Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
aus dem einen oder anderen Grund festgesessen hatte. Einmal, so erinnerte er sich, war es wegen einer Flamenco-Tänzerin in Madrid gewesen. Sie hatte ihn so sehr abgelenkt, dass er seinen Flug verpasst hatte. Nun, es war wohl besser, wenn er das jetzt nicht erwähnte. Dennoch, wenn so etwas geschah, blieb einem nichts anderes übrig, als sich zu entspannen und den Moment zu genießen. Nur, inzwischen kannte er Juliet besser.
„Du machst dir Sorgen wegen der Fernsehshow morgen.“
„Natürlich mache ich mir Sorgen deswegen.“ Während sie auf und ab marschierte, ging sie die verschiedenen Möglichkeiten durch. Sie könnten ein Auto mieten und selbst fahren – nein, selbst bei gutem Wetter war es einfach zu weit. Oder sie könnten ein Flugzeug chartern und darauf hoffen, dass der Nebel sich bis zum Morgengrauen verzogen hatte. Juliet schaute wieder nach draußen. Sie saßen hier im fünfundsechzigsten Stock, aber sie hätten genauso gut fünfundsechzig Meter unter der Erde sein können, so wenig konnte man draußen erkennen. Nein, so entschied sie, kein Fernsehspot war dieses Risiko wert. Sie würden schlicht absagen müssen. Eine andere Wahl hatten sie nicht.
Sie ließ sich in einen Sessel sinken und legte ihre Füße auf das Sofa. „Es tut mir leid, Carlo, aber es lässt sich nicht vermeiden. Wir werden Boston streichen müssen.“
„Boston streichen?“ Träge kreuzte er die Arme hinter dem Kopf. „Juliet, Franconi streicht gar nichts. Kochen, ja, aber Streichen? Niemals.“
Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er todernst war. „Mit streichen’ meine ich ,auslassen’.“
„Du hast aber nicht auslassen gesagt.“
Zischend stieß sie die Luft aus. „Ich sage es jetzt.“ Sie bewegte ihre Zehen auf und ab. Nach einem Zehnstundentag waren sie ein wenig steif. „Es gibt keinen Weg, dass wir es pünktlich zu der Fernsehshow schaffen könnten, und das ist der wichtigste Termin in Boston. Es gibt noch zwei Zeitungsinterviews und eine Buchsignierung. Davon haben wir uns von vornherein nicht allzu viel Resonanz versprochen und deshalb auf den Fernsehauftritt gezählt. Aber ohne ihn ...“ Resigniert zuckte sie mit den Achseln. „Das können wir uns abschminken.“
Carlo schloss halb die Augen und befand, dass das Sofa ein ausgezeichneter Platz war, um die nächste Stunde, oder auch zwei, darauf zu verbringen. „Nun, dann machen wir es uns doch einfach gemütlich.“
Juliet bedachte ihn mit einem ausdruckslosen Blick. „Du wirst nichts anderes zu tun haben als ... als auf dem Rücken zu liegen“, beschloss sie nach einem kurzen Zögern. „Für die nächsten vierundzwanzig Stunden.“
„Nichts?“
„Nichts.“
Er grinste, und dann bewegte er sich schneller, als man ihm zugetraut hätte. Er packte sie bei den Armen und zog sie mit sich auf das Sofa. „Gut, dann liegst du mit mir. Zwei Rücken, madonna, sind immer besser als einer.“
„Carlo.“ Dem ersten Kuss konnte sie nicht ausweichen. Oder vielleicht versuchte sie es auch nicht ernsthaft genug. Aber sie wusste, dass sie den zweiten unbedingt vermeiden musste. „Warte einen Moment.“
„Wir haben nur vierundzwanzig Stunden“, erinnerte er sie, während seine Lippen ihr Ohrläppchen suchten. „Wir sollten keine Zeit vergeuden.“
„Ich muss erst ... Hör auf damit“, befahl sie, als ihre Gedanken bereits zu schwimmen begannen. „Erst müssen die Arrangements getroffen werden.“
„Welche Arrangements?“
In Gedanken überschlug sie die notwendigen Vorkehrungen. Aus ihrem Zimmer hatte sie bereits ausgecheckt. Die Suite hatten sie nur zur eigenen Bequemlichkeit noch behalten, vorerst bis um sechs Uhr. Sie konnte ein Zimmer für eine Nacht für sich buchen, aber ... sie durfte ruhig zugeben, dass es in diesem speziellen Falle wirklich unsinnig wäre. Sie wehrte seine Hände ab, die überall gleichzeitig zu sein schienen, und kehrte ihre praktische Seite heraus. „Wie zum Beispiel diese Suite noch für eine weitere Nacht zu buchen.“
„Das ist wichtig, genau.“ Er hob kurz den Kopf. Ihre Wangen waren bereits erhitzt, ihre Augen schon leicht verhangen. Fast so als hätte sie es laut ausgesprochen, konnte er ihren Gedankengang mitverfolgen. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er sie für ihren Verstand bewunderte, der sich geradlinig von einem Punkt zum nächsten vorarbeitete.
„Ich muss im Verlag Bescheid geben. Außerdem sollten wir in Boston anrufen und absagen, dann beim Flughafen, um die Flüge
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