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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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den Umstand, daß mein Bruder nicht will, weil er gerade beschlossen hat, sich mit der Bhagawadgita zu beschäftigen und für ein paar Jahre nach Indien zu gehen, um dort zum spirituellen Meister heranzureifen.»
    Catzoa stöhnte auf. «Nun haben Sie die ganze Last zu tragen ...»
    «Ich will aber nicht, ich will meine ganze Kraft in meine Galerien stecken.»
    «Dann verkaufen Sie.»
    «Das tut mein Vater nicht, weil er einmal an der Firma hängt und zum zweiten der Sohn seiner... – wie hat man früher gesagt? – Mätresse Architektur studiert und die Firma gerne haben würde. Für geschenkt natürlich. Wofür ich ihn – unter uns gesagt – ermorden könnte.»
    Catzoa überlegte einen Augenblick. Er wußte aus Erfahrung, daß 95 Prozent seiner Arbeit nichts weiter war als reine Psychologie. Wahrscheinlich wollte der alte Kablow das Zepter noch lange nicht aus der Hand geben, sondern seine Familie nur ein wenig ärgern. Der Abschied von Macht, Geld, Einfluß und Ehre fiel den meisten Gründern furchtbar schwer, und sie neideten den Erben nicht nur ihre Jugend, sondern vor allem die Tatsache, daß sie sich so einfach ins gemachte Nest setzen konnten. Und sicherlich ging es auch bei der «Kablow Bau», die einen guten Namen hatte, nicht nur um die Existenzsicherung der Firma, sondern vor allem um Familiengeschichten, um Liebe, Eifersucht und Haß, um Absicherungen und Versicherungen, um Ängste und Emotionen, um Mythen und die Frage der Denkmalpflege. Und die Nachfolgeregelung innerhalb der eigenen Familie war die schwierigste der Übergabevarianten. Vielleicht sollte er Frau Kablow gleich zu fremden Managern raten? Am besten war es, ihren Fall zunächst einmal mit seinen Experten durchzusprechen. «Gehen wir gleich einmal zu Dr. Richter, unserem Juristen, dem Mann für solche Fälle, und anschließend reden wir mit unseren Organisationsfachleuten, wie sich die Dinge aus ihrer Sicht am besten zum Guten wenden lassen.»
    Das alles dauerte mehr als eine Stunde, und als er in sein Büro zurückkam, teilte ihm die Sekretärin mit, daß soeben ein Herr D r. Schrotzer angerufen habe.
    Catzoa blieb stehen und kratzte sich den Kopf. «Schrotzer, Schrotzer...? Nie gehört.»
    «Er sagt, er hätte Sie gestern abend in der Hotelbar getroffen.»
    «Ach, der! Ja, da hat mich einer angesprochen, ’n Soziologe, der bei ’ner französischen Firma arbeitet, dort aber nicht so recht zu Rande kommt. Hat er etwas hinterlassen?»
    «Ja, daß er morgen früh noch mal anrufen wird.»
    «Soll er. Keine große Priorität.»
    «Gut.»
    Catzoa sah auf die Uhr. «Ich geh dann zum Essen.»
    «Ja, guten Appetit.»
    «Danke. Ihnen auch.»

8
    Dr. Richard Schrotzer saß auf dem Bett und blätterte die Flugpläne durch. Eigentlich hatte er schon heute nach Grenoble zurückfliegen wollen, doch Prof. Schadow vom Innovationspark Friedrichsheide hatte ihn noch überredet, zu einer Party mitzukommen, zu der auch einige chinesische Wirtschaftsfunktionäre vom «Guangzhou Economic and Technological Development District» in der Provinz Guangdong eingeladen worden waren. Schrotzer sah das als Wink des Himmels an, denn wenn es ihm gelang, Kontakte zu dieser gigantischen Wirtschaftszone im äußersten Süden Chinas herzustellen, stand er sicherlich nicht mehr auf Savournons Abschußliste. Und als halbes Sprachgenie, das er war, hatte er in den letzten Jahren schon genügend Chinesisch gelernt, um schnell einen Fuß in der Tür zu haben. Und wenn er den Chinesen dann ein kleines Geheimnis aus der französischen MCI-Innovationsküche verriet, kam er vielleicht groß mit ihnen ins Geschäft, denn wie hieß es doch in einem ihrer Strategeme : pa zhuan yin yu – dem anderen einen Backstein hinwerfen, um später einen Jadestein dafür zu erhalten.
    So war er also bei guter Laune, obwohl er Gabi und Marius nun erst morgen Mittag sehen würde. Seine Frau hatte sich verständnisvoll gezeigt und nur ein ganz leises Murren hören lassen. Die erste Maschine nach Paris ging ja auch schon 7 Uhr 35 ab Tegel.
    Schrotzer, nur mit einem schwarzen Slip bekleidet, besah sich im Spiegel und fand, daß er attraktiver als mancher Dressman wirkte. Fast so groß wie ein Basketballspieler war er, braungebrannt wie ein Beachvolleyballstar und konnte seine Muskeln so spielen lassen wie ein Stammgast im Bodybuilding-Studio. Doch was ihn von Männern dieser Art deutlich unterschied, waren sein IQ von 140 und mehr und sein Sprachtalent. Wenn er nur die letzten fünfzehn Jahre seines

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