Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
zuzubereiten?“
„Es gab Zeiten, da gehörte das zu meiner Routine.“ Einen Moment lang schwieg er, dachte zurück an die frühen Jahre seiner Erfolgsgeschichte. Es waren wilde, schillernde Jahre gewesen, mit Reisen in aller Herren Länder, um fettuccine für einen Prinzen zuzubereiten oder cannelloni für einen Wirtschaftsmagnaten. Es war eine schnelllebige, berauschende Zeit gewesen.
Dann hatte er sein Restaurant eröffnet und festgestellt, dass die dauerhafte Kontinuität einer eigenen Küche so viel erfüllender war als das flüchtige Glücksgefühl über ein einzelnes Gericht.
„Von Zeit zu Zeit werde ich sicherlich noch solche Reisen unternehmen. Gerade vor Kurzem feierte Graf Lequine seinen Geburtstag. Er ist ein alter Freund und Kunde, und zudem ist er ein begeisterter Bewunderer meiner Spaghetti. Aber mein Restaurant bringt mir mehr Erfüllung.“ Er schaute sie mit gerunzelter Stirn fragend an, als ihm ein Gedanke in den Kopf schoss. „Meinen Sie, ich komme jetzt in das Alter, wo ich ruhiger werde und Wurzeln schlagen will?“
„Schade nur, dass Sie sich nicht in den Staaten niederlassen.“ Marjorie klappte ihren Notizblock zu. „Ich garantiere Ihnen, sollten Sie hier in San Diego ein Restaurant eröffnen, würde Ihre Kundschaft aus dem gesamten Land anfliegen.“
Er fing die Idee auf, wägte sie gestenreich ab, wie er das Basilikum abgewogen hatte, und speicherte sie in einem ruhigen Eckchen seines Hinterkopfes ab. „Ein interessanter Gedanke.“
„Und ein faszinierendes Interview. Vielen Dank.“ Es gefiel ihr, dass er sich gleichzeitig mit ihr erhob und ihre Hand ergriff. Sie war durch und durch Feministin, was nicht hieß, dass sie Manieren und Charme nicht zu schätzen wusste. „Ich freue mich schon darauf, Ihre Pasta probieren zu können. Jetzt werde ich besser hinübergehen und zusehen, dass ich noch einen Stuhl bekomme. Und Ihre Miss Trent ist auch schon auf dem Weg hierher.“
Marjorie hatte sich nie für eine besonders romantische Person gehalten, aber sie glaubte fest daran, dass nur dann Rauch zu sehen war, wenn es auch ein Feuer gab. Sie beobachtete die Art, wie Carlo den Kopf drehte, sah den sich schlagartig ändernden Ausdruck in seinen Augen und wie seine Lippen sich leicht verzogen. Ja, hier brannte auf jeden Fall ein Feuer, sinnierte sie. Man konnte die Hitze aus fünf Metern Entfernung spüren.
Mit Reiseföhn und Bürste war es Juliet gelungen, etwas aus ihrem Haar zu machen. Ein Tupfer hier, ein Strich dort, und ihr Make-up war auch wieder in Ordnung. Den nassen Regenmantel über den Arm gehängt, bot sie ein gefasstes und kompetentes Bild. Sie war sogar bereit, zuzugeben, dass sie vielleicht eine Tasse Kaffee zu viel getrunken hatte.
„Ist das Interview gut gelaufen?“
„Ja.“ Zufrieden fiel ihm auf, dass sie sich die Zeit genommen hatte, einen Hauch ihres Dufts aufzutragen. „Sehr gut sogar.“
„Sehr schön. Sie können mir später genauer davon berichten. Jetzt sollten wir zusehen, dass wir pünktlich anfangen.“
„Gleich.“ Er griff in seine Tasche. „Ich sagte doch, dass ich vorhatte, ein Geschenk für Sie zu besorgen.“
Sie versuchte das überraschte und neugierige Flattern in ihrem Innern zu unterdrücken. Das ist nur der Kaffee, sagte sie sich. „Und ich sagte, Carlo, dass das nicht nötig ist. Wir haben doch gar nicht genug Zeit, um ...“
„Es ist immer genug Zeit.“ Er öffnete das kleine Kästchen selbst und holte ein kleines goldenes Herz daraus hervor, durch das ein mit Diamanten besetzter Pfeil geschossen war. Juliet hatte mit einer Schachtel Pralinen oder Ähnlichem gerechnet.
„Oh, ich ...“ Sie arbeitete ständig mit Worten, aber jetzt fehlten sie ihr. „Carlo, ehrlich, Sie können unmöglich ...“
„Sagen Sie niemals zu Franconi, dass etwas unmöglich ist“, murmelte er und steckte ihr die kleine Brosche an den Jackenaufschlag. Er tat es geübt, brauchte nicht lange zu nesteln. Schließlich war er ein Mann, der mit solchen weiblichen Gewohnheiten vertraut war. „Die Brosche fiel mir auf, weil sie so fein und apart ist. Ich musste sofort daran denken, wie gut sie zu Ihnen passt.“ Er trat einen Schritt zurück, kniff leicht die Augen zusammen und nickte. „Ja, ich war sicher, dass sie zu Ihnen passen würde.“
Es war unmöglich, noch wütend zu sein wegen der hektischen Suche nach frischem Basilikum, wenn er sie so anlächelte. Genauso wenig wie es möglich war, sich noch an die amateurhafte Vorbereitung für das
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