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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Selbstmordthese teile.
    «Wieso?» fragte Heike Hunholz nach.
    «Was man so erzählt. Jedenfalls kann ich mich an das Gerücht erinnern, daß ihn Ziegelmann ganz gerne losgeworden wäre.»
    Heike Hunholz nickte. «Das wäre sicherlich ein Grund, aber ein Abschiedsbrief ist meines Wissens nie gefunden worden...»
    «Wenn ich mich recht erinnere, habe ich ihn nie in Begleitung gesehen, zumindest war so etwas wie eine Ehefrau nie mit ihm bei Partys oder ähnlichem. Wem hätte er da schreiben sollen...?»
    «Richtig. Und dennoch... Könnte er denn irgendwie krumme Geschäfte gemacht haben und dann erpreßt worden sein? Stichwort: Korruption. In der Baubranche ja so selten wie ein geschmückter Tannenbaum zur Weihnachtszeit...»
    «Nun... Nein, nie was gehört, Dr. Witt war absolut sauber. Aber...» Der Manager zögerte. «Unseres Wissens war er homosexuell, aber ohne festen Partner.»
    Heike Hunholz nickte. «... und hat sich in Berlin einen Stricher gesucht, von dem er dann getötet worden ist. Klischee hoch drei.»
    «Daß Golfspieler zu den oberen Zehntausend zählen, ist auch ein Klischee – und dennoch trifft es auf die meisten zu.»
    Heike Hunholz überlegte einen Augenblick. «War denn Dr. Witt ein Kämpfer oder einer, der sich schnell fallenließ, wenn er mal am Verlieren war?»
    «Ein Kämpfer. Bis zum letzten Loch hoffte er noch auf ein Birdie oder ein As.»
    Heike Hunholz sah den langen Pfeifenraucher an. «Was würden Sie denn machen, wenn man Sie in Ihrer Firma feuern würde?»
    «Den Chef umbringen!»
    «Ernsthaft mal...»
    «Zu einem dieser Anwälte gehen, die Spezialisten dafür sind. Aber wahrscheinlich wäre mein Chef schon von sich aus bei einem Profi des Outplacement-Geschäftes gewesen.»
    Heike Hunholz ließ sich alles erklären. «Herzlichen Dank. Wenn Sie mir da einige Adressen nennen können, damit ich den Einstieg habe.»
    «Gerne, ja...» Der Pfeifenraucher setzte sich hin und schrieb.
    Auch der andere der beiden Kavaliere gab sich große Mühe mit ihr. «Ich bin aus der Baubranche und schreib Ihnen mal auf, wo der Wolfram in Berlin so überall gewesen sein könnte: das berühmte Klinkenputzen bei den großen Wohnungsbaugesellschaften und Sanierungsspezialisten.»
    Nach zehn Minuten hatte Heike Hunholz ein Dutzend Adressen beisammen, dankte den beiden Managern und machte sich auf den Rückweg nach Tegel, denn Petra, die sich nun um ihr eigenes Kind zu kümmern hatte, war abzulösen.
    Waschen, Windeln, Stillen und Spazierengehen – der Papst hatte sein festes Programm. Mit Silvester im Kinderwagen ging es zum Tegeler See hinunter und so lange die Greenwichpromenade auf und ab, bis er endlich eingeschlafen war. Mit Blick auf die Insel Hasselwerder hinüber setzte sie sich auf eine gerade frei gewordene Bank, zog ihr Handy heraus und begann der Reihe nach die Nummern anzurufen, die ihr die beiden Männer im Kurfürstensaal des «Spreeathen» auf geschrieben hatten.
    Immer dasselbe Verslein. «Guten Tag, mein Name ist Heike Hunholz, ich bin freie Journalistin und arbeite derzeit an einem neuen Artikel über die Manager, die in Berlin verschwunden sind. Vielleicht erinnern Sie sich an das, was ich über das Schwarze Loch Berlin geschrieben habe...»
    Beim fünften Anlauf fand sie den ersten Gesprächspartner, der mit dem Namen Dr. Witt etwas anzufangen wußte. Es war die Nummer einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft in Köpenick draußen. «Ja, der ist hier gewesen...»
    «Ob Sie vielleicht einmal nachsehen könnten, wann das gewesen ist...?»
    Der Sachbearbeiter am anderen Ende der Leitung war nicht sonderlich begeistert von dieser Bitte, tat ihr aber den Gefallen. «Warten Sie mal...»
    Sie hörte es rascheln. Schubladen wurden auf- und wieder zugeschoben, Schränke geöffnet, Kolleginnen befragt. Sie hatte Zeit genug. Silvester ließ ein süßes Schnorcheln hören. Weiße Ausflugsdampfer zogen südwärts Richtung Scharfenberg, wollten nach Heiligensee oder gar Oranienburg. Segelboote flatterten zur Villa Borsig hinüber.
    «Hallo, sind Sie noch da?»
    «Ja...»
    «Also: Herr Dr. Witt ist am 18.April bei uns gewesen, am Dienstag nach Ostern, und zwar um 14 Uhr. Und meine Kollegin erinnert sich auch noch daran, daß er am Morgen aus Hannover gekommen ist. Mit dem Flugzeug.»
    «Wunderbar.» Heike Hunholz tadelte sich, daß sie nun auch dieses grausame Wow- und Wusch-Geschrei der Fernsehleute an den Tag zu legen begann. «Und... ist Ihnen etwas Besonderes an ihm aufgefallen...?»
    «Eigentlich

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