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Ein Mann - Kein Wort

Ein Mann - Kein Wort

Titel: Ein Mann - Kein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Weingardt
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Veränderung unterstützen würdest!« – Daraufhin könnte er gelassen antworten: »Das leuchtet mir ein, und ich will dich auch unterstützen! Aber erwarte bitte nicht zu viel!«
      Ausnutzen der verbalen Überlegenheit im emotionalen Bereich
    Wie wir mehrfach festgestellt haben, sind Frauen meist wortgewandter, wenn es um Gefühle geht, weil sie offenbar weniger Schwierigkeiten haben, sich dieser Gefühle bewusst zu werden und sie in sprachliche Formen zu bringen. Wenn sie ihre Wortgewandtheit dazu gebrauchen, um dem Mann buchstäblich etwas ein- oder auszureden, ihn zu überfahren oder ihn in die Enge zu treiben, so überkommt den Mann dabei immer mehr ein Gefühl des Unbehagens (»Ich komme ja doch nicht gegen sie an!«). Erst recht ist dies der Fall, wenn sie ihn mit verletzenden Urteilen demütigt (»Du bekommst ja nichts auf die Reihe – schau doch deinen Bruder an, der kann was!«).
    Die eigene weibliche Wortgewandtheit auszunutzen erzeugt beim Mann unweigerlich das Empfinden, unterlegen bzw. ausgeliefert zu sein. Er fühlt sich bedroht. Darauf reagiert das Gehirn, egal ob es sich um eine körperliche oder seelische Bedrohung handelt, mit einem unveränderlichen, festgelegten Alarmprogramm, der so genannten Stressreaktion, die auf den gesamten Körper übergreift. Die Stressreaktion kennt genau zwei Alternativen: entweder Kampf (Aggressivität, verbale oder tätliche Angriffe) oder Flucht (weggehen, schweigen, sich emotional zurückziehen usw.).
    Leider ist es ein Teil dieser Stressreaktion, dass genau das lahmgelegt wird, was die Frau im Gespräch mit ihrem Mann eigentlich erwartet, nämlich das klare Denkvermögen. Es werden stattdessen uralte, fast automatisch ablaufende emotionale Reaktionsprogramme aktiviert, die dazu führen, dass an eine vernünftige Klärung der Probleme nicht mehr zu denken ist. Und in der Tat: Viele Gewalttaten im Affekt (dazu gehören auch die sogenannten Beziehungsmorde), die von Männern begangen werden, haben als Auslöser ein Verhalten oder auch nur eine Äußerung des Gegenübers, die den Mann an einem zutiefst verletzlichen Punkt seines Selbstwertgefühls traf.
    Damit soll das Recht der Frau auf freie Meinungsäußerung und selbstbestimmtes Handeln auf keinen Fall geschmälert werden. Doch jede Frau, die in einer festen Beziehung lebt, muss sich gutüberlegen, wie sie dieses Recht dem Mann gegenüber umsetzt, ohne ihn zutiefst zu verletzen oder emotional völlig zu überfordern.
      Fehlende Empathie
    Frauen neigen manchmal dazu, auf die Verwundbarkeit des Mannes,
wenn
er sich emotional öffnet, zu wenig Rücksicht zu nehmen, wodurch sie ihn möglicherweise verletzen, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Sie machen sich oft nicht genügend bewusst, wie viel
Überwindung
es einen Mann kostet, unverarbeitete Erlebnisse, wunde Punkte oder »weiche Stellen« seiner Psyche oder seines Lebens zu thematisieren. All das, was er lieber verdrängt oder für sich behält, bedroht schließlich sein Selbstbild und sein Selbstvertrauen aufs Empfindlichste! Das Gefühl der Rat- oder Hilflosigkeit, die Erfahrung von Scheitern und Niederlagen, von Verletzungen und bitteren Enttäuschungen – gerade solche Punkte müssen von einer Frau, sofern ein Mann sie zur Sprache bringt, mit großer Geduld, Feinfühligkeit und Behutsamkeit aufgenommen oder angesprochen werden. Vorschnelle Urteile, kritische Einwürfe, spöttische und abfällige Kommentare sind hier nicht selten Gift. 56
    Ein Beispiel
    Ein Mann kommt abends von der Arbeit und wird von seiner Frau gefragt: »Wie war’s heute in der Firma?« – »Na ja, das Übliche …« – »Was heißt ›das Übliche‹? Irgendwie wirkst du ziemlich erschöpft!« – »Ach ja, wenn einem diese Idioten von der anderen Abteilung auch dauernd Prügel zwischen die Beine werfen …!« – »Meinst du wirklich, bei euch sitzen weniger Idioten?« – »Das nicht, aber darum geht’s jetzt doch gar nicht.« – »Doch, darum geht’s auch, denn ich finde es nicht gut, wenn man die Schuld bei Problemen immer nur bei den anderen sucht …!« – »Oh Gott, fang nicht davon an. Ich geh duschen.«
    Eigentlich fängt es wunderbar an: Die Frage der Frau lädt den Mann ein, ihr seine momentane Befindlichkeit mitzuteilen. Der Mann geht auf diese Aufforderung nicht sofort ein, sondern antwortet zunächst mit einer allgemeinen Andeutung (»das Übliche«). Die Frau fragt jedoch beharrlich weiter und spricht ihn sogar ganz gezielt auf seine Gefühlslage an (»Du

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