Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Laune zu verbessern, der Preis des marmornen Mörser-und-Stößel-Sets erst recht nicht. Ein Blick auf die Uhr sagte Juliet, dass ihr keine Zeit blieb, um sich groß aufzuregen. Mit all dem in der Einkaufstüte, was sie als Carlos Überspanntheiten erachtete, spurtete sie zurück zu dem wartenden Taxi.
Um genau zehn Minuten vor zwölf und bis auf die Haut durchnässt stand Juliet auf der Rolltreppe zum dritten Stock im Gallegher’s. Das Erste, was sich ihrem Blick bot, war Carlo, bequem zurückgelehnt in einen Korbstuhl, zusammen lachend mit einer hübschen molligen Frau mittleren Alters, die mit gezücktem Bleistift und Notizblock in einem zweiten Korbstuhl neben ihm saß. Er sah umwerfend aus, zugänglich und freundlich und vor allem – er war trocken. Juliet, frierend und müde, fragte sich, was für ein Gefühl es wohl sein müsste, ihm den Stößel ins Ohr zu drücken.
„Ah, Juliet.“ Bester Laune stand er auf, als sie auf den Tisch zukam. „Kommen Sie, Sie müssen Marjorie unbedingt kennenlernen. Sie hat mir erzählt, dass sie meine Pasta schon in meinem Restaurant in Rom gegessen hat.“
„Und ich habe jeden sündigen Bissen genossen“, ergänzte Marjorie. „Hallo, wie geht es Ihnen? Sie müssen Juliet Trent sein, von der Carlo so schwärmt.“
Er schwärmte also? Nein, damit würde er sich nicht einschmeicheln können. Dennoch stellte Juliet ihre Taschen ab und streckte die Hand aus. „Nett, Sie kennenzulernen. Ich hoffe, Sie bleiben zur Vorführung?“
„Die würde ich um nichts auf der Welt verpassen.“ Sie blinzelte Carlo zu. „Vielleicht bekomme ich ja sogar einen Bissen von Franconis Pasta ab.“
Eine Welle der Erleichterung ergriff Juliet. Vielleicht konnte das Desaster ja doch noch abgewendet werden. Wenn sie nicht völlig danebenlag, sah es im Moment so aus, als würde ein Artikel erscheinen, der Carlo im besten Licht darstellte.
Carlo hatte bereits den Beutel mit dem frischen Basilikum aus der Einkaufstüte gefischt und schnupperte daran. „Perfekt“, lautete sein Urteil. „Genau richtig, das ist exzellent.“ Dann nahm er den Stößel prüfend in die Hand. „Wie Sie sehen, versammelt sich schon eine Zuschauermenge drüben bei dem Küchenaufbau. Deshalb haben wir uns hier hingesetzt, um in Ruhe miteinander reden zu können. Und wir wussten, dass wir Sie sofort sehen würden, sobald Sie von der Rolltreppe treten.“
„Sehr schön.“ Die beiden waren sicherlich hervorragend mit der Situation fertig geworden, vermutlich sollte sie sich damit zufriedengeben. Ein schneller Blick zu Elise zeigte ihr, dass die junge Frau unbeschwert plaudernd mit einer Gruppe von Leuten zusammenstand. Keine einzige Sorge auf der Welt, dachte Juliet bissig. Aber damit hatte sie sich ja schon abgefunden, nicht wahr? Fünf Minuten im Waschraum würden ihr bleiben, so überlegte sie, und damit konnte sie den Terminplan immer noch halten.
„Haben Sie jetzt alles, was Sie benötigen, Carlo?“
Der leicht verärgerte Unterton entging ihm nicht. Er fasste nach ihrer Hand und lächelte strahlend. „Grazie, cara mia. Sie sind einfach wundervoll.“
Zwar war ihr eigentlich mehr nach Fauchen zumute, aber sie erwiderte das Lächeln. „Ich erledige nur meine Arbeit. Sie haben noch einige Minuten, bevor wir anfangen müssen. Wenn Sie mich dann entschuldigen wollen – ich muss noch ein paar kleinere Dinge erledigen. Bin gleich wieder zurück.“
Mit energischen und dennoch ruhigen Schritten entfernte Juliet sich. Sobald sie außer Sichtweite war, rannte sie zum Waschraum los. Noch während sie die Tür aufstieß, kramte sie schon nach ihrer Haarbürste.
„Was habe ich Ihnen gesagt?“ Carlo wog den Beutel Basilikum in der Hand ab, um das Gewicht zu prüfen. „Sie ist fantastisch.“
„Und sehr hübsch“, stimmte Marjorie zu. „Selbst wenn sie pitschnass ist und vor Wut schäumt.“
Lachend beugte Carlo sich vor und nahm ihre Hände in seine. Er war ein Mann, der gern auf Körperkontakt ging, immer. „Eine kluge und scharfsichtige Frau. Ich wusste doch, dass ich Sie mag.“
Sie lachte leise, und für einen Moment fühlte sie sich zwanzig Jahre jünger und zwanzig Pfund leichter. Es war eine seiner Gaben, die Menschen so fühlen zu lassen, und er ging großzügig damit um. „Eine letzte Frage noch, Carlo, bevor Ihre fantastische Miss Trent Sie von hier wegholt. Planen Sie auch weiterhin, nach Kairo oder Cannes zu fliegen, um ein Mahl für die gut zahlenden Bewunderer Ihrer Kochkunst
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