchen.“
Juliet musterte die gertenschlanke Brünette und rang sich ein Lächeln ab. „Wie schön.“
Er nahm die Hand der Stewardess und drückte einen – obligatorischen, wie Juliet mittlerweile wusste – Handkuss darauf. „Arrivederci.“
„Sie verschwenden keine Zeit, was?“, lautete Juliets Kommentar, als sie von Bord gingen.
„Jeder Moment will gelebt und genossen sein.“
„Welch poetischer Gedanke.“ Sie schob die Reisetasche höher auf die Schulter und steuerte auf die Gepäckausgabe zu. „Den sollten Sie sich tätowieren lassen.“
„Wohin?“
Sie reagierte nicht auf sein Lachen. „Natürlich dorthin, wo es am attraktivsten wirkt.“
Auf das Gepäck mussten sie länger warten, als ihnen lieb war. Die entspannende Wirkung des Weins verflog. Hier gab es Dinge, die zu erledigen waren, und weil Carlo Spaß daran hatte, Juliet in Aktion zu beobachten, überließ er es ihr, sich um alles zu kümmern.
Sie winkte ein Taxi heran, drückte dem Gepäckträger ein Trinkgeld in die Hand und nannte dem Taxifahrer den Namen des Hotels. Als sie zu Carlo auf die Rückbank stieg, fiel ihr sein verschmitztes Lächeln auf. „Gibt es irgendetwas Amüsantes?“
„Sie sind so überaus tüchtig,
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