Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
meisten Scherben ergeben und ihn am meisten befriedigen würde, kam Juliet hereingerauscht.
„Beeilen wir uns besser, Carlo, das Taxi wartet schon. So wie es aussieht, haben wir genügend Zeit, ins Hotel zurückzufahren, zusammenzupacken und ein Flugzeug früher zu erwischen.“
„Ich will mit dir reden.“
„Ja, sicher. Wir können uns im Taxi unterhalten.“ Da sie bereits den langen Gang hinunterhastete, blieb ihm nichts anderes, als ihr zu folgen.
„Als du den Namen der Reporterin erwähntest, habe ich einfach nicht geschaltet.“
„Geschaltet?“ Juliet zog die schwere Tür aus Metall auf und trat in den Hinterhof hinaus. Wäre es nur noch ein wenig heißer, hätte Carlo seine Hühnchen auf dem Asphalt rösten können, dachte sie. „Oh, du meinst, dass ihr euch kennt. Nun, es ist ja auch schwer, sich jeden zu merken, den wir schon getroffen haben, nicht wahr?“ Sie stieg in das Taxi ein und nannte dem Fahrer die Adresse des Hotels.
„Wir sind jetzt durchs halbe Land gereist.“ Verärgert stieg er zu ihr auf die Rückbank. „Die Dinge fangen an zu verschwimmen.“
„Stimmt.“ Freundlich tätschelte sie seine Hand. „Detroit und Boston werden die Hölle sein. Da wirst du von Glück sagen können, wenn du dich an deinen eigenen Namen erinnerst.“ Sie holte ihren Taschenspiegel hervor und überprüfte schnell ihr Make-up. „Aber für Philadelphia kann ich dich beruhigen. Und du sagtest mir ja schon, dass du dort eine ... Freundin hast.“
„Summer ist anders.“ Er nahm ihr den Spiegel ab. „Wir kennen uns seit Jahren. Wir waren zusammen auf der Universität. Wir haben nie miteinander ... Wir sind Freunde, nur Freunde“, endete er murmelnd. „Ich gebe nur ungern Erklärungen ab.“
„Das merke ich.“ Sie zog Geldscheine aus ihrem Portemonnaie und rechnete das Trinkgeld aus, als das Taxi vor dem Hotel vorfuhr. Schon halb ausgestiegen, wandte sie sich noch einmal um und schaute Carlo einen Moment lang an. „Niemand hat eine Erklärung von dir verlangt.“
„Das ist lächerlich.“ Er hielt sie am Arm fest, bevor sie die Drehtüren erreicht hatte. „Du hast eine Erklärung verlangt. Manchmal braucht man keine Worte zu benutzen, um etwas zu verlangen.“
„Das Schuldgefühl redet einem alle möglichen Dinge ein.“ Sie schob sich durch die Tür und in die Lobby.
„Schuldgefühl?“ Aufgebracht und zornig holte er sie bei den Aufzügen ein. „Es gibt nichts, für das ich mich schuldig fühlen muss. Dafür müsste ich ein Vergehen oder eine Sünde begangen haben.“
Sie hörte ruhig zu, trat in die Aufzugskabine und drückte den Knopf für ihr Stockwerk. „Das ist völlig richtig, Carlo. Auf mich machst du den Eindruck eines Mannes, der unbedingt ein Geständnis ablegen will.“
Er stieß einen wütenden Schwall in Italienisch aus, bei dem die anderen beiden Fahrgäste im Lift sich unwillkürlich enger in die Ecken drückten. Juliet verschränkte die Finger und entschied, dass sie sich noch nie besser amüsiert hatte. Die anderen machten einen großen Bogen um Carlo, als der Aufzug auf ihrem Stockwerk hielt und sie ausstiegen.
„Möchtest du am Flughafen noch schnell etwas vor dem Abflug essen oder lieber warten, bis wir wieder gelandet sind?“
„Ich habe kein Interesse an Essen.“
„Eine seltsame Behauptung von einem Chefkoch.“ Juliet eilte leichtfüßig über den Korridor. „Zehn Minuten bleiben uns fürs Packen, und dann bestelle ich einen Pagen, damit er das Gepäck nach unten bringt.“ Sie hielt den Zimmerschlüssel in der Hand und hatte ihn schon ins Schloss gesteckt, als Carlo die Finger um ihr Handgelenk klammerte. Als sie ihn anschaute, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn bisher nie wirklich frustriert gesehen hatte. Gut. Es war auch höchste Zeit.
„Ich packe gar nichts, bevor das nicht geklärt ist.“
„Bis was geklärt ist?“, konterte sie.
„Wenn ich etwas falsch mache, dann bekenne ich mich dazu.“ So nahe hatte er noch nie vor einer Explosion gestanden, ahnte Juliet. Mit einer hochgezogenen Augenbraue hörte sie ihm aufmerksam zu. „Es war Lydia, die ihre Arme um mich gelegt hat.“
Juliet lächelte spöttisch. „Aber ja doch, ich habe genau gesehen, wie du dich mit aller Macht gewehrt hast. Eine solche Frau sollte man einsperren. Einen Mann auf diese Art und Weise auszunutzen ...“
Seine Augen, von Natur aus schon dunkel, wurden fast schwarz. „Jetzt wirst du sarkastisch. Aber du verstehst die Zusammenhänge
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