Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
Vom Netzwerk:
geschehen, von innen heraus. Stellen Sie sich vor, wieviel Image- und Substanzverlust Industrie und Banken in Deutschland erspart geblieben wären, wenn sich bestimmte Leute rechtzeitig per Harakiri selbst entsorgt hätten. Und etliche unserer Politiker dazu...» Er nannte auf Anhieb über zwanzig Namen.
    «So ist es.» Tscharntke nickte. «Das klingt schon überzeugend.»
    «Aber da es Harakiri bei uns nicht gibt, es aber zum Überleben unserer Gesellschaft absolut notwendig ist, müssen wir das besorgen.»
    «Und verdienen ja nicht schlecht dabei...» Tscharntke hielt nicht viel von systemphilosophischen Gedankengängen und sah das alles viel pragmatischer.
    «Wir verdienen nur das, was wir verdienen.»
    «Ahnen denn die Unternehmer, die Ihnen ihre Outplacement-Aufträge erteilen nichts davon? Ich meine: die müssen doch merken, daß die Leute, die sie loswerden wollen, plötzlich verschwunden sind...»
    Catzoa warf einen flachen Stein ins Wasser und freute sich, daß er zwei-, dreimal wieder hochschnellte, als er die Oberfläche touchierte, und erst dann versank. «Ja, wenn ich das so genau wüßte... Noch hat keiner Anzeige gegen mich erstattet. Wenn sie wirklich eine Ahnung haben sollten, werden sie’s verdrängen, werden sie die Augen verschließen und es nicht wahrhaben wollen. Was nicht sein darf, das kann auch nicht sein. Und sie werden sich hüten, mit ihrem Verdacht zur Polizei zu laufen. Schon aus der Angst heraus, selber mit verdächtigt zu werden, vor allem aber wohl, um sich nicht bloßzustellen und an Image zu verlieren. Stellen Sie sich vor, ich stehe vor Gericht und nenne meine Auftraggeber. Natürlich schreien die dann, daß es so nicht gemeint gewesen sei, aber nur die wenigsten glauben ihnen das – und sie sind total erledigt. Also werden sie schweigen. Und wenn wir ihnen Videobänder schicken, auf denen zu sehen ist, wie sie ihre überzähligen Topmanager kunstvoll entsorgen, dann werden sie diese Bänder vernichten und nicht etwa zur Kripo damit laufen. Im Gegenteil, seit ich im Ruf stehe, jedes Outplacement-Problem folgensicher zu lösen, kommen immer mehr Unternehmer zu mir, auch welche, die genügend Phantasie haben müßten, sich das Geheimnis meines Erfolges denken zu können, und sie zahlen immer mehr. Und wenn es einmal hart auf hart kommen sollte, bekomme ich von ihnen auch das Alibi, das ich zum Überleben brauche. Nein, Tscharntke, unser Risiko, was das betrifft, ist geringer als das, mit einem Flugzeug abzustürzen.»
    «Trotzdem wollen wir jetzt eine Pause einlegen...?» Tscharntke schien davon nicht eben begeistert zu sein.
    «Diese Berichte über das Schwarze Loch Berlin könnten uns gefährlich werden. Es gibt leider immer noch zu viele Moralisten im Lande, und die Journalisten nutzen sie, um ihre Geschäfte zu machen.»
    «Diese Sabine Becker-Bornschein aus Bremen ist ja nun von einem anderen aus dem Verkehr gezogen worden... Das wird diese Heike Hunholz bremsen.»
    «Glücklicherweise. Und unser junger Freund, der im Hotel die Taxis gerufen hat – und Sie bei ganz besonderen Anlässen –, der ist jetzt Besitzer eines kleinen Hotels in Punta Cana, Dominikanische Republik.»
    Tscharntke sah Catzoa schräg von unten an. «Das soll ich Ihnen glauben... ?»
    «Können Sie, die Methoden sind subtil geworden.»
    «Falls nicht: Bei meinem Notar liegt ein Brief, nur im Falle meines ‹plötzlichen Ablebens › zu öffnen, und in dem steht, in wessen Aufträge ich wen aus dem Verkehr gezogen habe.»
    «Danke für die Warnung.» Catzoa stand auf und schwenkte seinen rechten Fuß in der Luft, um ihn abtrocknen zu lassen und sich wieder Strümpfe anzuziehen. «Wenn Sie’s in Kauf nehmen wollen, daß Ihre Kinder... Aber lassen wir das. Das Geld liegt bei Ihnen im Kofferraum... Seien Sie vorsichtig, wenn Sie es ausgeben...»
    «Bei mir wittert keiner was.»
    «Ich helfe Ihnen gerne, es so anzulegen, daß keiner Verdacht schöpfen wird.»
    «Danke.»
    «Ganz diskret. Ansonsten: Ich kenne Sie nicht, ich habe Sie nie im Leben gesehen.» Catzoa hüpfte nun auf dem rechten Bein auf und ab, um den linken Fuß trocken zu kriegen. «Zwar haben mich damals vor einem Jahr zwei Leute in Ihre Taxe steigen sehen, aber wer sollte sich das gemerkt haben, nachts auf dem Kurfürstendamm... ?»
    «Keiner.»
    «So ist es.»
    Noch einmal klopfte Catzoa Tscharntke auf die Schulter, diesmal fast zärtlich, dann ging er.

14
    Heike Hunholz hatte bald gemerkt, daß ihr mit dem Artikel über das Schwarze Loch

Weitere Kostenlose Bücher