Ein Mann - Kein Wort
meisten auch völlig fremd, weil sie die Beziehungsebene nach Möglichkeit eher ausblenden.
Ein beispielhafter Dialog
soll das Gesagte verdeutlichen
.
Eine Frau sagt zu ihrem Partner: »Ich finde, wir sollten unseren Garten neu gestalten, mir gefällt er so nicht mehr.« – Er: »Was willst du denn ändern?« (Sachebene!) – Sie: »Das weiß ich noch nicht, du könntest dir ja auch mal ein paar Gedanken machen!« (Wechsel von der Sach- zur Beziehungsebene, verbunden mit einer indirekten Kritik) – Er: »Wieso soll ich mir Gedanken machen, mir gefällt er so, wie er ist!« (Sachebene, Beziehungsebene wird ignoriert!) – Sie: »Klar gefällt er dir so, wie er ist, das ist natürlich am bequemsten für dich. Wenn’s nach dir ginge, hätten wir ja auch noch die erste Kücheneinrichtung, die wir nach unsererHeirat gekauft haben!« (weiterer Vorwurf auf der Beziehungsebene) – Er: »Kannst du mir sagen, warum ich etwas ändern soll, das mir noch gefällt und noch gut in Schuss ist?« (Sachebene, die Beziehungsebene wird weiterhin ignoriert, ebenso auch der neue Vorwurf) – Sie: »Das könntest du zum Beispiel mir zuliebe machen! Andere Frauen leisten sich alle paar Jahre einen neuen Garten, und ihre Männer unterstützen sie dabei!!« (neuer Vorwurf auf der Beziehungsebene unter Verzicht auf Argumente auf der Sachebene)
So könnte der Dialog noch lange fortgesetzt werden, mit zunehmender Gereiztheit und Aggressivität auf beiden Seiten. »Sie« vermischt permanent die
Sache
– ihr Wunsch nach Neugestaltung des Gartens – und die
Beziehung
: ihre Unzufriedenheit mit der vermeintlichen Initiativlosigkeit und dem Desinteresse ihres Partners, das für sie möglicherweise ein Zeichen seiner fehlenden Wertschätzung ihrer Person ist.
»Er« hingegen konzentriert sich stur auf die Sache (Muss der Garten neu gestaltet werden – ja oder nein?) und ignoriert standhaft ihre eingeflochtenen und immer deutlicher werdenden Vorwürfe.
Dieses »Aneinandervorbeireden« trifft man bei vielen Paaren – doch wer trägt dafür eigentlich die Verantwortung? Meines Erachtens die Frau ebenso wie der Mann. Grundsätzlich kann man nämlich sagen: Probleme in Beziehungen
»werden nicht von der einen oder anderen Person verursacht, sondern von der Art, wie sie einander begegnen«
55 .
Lassen Sie mich dies anhand des gegebenen Beispiels illustrieren.
Die Antworten der Frau
machen deutlich, dass sie ein Sachthema ruckzuck zum Aufhänger für ein Beziehungsproblem macht – was nicht sehr konstruktiv ist, wie der Dialog zeigt.
Seine
Antworten signalisieren, dass er nicht gewillt (oder in der Lage) ist, auf diese Vermischung zweier ganz verschiedener Themenkomplexeeinzugehen, schon gar nicht, wenn er dabei unverzüglich in die Rolle des Angeklagten gedrängt wird.
Warum aber, so muss gefragt werden, vermischt die Frau die beiden Themen? Was für einen Vorteil verspricht sie sich davon, sie ineinander zu verflechten? Ich vermute: Darüber denkt sie gar nicht nach – sie
tut
es einfach. Doch es ist wenig aussichtsreich, Beziehungsthemen zwischen den Geschlechtern über den »Transmissionsriemen« von Sachthemen ausdiskutieren zu wollen! Männer fühlen sich genervt von so viel Unsachlichkeit, Frauen fühlen sich in ihrer – nach ihrer Überzeugung glasklaren – Beziehungsbotschaft nicht ernst genommen.
Was aber wäre eine Lösung? Würde der Mann sich fragen: »Welches Problem in unserer
Beziehung
steht hinter dieser Sachfrage?«, so könnte er seine Frau direkt auf dieses Problem ansprechen: »Das hört sich so an, als ob du dir von mir etwas mehr Kreativität in Bezug auf Haus und Garten wünschst. Fühlst du dich in dieser Hinsicht von mir zu sehr alleingelassen?« – Daraufhin könnte die Frau – sachlich! – antworten: »Ja, genau so ist es!« oder: »Nein, das Gefühl habe ich nicht.« – In diesem Fall wäre sie gezwungen, ihr eigentliches Anliegen konkreter zu formulieren, was für den weiteren Verlauf des Gesprächs nur von Nutzen sein könnte: »Weißt du, es geht mir darum …«
Würde jedoch die Frau diese Frage
an sich selbst
stellen: »Welches Problem in unserer Beziehung bringe ich mit dieser Sachfrage in Verbindung?«, so könnte sie die beiden Themenfelder von vornherein klar unterscheiden und beispielsweise sagen: »Das kann ich ja verstehen, dass dir der Garten gefällt, so wie er ist, aber ich würde mich einfach freuen, wenn du auch mein Interesse respektierst und mich trotzdem bei der einen oder anderen
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