Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
sollte ich wohl besser den Hausmeisterdienst verständigen, was?“
„Ja, das sollten Sie wohl.“ Takt und Diplomatie, erinnerte Juliet sich, dabei hätte sie Elise am liebsten beim Kragen gepackt und geschüttelt. „Vielleicht sollte ich mir derweil die Küchenlayouts ansehen und entscheiden, welches davon Mr Franconi am meisten zusagen wird.“
„Ja, großartig. Vermutlich wird er das Interview gleich dort geben wollen.“
Juliet hatte schon zwei Schritte gemacht, bevor sie abrupt stehen blieb und sich wieder umdrehte. „Welches Interview ?
„Mit der Ernährungsberaterin der Sun. Sie kommt um halb zwölf.“
Sehr ruhig und sehr kontrolliert zog Juliet den Terminplan für San Diego hervor. Sorgfältig ging sie die Termine durch, obwohl sie den Plan in- und auswendig kannte. „Ich scheine hier nichts von einem Interview stehen zu haben.“
„Es ist ganz kurzfristig dazwischengekommen. Ich habe um neun in Ihrem Hotel angerufen, aber da hatten Sie schon ausgecheckt.“
„Ich verstehe.“ Hätte sie von Elise erwarten sollen, im Fernsehstudio anzurufen und die Nachricht zu hinterlassen? Juliet starrte auf das blendende Lächeln vor sich. Nein, vermutlich nicht. Resigniert schaute sie auf ihre Armbanduhr. Der Aufbau konnte pünktlich fertig sein, wenn sie sofort damit anfing. Carlo würde ausgerufen werden müssen. „Wie kann ich die Leitung des Einkaufzentrums kontaktieren?“
„Oh, Sie können von meinem Büro aus anrufen. Kann ich sonst noch irgendetwas tun?“
Juliet fielen gleich mehrere Dinge ein, die sie dann alle als nicht sehr freundlich verwarf. „Ich könnte eine Tasse Kaffee gebrauchen. Mit zwei Stück Zucker.“
Dann krempelte sie die Ärmel hoch und ging an die Arbeit.
Um elf hatte Juliet den Herd, die Kochinsel und die Zutaten, die Carlo angegeben hatte, fein säuberlich arrangiert. Ein Anruf und etwas Geschick hatten ausgereicht, um zwei prächtige farbenfrohe Bouquets aus dem Blumenladen im Einkaufszentrum nach oben geschickt zu bekommen.
Inzwischen hatte sie ihre dritte Tasse Kaffee nahezu geleert und überlegte, ob sie noch eine vierte trinken sollte, als Carlo angeschlendert kam. „Gott sei Dank.“ Sie trank den letzten Schluck aus dem Styroporbecher. „Ich dachte schon, ich müsste einen Suchtrupp losschicken.“
„Wieso einen Suchtrupp?“ Er ließ den Blick über den Küchenaufbau gleiten. „Ich habe den Ausruf gehört und bin gekommen.“
„In der letzten Stunde sind Sie fünfmal ausgerufen worden.“
„Wirklich?“ Lächelnd musterte er sie genauer. Ihr adretter Knoten löste sich langsam auf, einige Strähnen hingen bereits vorwitzig heraus. „Ich hab’s gerade erst gehört. Allerdings habe ich auch eine ganze Zeit in einem fantastischen Plattenladen verbracht. Die Lautsprecher, einfach grandios! Quadrofonie.“
„Wie schön.“ Juliet strich sich mit der Hand über das wirre Haar. Er dagegen schien soeben dem Cover von Gentlemen’s Quarterly entstiegen zu sein.
„Gibt es etwa ein Problem?“
„Richtig, das Problem heißt Elise. Ein halbes Dutzend Mal stand ich schon davor, ihr an die Gurgel zu gehen. Wenn sie mich noch einmal mit ihrem Lächeln anstrahlt, könnte es durchaus sein, dass ich mich nicht mehr zurückhalten kann.“ Mit einer Handbewegung wischte sie die eigene Bemerkung beiseite. Es blieb keine Zeit, sich in Fantasien zu ergehen, ganz gleich, wie befriedigend solche Vorstellungen auch sein mochten. „Die Dinge waren hier ein wenig desorganisiert.“
„Aber darum haben Sie sich ja dann bestens gekümmert.“ Er beugte sich über den Herd und untersuchte ihn genauestens, wie ein Rennfahrer wohl seinen Wagen vor dem Start in Le Mans untersuchen würde. „Exzellent.“
„Sie können von Glück sagen, dass Sie überhaupt Strom haben und sich nicht nur auf Ihre Fantasie verlassen müssen“, murmelte sie. „Um halb zwölf haben Sie noch ein Interview mit Marjorie Ballister, der Ernährungsberaterin der Sun.“
Er zuckte nur leicht mit den Schultern, seine Aufmerksamkeit ganz auf die Küchenmaschine gerichtet.
„Hätte ich vorher davon gewusst, hätte ich die Zeitung gekauft und ihre Kolumne gelesen, um über ihren Stil informiert zu sein. Doch so, wie es jetzt kommt, ist es ...“
„Non importante. Sie machen sich zu viele Sorgen, Juliet.“
Sie hätte ihn küssen mögen. Natürlich nur aus reiner Dankbarkeit. Da sie das allerdings für höchst unklug hielt, lächelte sie stattdessen nur. „Ich schätze Ihre Einstellung, Carlo.
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