Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
um den Wagen herum und blieb Zentimeter vor ihm stehen. „Das war komplett unprofessionell.“
„Richtig. Es war rein persönlich.“
Die Diskussion würde sich als schwierig erweisen, wenn er jedes ihrer Argumente zu seinem Vorteil nutzte. „Tu so etwas nie wieder.“
„Madonna.“ Seine Stimme war sehr sanft, seine nächste Bewegung sehr genau durchdacht. Juliet fand sich zwischen ihm und dem Wagen eingekeilt. „Anweisungen von dir befolge ich, wenn sie mit Terminplänen und Flugzeiten zu tun haben. Wenn es zu eher privaten Dingen kommt, tue ich das, was ich für richtig halte.“
Damit hatte sie nicht gerechnet. Und dadurch vergab sie ihren Vorsprung. Das war es zumindest, was Juliet sich sagte – nachher. Er hielt sie an den Schultern und zog sie mit einem Ruck zu sich heran. Das war nicht die sachte, kalkulierte Verführungstaktik, die sie von ihm erwartet hatte. Es war schroff, impulsiv und erregend.
Fordernd presste er seinen Mund auf ihren. Seine Hände hielten sie unnachgiebig fest. Ihr blieb keine Zeit, weder um sich zu sträuben, noch um zu denken. Er riss sie mit sich auf eine rasante Reise durch Licht und Hitze. Sie wehrte sich nicht. Später, als sie sich einredete, dass sie es versucht hätte, wusste sie dennoch, dass es eine Lüge war.
Passanten hasteten über den Bürgersteig, der Verkehr schob sich durch die Straßen. Weder Juliet noch Carlo bemerkten etwas davon. Die Hitze des Nachmittags heizte Dallas auf, der Beton unter ihren Füßen speicherte sie, die Luft flirrte und summte. Die beiden hatten mit einem Feuer zu kämpfen, das sie selbst entfacht hatten.
Ihre Hände lagen an seiner Hüfte. Unsicher hielt sie ihn fest, dann ließ sie die Hände wieder sinken. Ein Auto brauste vorbei, laute Countrymusik dröhnte durch die heruntergelassenen Seitenfenster. Juliet hörte es nicht einmal. Obwohl sie den Wein zum Lunch abgelehnt hatte, schmeckte sie ihn jetzt auf Carlos Zunge und war berauscht davon.
Später, sehr viel später, würde er Zeit haben, darüber nachzudenken, was hier passiert war. Es war nicht so wie sonst, wenn er eine Frau verführte. Ein Teil von ihm wusste und befürchtete schon jetzt, dass es nicht das Gleiche war. Sie zu berühren war anders, als andere Frauen zu berühren. Sie zu schmecken – leicht, innig, lockend – war anders als bei den Frauen zuvor. Es war ein neues Gefühl. Dabei hätte er jeden Eid geschworen, dass er alle Empfindungen, derer ein Mann fähig war, schon erlebt hatte.
Er kannte sich mit Emotionen aus. Sie gehörten zu seiner Arbeit und seinem Leben. Doch nie zuvor hatten sie solche Tiefe erlangt. Ein Mann, der mehr erhielt als er erwartete und es nicht festhielt, war ein Narr.
Carlo schloss die Augen und genoss Juliets Nähe. Nie zuvor hatte die Intimität zwischen ihm und einer Frau eine solche Intensität besessen.
Neue Erfahrungen durfte man niemals ausschlagen, man musste sie erkunden und auskosten, wusste er und ignorierte die kleine nagende Furcht, die sich tief in seinem Innern meldete.
Später. Sie standen eng aneinandergeschmiegt, und jeder von ihnen sagte sich, dass sie später nachdenken würden. Zeit war nicht wichtig, nur das Jetzt hatte eine Bedeutung.
Er löste seine Lippen von ihrem Mund, seine Hände hielten sie weiter fest. Es schockierte ihn, als er feststellen musste, dass sie beide nicht sicher standen. Schon viele Frauen hatten Begehren in ihm erweckt, Flammen in ihm entfacht. Aber keine hatte ihn je erbeben lassen. „Wir brauchen einen Platz“, murmelte er. „Einen ruhigen Platz, wo wir allein sein können. Es wird höchste Zeit, dass wir aufhören, so zu tun, als wäre das hier nicht real.“
Sie wollte nicken, wollte sich komplett ihm überlassen. Aber wäre das nicht der erste Schritt, der ihr die Kontrolle über das eigene Leben entrisse?
„Nein, Carlo.“ Ihre Stimme klang bei Weitem nicht so fest, wie sie es sich gewünscht hätte, dennoch hielt sie an ihrem Standpunkt fest. „Wir müssen damit aufhören, Geschäftliches und Persönliches zu vermischen. Wir sind noch knapp zwei Wochen zusammen unterwegs.“
„Mir ist völlig gleich, ob es zwei Tage oder zwei Jahre sind. Ich will diese Zeit mit dir auskosten.“
Sie nahm sich zusammen, ermahnte sich, dass sie auf einer öffentlichen Straße im regen Nachmittagsverkehr standen. „Carlo, jetzt ist nicht die richtige Zeit, um darüber zu reden.“
„Jetzt ist immer richtig. Juliet ...“, beschwörend hielt er ihr Gesicht mit beiden Händen, „nicht
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