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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Berlin fast so etwas wie eine Serie gelungen war. Immer wieder kamen Anfragen, ob sie denn nicht etwas über die anderen Manager schreiben wolle, die noch vermißt wurden, und sie wandte sich ganz automatisch dem nächsten Namen zu, der auf ihrer Liste stand: Dr. Wolfram Witt, 57, Diplomvolkswirt aus Hannover, im Aufträge seiner Firma, der Dachsanierung Ziegelmann GmbH, nach Berlin gekommen, um bei den hauptstädtischen Baufirmen zu antichambrieren. Seit dem 18. April war er spurlos verschwunden.
    Als sie Mannhardt von ihrem Plan berichtete, sich nun auf Dr. Witt «zu stürzen», reagierte der nur mit gewohnter Blödelei. «Am besten, du suchst ihn bei den psychisch Kranken.»
    Heike konnte ihm nicht folgen. «Versteh ich nicht...?»
    «Na, weißt du nicht, wo die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik liegt: in Wittenau. Wenn das kein Hinweis ist!»
    «O Gott, du erzählst wieder ein Müll heute!»
    «Bitte, mach was du willst...» Mannhardt küßte sie. «Das war’s dann, Darling, do not forsake me now and ever, ich muß zum Dienst.»
    Als er gegangen war, nicht ohne seinen Sohn noch gehörig zu herzen und zu küssen, nahm Heike den Papst aus dem Bettchen, um ihn zu säubern und zu wickeln. Viel lieber hätte sie sich jetzt an ihre Recherchen gemacht. Und während sie den rosigen Kinderpo küßte und dann mit Penatencreme bestrich und puderte, versuchte sie sich vorzustellen, wie wohl dieser Dr. Witt ausgesehen haben mochte. Mit seinen 57 Jahren war er gar nicht soviel älter als der Vater ihres Kindes. Volkswirt, Hannoveraner, Vertrieb von Dachziegeln. Silvester krähte fröhlich und bekam die Brust. Das Stillen war etwas, das sie glücklich machte. Dieses hemmungslos-gierige Saugen an ihrer Brust. Vielleicht auch, weil der Knabe nach dem Stillen wirklich still im Bettchen lag und sie endlich an die Arbeit gehen konnte. Aber war das hier keine, die Kindesaufzucht? Sie war es satt, die alten feministischen Sätze zu denken.
    Als sie sich von der Telekom-Auskunft 0 11 88 die Nummer der Ziegelmann GmbH Hannover geben lassen wollte, brauchte sie sieben Anläufe, um durchzukommen, was ihr die Vorteile der Privatisierung des öffentlichen Dienstes deutlich vor Augen führte. Während sie wartete, fiel ihr ein, daß sie ja mit ihrem Artikel «Nomen est omen» immer noch nicht vorangekommen war, der Suche im Berliner Branchenbuch nach Namen von Firmen oder Selbständigen, die etwas mit der ausgeübten Profession zu tun hatten. In Bremen hatte sie von einem Arzt Dr. Blut gehört, Mannhardts Mutter hatte berichtet, daß es in Berlin-Baumschulenweg früher einen Schlächter mit Namen Schweinefuß gegeben haben sollte, und am Bundesplatz sollte ein Hans Grob als Zahnarzt praktizieren. Ob die wohl unter ihrem Namen litten oder davon profitierten?
    Endlich hatte sie die Nummer der Firma Ziegelmann herausbekommen und konnte sich mit Hannover in Verbindung setzen. Entgegen ihren Befürchtungen gaben sich die Leute dort sehr offen.
    «Uns ist jeder recht, der uns bei der Suche nach Dr. Witt unterstützt», betonte der Geschäftsführer der GmbH, nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen hatte.
    «Ich bin zwar nicht die Kripo», fuhr sie fort, «muß aber dennoch fragen, ob irgend jemand in seiner Nähe ein Motiv gehabt haben könnte, ihn aus der Welt zu schaffen.»
    «Nicht daß ich wüßte...» Der Geschäftsführer, von der Stimme her ein alerter Jüngling, frisch gekommen vom Institut für Betriebswirtschaftslehre einer Universität der Rangziffern 42 - 43, wie sie vage schätzte, aber einer Roland-Kaiser-Stimme, dachte nach. «Er war Single, die Ehefrau vor Jahren gestorben, die Kinder glücklich verheiratet in den USA und Südafrika... Was soll da groß gewesen sein, beziehungsmäßig?»
    Wird er also in Berlin ins Bordell gegangen sein, dachte Heike Hunholz automatisch. Vielleicht aber hatte er die Dame auch zu sich aufs Zimmer bestellt. «Wo hat er denn gewohnt?»
    «Warten Sie... Im Hotel ‹Spreeathen›.»
    Heike Hunholz horchte auf. Auch Sabine Becker-Bornschein hatte dort Quartier genommen. Das mochte purer Zufall sein, war aber immerhin etwas, wo sie einhaken konnte. Sie sah auf ihren Notizblock. Da waren zwei weitere Fragen. «Was gäb’s denn in Ihrer Branche noch für Motive, jemanden verschwinden zu lassen: Korruption und Leiharbeiter, vermute ich mal. Haben Sie dazu eine Idee, könnte Dr. Witt damit was am Hut gehabt haben?»
    Der Geschäftsführer reagierte etwas ungehalten. «Bitte, was soll das!?»
    «Und Selbstmord? Daß

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